Zukunft der Saarschmiede Große Sorge um die Zukunft der Saarschmiede

Völklingen · Der Saarstahl-Betriebsrat, die Beschäftigten und die IG Metall fordern von der Geschäftsführung ein tragfähiges Zukunftskonzept

 Die Saarschmiede in Völklingen leidet derzeit unter Auftragsmangel. Bis zum 5. September soll die Geschäftsführung ein neues Konzept vorlegen.

Die Saarschmiede in Völklingen leidet derzeit unter Auftragsmangel. Bis zum 5. September soll die Geschäftsführung ein neues Konzept vorlegen.

Foto: rup/ROLF RUPPENTHAL -06834943232-

Unter den derzeit 850 Mitarbeitern der Saarschmiede herrscht große Besorgnis um ihre Zukunft. Nachdem Saarstahl-Vorstandssprecher Fred Metzken im Interview mit unserer Zeitung gesagt hatte, angesichts der seit Jahren anfallenden Millionenverluste „kann es so wie bisher nicht weitergehen“, kündigte Stephan Ahr als Konzernbetriebsratsvorsitzender der Saarstahl AG  gestern eine Betriebsversammlung an. Sie soll noch vor dem 5. September stattfinden. An diesem Tag wird der Aufsichtsrat tagen und über die Zukunft der Schmiede beraten.  Als Grundlage für diese Beratungen hat der Aufsichtsrat die Geschäftsführung der Schmiede damit beauftragt, ein auch langfristig tragbares Zukunftskonzept für die Schmiede zu entwickeln und in der Sitzung vorzulegen.  Nach Ansicht von Metzken hat die Schmiede noch eine Chance, wenn sie sich in den kommenden Jahren auf neuen Märkten behaupten kann wie etwa der Herstellung von Sonderwerkstoffen, die etwa für Triebwerke, Pumpen oder Druckbehälter gebraucht werden. Dafür, so gab Metzken zu bedenken, müsse Saarstahl allerdings erneut viel Geld in die Hand nehmen und auch Personal abbauen. Außerdem müsse die Schmiede dann wohl verkleinert werden.

Stephan Ahr und Guido Lesch, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall in Völklingen, sehen jetzt die zentrale Aufgabe darin, „die Schmiede zukunftsfest und marktgerecht so aufzustellen, dass die Belegschaft eine langfristige Perspektive hat“. Es könne nicht sein, dass  aktuelle Marktschwierigkeiten auf Kosten der Beschäftigten ausgetragen werden. Die Schmiede sei vor sieben Jahren „mit einer gigantischen Feier“ und großen Erwartungen an Erfolge auf den Weltmärkten eröffnet worden, erinnert sich Lesch. Sie habe dann auch für kurze Zeit „gigantische Gewinne“ eingefahren und auch weiterhin ihre Berechtigung, wenn man sie auf Zukunftsmärkten erfolgreich platzieren kann.

 Stephan Ahr, Konzernbetriebsratsvorsitzender der Saarstahl AG.

Stephan Ahr, Konzernbetriebsratsvorsitzender der Saarstahl AG.

Foto: BeckerBredel
 Guido Lesch, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Völk­lingen.

Guido Lesch, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Völk­lingen.

Foto: BeckerBredel

Als einen solchen Zukunftsmarkt sieht Lesch die Herstellung von Abfallbehältern mit einem speziell geschmiedeten Boden an. In diesen Abfallbehältern könne man Atommüll sicher einlagern. „Wir haben in der Schmiede die Technologie, um diese Abfallbehälter herzustellen“, sagt Lesch. Aber auch er räumt ein, dass die Umstellung auf die entsprechende Technologie in Völklingen bis zum Jahr 2025 dauern könnte. Zudem müsse die Bundes- und Landespolitik ein solches Vorgehen unterstützen. Lesch appelliert an die Verantwortlichen, die Saarschmiede nicht fallenzulassen. Für den Fall, dass es doch so kommt, werde die IG Metall dies nicht mittragen und im Rahmen der Montan-Mitbestimmung Gegenmaßnahmen ergreifen. Lesch hofft jedoch, dass es nicht zur Schließung der Saarschmiede kommt, sondern alle Anstrengungen in allen Gremien ergriffen werden, sie doch noch zukunftsfähig zu machen. Zumal sich auch im ursprünglich anvisierten Markt des Turbinenbaus noch positive Entwicklungen ergeben könnten. So seien nach neuesten Untersuchungen weltweit rund 1000 Atom- und Kohlekraftwerke in der Planung. Auch Metzken hatte eingeräumt, dass es auf dem Markt des Turbinenbaus noch zu positiven Veränderungen kommen könne.  Neben einer soliden Zukunftsstrategie erwartet Lesch, der auch Mitglied im Aufsichtsrat ist, sozialverträgliche Lösungen für die Mitarbeiter in der Schmiede, die von einem Personalabbau betroffen sein könnten. Auch die weitere Personalplanung müsse behutsam angegangen werden, weil man eben nicht wisse, auf welchen Märkten wann welche Erfolge eintreten können. Lesch räumt jedoch auch ein, dass die Ausgangslage sehr schwierig ist, weil man in letzter Zeit „von Quartal zu Quartal miserable Auftragseingänge zur Kenntnis nehmen musste“.  Auch der mehrmalige Wechsel der Geschäftsführung in den vergangenen Jahren habe nichts gebracht. Wenn man Erfolg haben will, dann müsse man auch Ruhe in das Unternehmen bringen. Lesch ist zudem optimistisch, dass es der neuen Geschäftsführung gelingen kann, ein tragfähiges Zukunftskonzept vorzulegen. Denn es müsse auch generell an der Saar wieder eine andere Strategie in der Stahlindustrie verfolgt werden. „Die industrielle Strategie der saarländischen Stahlindustrie muss wieder dazu führen, Arbeitsplätze im Saarland zu schaffen und nicht Arbeitsplätze abzubauen.“ Eine solche  Strategie zu unterstützen, müsse auch das Ziel der saarländischen Landesregierung sein, so Lesch. „Die Beschäftigten haben immer hochqualifizierte Arbeit abgeliefert. Sie haben in jeder Phase, ob Hochkonjunktur oder Krise, die Herausforderungen gemeistert“, betonen Lesch und Saarstahl-Konzernbetriebsratschef Ahr. Ihre Überzeugung: „Jetzt muss die Saarländische Stahlindustrie auch den Menschen gegenüber soziale Verantwortung zeigen. Alle personalpolitischen Maßnahmen müssen sozialverträglich gestaltet werden.“  

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