"Nachwuchskräfte wichtig wie nie"

Das Handwerk hat mit 500 noch freien Ausbildungsplätzen deutlich mehr Stellen zu besetzen als in den vergangenen Jahren. Woran liegt das?Brenner: Wir brauchen jetzt dringend Nachwuchskräfte, die das Handwerk in den kommenden Jahren voranbringen. Im Saarland macht sich bereits die demografische Entwicklung bemerkbar. Wir haben in diesem Jahr weniger Schulabgänger

Das Handwerk hat mit 500 noch freien Ausbildungsplätzen deutlich mehr Stellen zu besetzen als in den vergangenen Jahren. Woran liegt das?Brenner: Wir brauchen jetzt dringend Nachwuchskräfte, die das Handwerk in den kommenden Jahren voranbringen. Im Saarland macht sich bereits die demografische Entwicklung bemerkbar. Wir haben in diesem Jahr weniger Schulabgänger. In den nächsten Jahren wird das noch schlimmer.Auch die Zahl der Ausbildungsbetriebe nimmt auffallend zu. Wie kommt das?Brenner: Die Handwerks-Organisationen predigen schon lange, dass auf die Betriebe ein Facharbeiter-Problem zukommt, wenn sie jetzt nicht reagieren. Diese Botschaft ist angekommen. In welchen Berufen sind die Chancen besonders gut?Brenner: In fast allen 80 Ausbildungsberufen bieten wir noch offene Stellen an. Sehr gut sieht es aus beim Kfz-Mechatroniker, Elektroniker, Dachdecker, Metallbauer, Friseur und bei den Fachverkäufern im Lebensmittel-Handwerk. Was macht das Handwerk heute für junge Leute attraktiv?Brenner: Am Beispiel Elektroniker: Früher kam der Elektroinstallateur, hat Leitungen gezogen und musste darauf viel körperliche Arbeit verwenden. Heute machen diese Leute Gebäudeleittechnik auf höchstem Niveu mit Computerprogrammen und Steuerungssystemen. Das Gleiche gilt für Kfz-Mechatroniker. Heute hat man im Auto kaum mehr zu feilen, zu schrauben und zu hämmern, sondern muss viel Elektronik bedienen, installieren, warten.Welche Aufstiegschancen hat man im Handwerk?Brenner: Wir haben eher flache Hierarchien, aber mit Weiterbildung kann man den Meister machen und einen Betrieb gründen. Das ist äußerst spannend, denn man bestimmt selbst, was man macht. Zumal in den nächsten fünf Jahren 2000 Saar-Handwerksbetriebe zur Übernahme anstehen.Was brauchen Bewerber?Brenner: Motivation, Lernbegierigkeit, Teamfähigkeit, gute Leistungen in Mathematik und der Sprache sowie soziale Kompetenzen, insbesondere gute Umgangsformen. Denn man hat ja viel direkten Kontakt zu den Kunden. Was wird bei den Qualifikationen immer wichtiger?Brenner: Naturwissenschaften und die Fähigkeit, Kunden schon in der Phase der Auftragsvergabe zu erklären, welche Leistungen notwendig sind und erbracht werden.Müssen auch die Unternehmen mehr dafür tun, Schwächen in der Qualifikation zu beseitigen? Das kann man ja nicht nur der Bildungspolitik überlassen.Brenner: Es wird schon viel getan. Wir bieten zahlreiche Weiterbildungskurse an, etwa in Rhetorik oder auch Mathematik. Zudem hilft soziales Engagement, Chancen zu verbessern. Wichtig ist aber auch, dass die Wissens-Lücken nicht zu groß sind, wenn die Schüler in die Unternehmen kommen. Deshalb begrüßen wir sehr, dass die Bildungspolitik früher ansetzen will, Sprachkompetenz schon im Kindergarten mit vermittelt oder Unterschiede wegen der familiären Herkunft auch in Ganztagsschulen frühzeitig verringert.Sind Sie selbst in Ihrer Freizeit auch handwerklich tätig?Brenner: Nein. Mein Argument ist immer: Ich bin derjenige, der am überzeugendsten nachweisen kann, dass er sich für das Handwerk einsetzt, weil ich es persönlich so dringend brauche. Ich habe zwei linke Hände. Ohne Handwerk wäre ich völlig aufgeschmissen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort