Energiewende 20 Jahre Kampf um erneuerbare Energie

Berlin · Der Ausbau in Deutschland kommt nach Beobachtungen von Branchenexperten zu langsam voran.

Fast die Hälfte des Stroms in Deutschland kommt 2020  aus erneuerbaren Energien. Zum Vergleich:  Im Jahr 2000 waren es sechs Prozent. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz, das am heutigen Mittwoch 20 Jahre alt wird, hat in den vergangenen Jahren viel bewegt, bleibt jedoch eine Dauerbaustelle, auf der es gerade hoch hergeht. Fest steht: Die Energiewende ist ein Exportschlager. Nicht nur die Idee, auf Strom aus Wind, Sonne, Wasser und Biomasse zu setzen. Das Wort Energiewende wird sogar im Englischen regelmäßig gebraucht – und das deutsche Gesetz dazu, das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), wurde von vielen Ländern nachgeahmt.

Als das EEG beschlossen wurde, regierte Rot-Grün unter Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD). Damals waren Solaranlagen noch eher etwas für Überzeugungstäter, kein Mainstream. Um das zu ändern, sollte die Einspeisung so vergütet werden, dass Ökostrom einspeisen sich lohnt – und zwar über 20 Jahre. Die EEG-Umlage, die das finanziert und die alle Bürger mit ihrer Stromrechnung bezahlen, bringt Kritiker bis heute auf die Palme.

Beim Bundesumweltministerium ist bis heute das Zitat des damaligen Umweltministers Jürgen Trittin (Grüne) zu finden: „Es bleibt dabei, dass die Förderung erneuerbarer Energien einen durchschnittlichen Haushalt nur rund einen Euro im Monat kostet - so viel wie eine Kugel Eis.“ Das war 2004. Die Umlage lag damals bei 0,54 Cent pro Kilowattstunde, 2000 war sie bei 0,19 Cent gestartet. Dieses Jahr sind es 6,76 Cent – da hält die Inflation der Eiskugel-Preise nicht mit, zum Glück. Fast ein Viertel des Strompreises ist derzeit die EEG-Umlage. Von nun an fallen allerdings alte Anlagen nach und nach aus der Förderung, weil der Förderzeitraum von 20 Jahren abläuft.

Der Ausbau der Erneuerbaren kam schnell voran, immer mehr Anlagen bekamen Fördergeld – daher stieg die Umlage. Zugleich wurden aber vor allem Solaranlagen immer billiger, und die Kosten für die Ökostrom-Produktion sanken. Die Energiewende wurde marktreif. „Das EEG war damit ein hoch erfolgreiches Instrument der weltweiten Wirtschaftsförderung“, sagt die Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energien (BEE), Simone Peter. Seit der letzten großen EEG-Reform bekommen Ökostrom-Produzenten für neue Anlagen keine feste Vergütung mehr, sondern müssen sich bewerben. Wer am wenigsten Fördergeld will, bekommt den Zuschlag.

Erneuerbare Energien hatten im vergangenen Jahr einen Anteil von rund 43 Prozent am Bruttostromverbrauch. Im ersten Quartal 2020 waren es nach Berechnungen der Denkfabrik Agora Energiewende fast 50 Prozent – das ist Rekord. Die Klimaschutz-Fortschritte Deutschlands gehen zu einem großen Teil auf den Umbau der Stromerzeugung zurück. Wind und Sonne lösen die Kohle ab.Dem Branchenverband BEE zufolge beschäftigen die Erneuerbaren 340 000 Menschen. Der Atomausstieg Deutschlands wird 2022 beendet, der Kohleausstieg bis spätestens 2038 ist weitestgehend beschlossen.

 Am heutigen Mittwoch vor 20 Jahren wurde in Deutschland politisch die Energiewende auf den Weg gebracht. 

Am heutigen Mittwoch vor 20 Jahren wurde in Deutschland politisch die Energiewende auf den Weg gebracht. 

Foto: dpa/Daniel Reinhardt

Zum 20. EEG-Geburtstag ist die Stimmung in der Branche eher mies. Die große Koalition hat zwar das Ziel, den Ökostrom-Anteil bis 2030 auf 65 Prozent hochzuschrauben. Doch der Ausbau der Erneuerbaren stockt, vor allem Windräder an Land haben es schwer. Lange Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie Widerstand von Anwohnern werden als Hauptgründe genannt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort