Zwischen Nostalgie und Neuem

Saarbrücken · Jubiläen laden zu Rückblicken ein, so auch „25 Jahre Jazz live with friends“. Für die Geburtstagsparty am Freitag engagierte SR-Musikredakteurin Gabi Szarvas den Saarbrücker Pianisten Christoph Mudrich mit seinem um Saxofonist Johannes Müller verstärkten Trio. Mudrich hatte 1991 die allererste „Jazz live“-Sendung bestritten.

 Der Saarbücker Pianist Christoph Mudrich führte durch den Jubiläumsabend. Foto: SR

Der Saarbücker Pianist Christoph Mudrich führte durch den Jubiläumsabend. Foto: SR

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Unvergessen ist Christoph Mudrichs Quartett Rebop. Exakt die Programmfolge der allerersten Ausgabe von "Jazz live with friends" aus Bearbeitungen und Kompositionen der Rebop-Mitglieder wurde nun im SR-Studio Eins mit veränderter Besetzung wiederholt. War es nur wehmütige Nostalgie? Doch kann routiniertes Profitum eben nicht immer den Charme junger Wilder ersetzen. Wer das Original kennt, tat sich jedenfalls mit einer Rebop-Revival-Stimmung schwer. Obgleich Mudrich mit gewohnt augenzwinkernder Nonchalance moderierend durch die Titel führte und an den Klaviertasten die ihm eigene Grandezza entfaltete. Uneingeschränkte Freude bereitete das Wiederhören mit dem Original-Rebop-Bassisten Florian Döling, der schon lange in Freiburg im Breisgau weilt - seine mitreißend vital gezupften Tieftöne grundierten hier den gesamten Abend. Kein Leichtes war es hingegen für den virtuosen Johannes Müller, in die Fußstapfen des viel zu früh verstorbenen Peter Decker zu treten, der für seine seelenvolle Saxofonstimme bekannt war. Mit brillanter Technik und Einfühlungsvermögen setzte Müller immerhin manche virtuosen Glanzlichter. Wie von Decker, so wurde der Rebop-Sound vom Feuer des derzeit erkrankten Schlagzeugers Oliver Strauch geprägt. Dirik Schilgen, Schlagmann des Mudrich Trios, gab nun den Titeln mit seinem ökonomischen Stil eine andere, abgeklärte Note. So richtig aufzutauen schien Schilgen in der zweiten Hälfte des Abends, als auf der Bühne ausgelassene Jazzlaune um sich griff. Nun wechselten sich Überraschungsgäste an den Solistenmikrofonen ab; alle stammten aus der Region. Denn ob unter Henning Raabe, dem 1997 verstorbenen "Jazz live ..."-Begründer, oder dessen langjährigem Nachfolger Peter Kleiß - neben auswärtigen spielten hiesige Jazzgrößen immer eine wichtige Rolle.

Mit dem Goldregen seines Vibrafons eröffnete der Luxemburger Pascal Schumacher den Reigen, anschließend griff der Saarbrücker Matthias Ernst (eigentlich Hammond-Spezialist) kraftvoll und bluesig in die Klaviertasten. Seine internationale Klasse an der Klarinette unterstrich der Saarbrücker Klezmer-Botschafter Helmut Eisel; der Mannheimer Trompeter Thomas Siffling stand an Groovelust kaum nach. Bevor die Wahlsaarbrückerin Kirsti Alho (sie hört man viel zu selten!) den vokalen Schlusspunkt setzen durfte, entzückte der junge Saarjazzer Philipp Schug auch verwöhnte Lauscher mit elegantem Posaunenschmelz. Verdienter Riesenapplaus, Zugaben.

Heute spielt Jack DeJohnette, "An evening of solo piano" (Kooperation mit ,,Jazz Syndikat"). Am 3. Juni: Vladyslav Sendecki European Quartet; Rick Ginkel & Cosmopolitan Sextett. Jeweils 20 Uhr.

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