Das schwedisch-norwegische Trio The Thing ist eine der spannendsten Jazzbands Europas. Was Saxofonist Mats Gustafsson, Bassist Ingebrigt Håker Flaten und Drummer Paal Nilssen-Love vom Stapel lassen, ist ruppige und doch eingängige Musik, in der sich Avantgarde und Punk treffen. In den schweißtreibenden, Grenzzäune einreißenden Programmen stehen Stücke von den White Stripes und Led Zeppelin neben solchen von Peter Brötzmann und Don Cherry. Ein Stück des 1995 verstorbenen Jazzpioniers verhalf The Thing zu ihrem Namen, nun wird er posthum zu einer Schlüsselfigur des nächsten Kapitels der Bandgeschichte. Der Amerikaner lebte seit den 70ern mit seiner Frau in Schweden und entwickelte ein enges Verhältnis zu Stieftochter Neneh Cherry, dem Kind eines afrikanischen Trommlers.Neneh startete neben dem Mainstream eine Karriere als Rapperin, spielte Funk und HipHop. Sie sang mit Michael Stipe und Youssou N'Dour, dann wurde es stiller um sie. Nun meldet sich die inzwischen 48-Jährige zurück. Bei The Thing findet sie die ideale Umgebung für ihren intensiven Gesang, zu dem nun ein von einer heftigen Zweimannrhythmusgruppe angefeuertes Saxofon röhrt wie weiland das von Albert Ayler. Diese Musik kommt direkt auf den Punkt. "The Cherry Thing" ist das Dokument eines Aufbruchs ins Abenteuer. Die Songs, diesmal vom No-Wave-Duo Suicide, von der Tricky-Komparsin Martina Topley-Bird, den Stooges, Ornette Coleman und natürlich von Don Cherry, bleiben Songs, gehen in die Beine, schrauben sich als Ohrwürmer in den Kopf und bersten vor Intensität. Ein elektrisierender Neuanfang ohne Scheuklappen.stei

Neneh Cherry & The Thing: The Cherry Thing (Smalltown Supersound/Cargo Records)