Nächster IT-Gipfel in Saarbrücken

Berlin/Saarbrücken · „Bildung und Digitalisierung“ ist das Thema des nächsten nationalen IT-Gipfels in Saarbrücken. Die Entscheidung fürs Saarland bezeichnet DFKI-Chef Wolfgang Wahlster als „kleinen Ritterschlag“.

"Champions der Wertschöpfung" sollen die deutschen Unternehmen weiterhin sein, und dafür müssen sie die Digitalisierung vorantreiben. Das machte Kanzlerin Angela Merkel (CDU ) gestern zum Abschluss des IT-Gipfels in Berlin deutlich. Dies wäre "eine gute Wettbewerbsansage". Die Chancen der Digitalisierung sollten nicht nur große Unternehmen nutzen, sondern auch Mittelständler und Zulieferer, sagte Merkel. Und da müsse das Augenmerk bereits frühzeitig auf einer breiteren Bildung liegen. "Wir müssen jetzt Voraussetzungen schaffen für unsere Wettbewerbsfähigkeit in zehn Jahren", appellierte auch Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD ) an die Wirtschaft. Im Herbst kommenden Jahres wird daher das Thema "Bildung und Digitalisierung " im Mittelpunkt des IT-Gipfels stehen. Und der soll erstmals im Saarland stattfinden, kündigte die Kanzlerin an.

Saar-Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU ) begrüßte die Entscheidung: "Es ist ein herausragender Erfolg und eine große Anerkennung für das Saarland." In Berlin heißt es, insbesondere Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU ) und Kramp-Karrenbauer hätten sich erfolgreich dafür eingesetzt, dass der nationale Kongress ins Saarland vergeben wird. Altmaier sprach von einem "tollen Kompliment für den Zukunftsstandort Saarland und die IT-Kompetenz seiner Universität".

Wolfgang Wahlster , Leiter des Deutschen Forschungszentrums für künstliche Intelligenz in Saarbrücken, bezeichnet diese Entscheidung sogar als "kleinen Ritterschlag für das Saarland". Er habe gemeinsam mit dem saarländischen IT-Unternehmer August-Wilhelm Scheer und der Ministerpräsidentin seit fünf Jahren dafür gekämpft. Der Gipfel biete der saarländischen IT-Branche und den hiesigen IT-Forschern eine Chance für eine "Leistungsshow". Zudem könne das Saarland sich mit großen Playern wie Siemens weiter verzahnen und noch mehr Aufträge reinholen. Auch Scheer sagte: "Das ist ein sehr wichtiger Termin für das Saarland." Der IT-Gipfel sei eine große Anerkennung, aber auch Herausforderung an die Logistik. "Das muss man im Saarland erstmal bewältigen", sagte Scheer. So müssten zum Beispiel genügend Hotelzimmer zur Verfügung stehen.

Das Top-Thema des zehnten IT-Gipfels "Digitalisierung und Bildung" bereitet Scheer derzeit in einer Experten-Plattform von Bundesforschungsministerin Johanna Wanka (CDU ) vor. Die Digitalisierung spiele besonders in der Bildung eine große Rolle. "Die Arbeitswelt verändert sich, da müssen die Arbeiter von morgen jetzt qualifiziert werden", sagte Scheer. "Bildungsinhalte müssen orts- und zeitunabhängig abrufbar sein." Durch eine Verbindung von Bildung und Digitalisierung könne man im Saarland zukunftsfähige Arbeitsplätze sichern und auch neue schaffen.

Volker Linneweber , Präsident der Saar-Uni, sagte: "Wir freuen uns, dass der nationale IT-Gipfel 2016 erstmals im Saarland stattfinden wird." Die Saarbrücker Informatikforschung sei weltweit hoch angesehen. An der Universität gilt die Informatik als größter Forschungsschwerpunkt, der mit vielen weiteren Fachgebieten stark vernetzt sei. Allein seit 2010 seien mehr als 100 Millionen Euro Dritt-Fördermittel geflossen. Derzeit leben und forschen rund 400 Doktoranden und 500 Wissenschaftler, davon rund 40 Professoren, in Saarbrücken. Nach den aktuellen Zahlen des Stifterverbandes beträgt der Anteil der saarländischen IT-Branche an den privaten Aufwendungen für Forschung und Entwicklung rund 16 Prozent. Damit liegt das Saarland bundesweit auf Platz zwei.

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HintergrundDie Herausforderungen der Digitalisierung : Industrie 4.0: Der Begriff steht für die sogenannte vierte industrielle Revolution. Die Digitalisierung bringt Veränderungen in der Warenproduktion. Maschinen werden per Software gesteuert, können miteinander vernetzt und auch über das Internet gewartet werden. Mit den dabei gesammelten Daten können neue Geschäftsmodelle entstehen. Die Bundesregierung will die deutsche Wirtschaft für diese Zukunft der Produktion rüsten. Dafür wurden die Plattform "Industrie 4.0" gegründet und vier Kompetenzzentren aufgebaut. Internet der Dinge: Geräte im Haushalt wie Waschmaschine und Heizung sollen miteinander kommunizieren. Das Smartphone rückt als Schaltzentrale in den Mittelpunkt. Die Waschmaschine meldet, wenn die Wäsche sauber ist. Über das Smartphone lässt sich die Heizung steuern und sehen, wer an der Tür geklingelt hat. Breitbandausbau: In Deutschland soll bis 2018 flächendeckend schnelles Internet zur Verfügung stehen, so plant es die Bundesregierung. Ziel sind Übertragungsgeschwindigkeiten von 50 Megabit pro Sekunde. Zuletzt waren sie erst für zwei Drittel der Haushalte verfügbar (Stand Ende 2014). Bis 2018 will der Bund insgesamt zwei Milliarden Euro bereitstellen. dpa

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