ZF fordert von Saarbrücken Sparanstrengungen

Friedrichshafen/Saarbrücken · Verhandlungen mit dem Betriebsrat sollen Kostensenkungen bringen. Saar-Standort legt bei Getriebeproduktion um rund vier Prozent zu.

 Bei Hybrid-Getrieben – hier die Montage im Werk Saarbrücken – drängen zunehmend Konkurrenten in den Markt. Foto: ZF

Bei Hybrid-Getrieben – hier die Montage im Werk Saarbrücken – drängen zunehmend Konkurrenten in den Markt. Foto: ZF

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Die Botschaft ist eindeutig. Die Kosten müssen runter im Saarbrücker ZF-Werk, auch wenn das Geschäft derzeit brummt. Das forderte ZF-Chef Stefan Sommer gestern in Friedrichhafen anlässlich der Vorstellung der Bilanz für 2016. Höhere Effizienz in der Produktion, mehr Flexibilität und auch ein Beitrag der Belegschaft, der "aus den Vergütungsstrukturen kommt", sagte Sommer. "Das ist unsere Erwartungshaltung für Saarbrücken." Denn wo das Unternehmen solche Programme umgesetzt habe, "konnten wir Zugewinne von Neugeschäft erzeugen", sagte er. "Das sichert die Beschäftigung ab." Seit vergangenem Sommer laufen Verhandlungen mit dem Betriebsrat in Saarbrücken unter anderem über Wege zur Kostensenkung - bislang noch ohne Ergebnis.

"Wir müssen um unser Geschäft und unsere Wettbewerbsfähigkeit kämpfen", sagte Sommer. Es kann also nicht als Selbstläufer angesehen werden, dass ZF von den Autobauern die Aufträge für die nächste Generation des Pkw-Achtgang-Automatikgetriebes bekommt. Denn, so der ZF-Chef, gerade bei Hybrid-Getrieben und der Elektrifizierung des Antriebs drängen Wettbewerber in den Markt - und machen dem Friedrichshafener Konzern das Leben schwerer.

Grundsätzlich ist Sommer aber optimistisch für den Standort Saarland mit seinen zurzeit rund 8400 Beschäftigten, wenn es gelingt, die Kosten zu drücken. Denn der Verbrennungsmotor wird aus seiner Sicht allen Unkenrufen zum Trotz noch lange existieren, mehr und mehr ergänzt um Hybrid-Antriebe. Entsprechend bleiben Getriebe aus Saarbrücken gefragt. "Bis zum Jahr 2025 und vielleicht noch weiter sehe ich eher ein Wachstum im Bereich der Getriebetechnologie", prognostiziert Sommer. "Damit bestehen hervorragende Perspektiven für Saarbrücken - Wettbewerbsfähigkeit vorausgesetzt -, sich in den Märkten zu behaupten."

Im vergangenen Jahr ist das gelungen. 2,55 Millionen Getriebe hat ZF nach Unternehmensangaben im Saarland gebaut - rund vier Prozent mehr als 2015. Der Umsatz mit den saarländischen Pkw-Getrieben stieg demnach um 3,5 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro. Für dieses Jahr erwartet ZF sowohl bei den Produktionszahlen als auch bei den Erlösen eine weitere leichte Steigerung.

Und dass die neue Welt der elektrischen Antriebe langsam auch in Saarbrücken Einzug hält, ist an den Zahlen für die Hybrid-Getriebe, die das klassische Getriebe mit einem Elektroantrieb kombinieren, ablesbar. 2015 wurden nur 12 000 solcher Getriebe in Saarbrücken gebaut, 2016 waren es laut ZF schon 40 000, und für dieses Jahr plant das Unternehmen mit 67 000. Der Anteil am Gesamtvolumen war 2016 mit 2,6 Prozent noch klein, aber er wächst.

Insgesamt sieht sich ZF gerade in einem Wandel zu einem "Technologiekonzern, der in den Zukunftsfeldern E-Mobilität und autonomes Fahren eine führende Rolle einnimmt", sagte Sommer. Dabei ist ihm nicht bange, dass ZF-Produkte irgendwann überflüssig werden. "Auch das Auto der Zukunft fährt nicht ohne Mechanik. Denn das viel zitierte iPhone auf Rädern braucht weiter eine Bremse und eine Lenkung, Achsen und weitere mechanische Komponenten", sagte Sommer. Das Schlagwort, das er gerne verwendet, lautet "intelligente Mechanik". Und die kommt auch aus Saarbrücken.

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Gute Zahlen für das vergangene Jahr Der Gesamtkonzern ZF hat im vergangenen Jahr 35,2 Milliarden Euro Umsatz gemacht. Das waren, rechnet man die Umsätze des zugekauften Unternehmens TRW auf zwölf Monate hoch, der Bilanz zufolge 2,2 Prozent mehr als 2015. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) stieg von 1,6 auf über 2,2 Milliarden Euro. Die Ebit-Marge stieg von 5,4 auf 6,4 Prozent. Zum Stichtag 31. Dezember 2016 beschäftigte ZF weltweit rund 136800 Mitarbeiter - rund 1400 weniger als ein Jahr zuvor.

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