Wirtschaft warnt vor Protektionismus

Berlin · Die führenden Finanz- und Wirtschaftsorganisationen haben vor nationalen Alleingängen und Marktabschottung gewarnt. Kanzlerin Angela Merkel und die Spitzen von IWF, Weltbank, OECD sowie der Welthandels- und Arbeitsorganisation sprachen sich gestern in Berlin für eine verstärkte Zusammenarbeit im Handel und beim Klimaschutz aus. "Globale Herausforderungen bedürfen globaler Beachtung, globaler Verantwortung und globaler Lösungen", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung.

Ohne direkt auf die protektionistische "America-First"-Politik von US-Präsident Donald Trump einzugehen, fordern die Organisationen und Merkel eine abgestimmte Handelspolitik und eine Stärkung internationaler Regelwerke: Die Gefahr zunehmender protektionistischer Tendenzen sei ein "deutlicher Anreiz, das internationale Handelssystem noch stärker zu unterstützen". Von der WTO-Handelskonferenz müsse ein starkes Signal für multilaterale Vereinbarungen ausgehen. Die Bewältigung des Klimawandels und der Schutz begrenzter natürlicher Ressourcen blieben wichtige Themen.

Merkel trifft sich alljährlich mit den Spitzen internationaler Finanz- und Wirtschaftsorganisationen. Es ist das neunte Treffen dieser Art.

Die zunehmenden protektionistischen Tendenzen weltweit waren ein wesentliches Thema. Trump will die US-Wirtschaft zulasten anderer Länder stärken. Er will bisherige Freihandelsabkommen kippen und droht Handelspartnern mit Strafzöllen. Die neue US-Regierung hatte zudem angekündigt, stärker auf bilaterale Vereinbarungen zu setzen, statt auf multilaterale Regeln.

An dem Treffen nahmen die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, Weltbank-Präsident Jim Yong Kim sowie der Chef der Industrieländerorganisation OECD, Angel Gurría, teil. Vertreten waren auch der Generalsekretär der Welthandelsorganisation (WTO), Roberto Azevêdo, sowie der Generalsekretär der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), Guy Ryder.

In der gemeinsamen Erklärung wird bekräftigt, dass die Weltwirtschaft weiter anziehen dürfte nach einem Wachstum von 3,1 Prozent im Jahr 2016. Der IWF habe für dieses Jahr einen leichten Anstieg um 3,4 Prozent und für 2018 von 3,6 Prozent vorhergesagt. Im Euroraum gewinne die konjunkturelle Erholung an Dynamik, in den USA dürften die geplanten finanzpolitischen Maßnahmen das Wachstum ankurbeln. Der Welthandel könnte 2017 mit einem Plus zwischen 1,8 bis 3,1 Prozent zulegen.

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