Zuliefer-Riese ZF macht Frische-Kur
Hannover/Saarbrücken · Der Autozulieferer ZF ist dabei, sich neu zu sortieren. "Wir müssen uns wie ein Start-up verhalten", gab Mamatha Chamarthi gestern als Losung aus. Der traditionsreiche Autozulieferer vom Bodensee mit seinen weltweit 136 000 Mitarbeitern soll also so gestrickt sein wie ein junges Unternehmen, das gerade erst an einer Universität das Licht der Welt erblickt hat? Für die gebürtige Inderin, die seit wenigen Monaten das neu geschaffene Vorstandsressort Digitalisierung bei ZF innehat, ist das kein Widerspruch. "Wir wollen bei den Themen Software-Entwicklung und Künstliche Intelligenz weltweit ganz vorne mitspielen und sie mit unseren mechanischen Spitzenprodukten wie Getriebe oder Achsen kombinieren", sagte sie gestern am ZF-Stand auf der Hannover Messe. "Dazu brauchen wir Partner." Das könnten Universitäten sein und junge Start-ups aus den Hochschulen, aber auch Kunden, Lieferanten und die eigenen Mitarbeiter.
Doch ZF will sich nicht nur auf Impulse von außen verlassen. Im indischen Hyderabad entsteht zurzeit ein Technologie-Zentrum, in dem schon 1000 Ingenieure und Software-Entwickler arbeiten, obwohl es erst im März eröffnet wurde. Im Jahr 2020 sollen sich 2500 Entwickler mit den neuesten Trends der digitalen Welt beschäftigen.
Schon heute sind ZF-Getriebe "ohne digitale Intelligenz kaum noch vorstellbar", sagte Klaus Geißdörfer, Chef der ZF-Division Industrietechnik. Doch es geht weiter. So liefert der Friedrichshafener Konzern seit Jahrzehnten Antriebe für Seilbahnen. "Diese können melden, wenn eine Wartung ansteht", erläutert er. Ein Pilotprojekt, mit dem auf diesem Gebiet neue Erfahrungen gewonnen werden sollen, läuft derzeit im Ötztal. Anhand des Lastprofils könne das Getriebe zudem erkennen, wie viele Leute die Seilbahn nutzen. "Herrscht Andrang, kann das Tempo erhöht werden, ohne dass jemand eingreifen muss", sagte Geißdörfer.
