Neuanlauf Saarbrücker Kulturmeile: Für Hurrarufe zu früh?

Saarbrücken. Wenn zwei sich einigen, freut sich vor allem der Dritte. Hier ist es die Musikhochschule des Saarlandes, die unverhofft zu einer Haupt-Nutznießerin der gestern bekannt gewordenen Kulturmeile-Planungen rund um den Erweiterungsbau der Modernen Galerie werden könnte. Zum einen würde die nahe gelegene Kulturbibliothek (3,5 Mio.) die MSH aus Raumnöten erlösen

Saarbrücken. Wenn zwei sich einigen, freut sich vor allem der Dritte. Hier ist es die Musikhochschule des Saarlandes, die unverhofft zu einer Haupt-Nutznießerin der gestern bekannt gewordenen Kulturmeile-Planungen rund um den Erweiterungsbau der Modernen Galerie werden könnte. Zum einen würde die nahe gelegene Kulturbibliothek (3,5 Mio.) die MSH aus Raumnöten erlösen. 200 Quadratmeter würden frei. Zum anderen profitierte der 70er Jahre Bau auch optisch: durch eine Aufstockung, die seine Gebäudehöhe mit der des Vierten Pavillons und der Bibliothek parallelisiert. "Wir sind überaus froh für diese Lösung, wir brauchen jeden Quadratzentimeter", sagt MSH-Pressechef Thomas Wolter. Wolter erhofft sich mit dem Umzug auch eine EDV-Aufrüstung und eine Vitalisierung der bislang zu wenig genutzten öffentlichen Musikbibliothek in der Hochschule. Weniger optimistisch fallen die politischen Reaktionen aus. Die Saarbrücker FDP-Fraktion will sich erst nach der heutigen 3-D-Präsentation durch die Stiftung äußern. Ab nächster Woche sollen auch Bürger eine Animation inklusive Museums-Neubau-Ansichten im Foyer der Modernen Galerie zu sehen bekommen. Mancher wird staunen. Entsteht doch beispielsweise vor der Schillerschule Richtung Museum ein riesiger (straßenloser) Vorplatz, den die neue Bibliothek Richtung Langwiedstift nahezu ideal abriegelt. - Der Ausbau einer einst von der Stiftung entwickelten "Kulturplatz"-Idee, damals unter Führung Jürgen Schreiers (CDU)? Fügt sich also alles zum Besten? Für Hurra-Rufe sei es zu früh, meint SPD-Chef Heiko Maas, dessen Fraktion auf eine Antwort wartet zu einer Regierungs-Anfrage, die unter anderem die Finanzierung des 9-Millionen-Neubaus kritisch hinterfragt. 3,5 Millionen investiert die Stiftung aus den Landes-Sonder-Mitteln für die "Neue Museumslandschaft Saar", zwei Millionen fließen aus Stiftungs-Rücklagen und Einsparungen, drei Millionen sind Kredite, deren Zinsen ein Sponsor übernehmen will (1,5 Mio. Euro). Wie viel die Kulturufer-Maßnahme zusätzlich kosten wird, ist unklar. Ein Jahr vor der Landtagswahl sei die Landesregierung "sehr willig" in der Zusage von Investitionen, sagt Maas: "Man kann nicht ausschließen, dass dies nur eine Panikmaßnahme ist, um ein Problem möglichst schnell auszutreten." Auch Thomas Brück (Grüne, Stadt) interpretiert das in Aussicht gestellte Engagement des Ministerpräsidenten ähnlich: "Peter Müller hat die Brisanz erkannt. Es wäre politisches Harakiri, den 4. Pavillon gegen den Willen des Stadtrates und der Bürger durchzudrücken." Brück wird weiter "kritisch hinschauen", denn die für ihn problematische Massigkeit des 4. Pavillons bliebe ja unverändert. Nur Hermann Hoffmann (CDU, Stadt) bekennt sich ohne Wenn und Aber zu den neuen Plänen. Er sieht darin den Lohn für CDU-Arbeit: Auf Antrag seiner Fraktion hin sei die Verwaltung beauftragt worden, eine "qualitativ aufwertende Neuordnung des öffentlichen Raumes zwischen Bismarckstraße und Saar" zu erarbeiten.27. August, 19.30 Uhr: Die Gesellschaft für Kulturpolitik lädt zum Podium über die Zukunft der "Galerie der Gegenwart". Evangelisches Gemeindezentrum, Evangelisch-Kirchstraße 27.

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