„Wir müssen uns verändern“

Dillingen · Fred Metzken, Vorstandssprecher der Dillinger Hütte, fordert seine Mitarbeiter auf, weitere Beiträge zur Sicherung des Unternehmens in einem schwierigen Wettbewerb zu leisten. Auf der Jubilarfeier wurden 329 Beschäftigte geehrt.

 Die Dillinger Hütte dankte 329 Jubilarinnen und Jubilaren für 50, 45, 35 und 25 jährige Tätigkeit. Technologisch sei die Hütte sehr gut aufgestellt, aber unfaire Wettbewerbsbedingungen müssten beseitigt werden, sagte Vorstandssprecher Fred Metzken (vierter von rechts). Fotos: Ruppenthal

Die Dillinger Hütte dankte 329 Jubilarinnen und Jubilaren für 50, 45, 35 und 25 jährige Tätigkeit. Technologisch sei die Hütte sehr gut aufgestellt, aber unfaire Wettbewerbsbedingungen müssten beseitigt werden, sagte Vorstandssprecher Fred Metzken (vierter von rechts). Fotos: Ruppenthal

Foto: Ruppenthal

Darauf können nur die wenigsten zurückblicken: 50 Jahre Zugehörigkeit zu einem Unternehmen. Als Nikolaus Poitiers (65) aus Wadern-Steinberg am 1. April 1966 seine Lehrzeit bei der Dillinger Hütte beginnt, stellt das Unternehmen gerade auf die 40-Stunden-Woche um. Zuvor waren noch Arbeitszeiten zwischen 48 und 56 Stunden üblich. Maschinenbau fasziniert Poitiers ein Leben lang. Und er bekommt immer wieder Einblick in zahlreiche neue Produktionsabläufe, zuletzt in der Instandhaltung des Walzwerks. Heute, zu seinem Abschied, sagt er bewundernd über seine jungen Kollegen: "Die sind uns Alten mit all den technologischen Neuerungen weit voraus." Unter langem Applaus der alleine 329 Jubilare im Dillinger Lokschuppen verabschiedet sich Poitiers mit dem Bekenntnis: "Ohne Stahl wären Deutschland und das Saarland platt."

Silvia Stürmer (59) aus Nalbach ist schon 45 Jahre bei der Dillinger Hütte , die sich seit April 2016 nur noch unter dem neuen Markennamen "Dillinger" nach außen präsentiert. Stürmer hat als Mitglied des Betriebsrats entscheidenden Anteil daran, dass es bei der "Dillinger" inzwischen eine Kinder-Tagesstätte gibt. Ihrer Ansicht nach hat die Stahlindustrie an der Saar auch weiterhin Zukunft, wenn weltweit faire Wettbewerbsbedingungen geschaffen werden, was derzeit wegen der starken Überkapazitäten, auch aus China, nicht der Fall sei.

Das sieht auch Michael Fischer (53) so, Betriebsratsvorsitzender der Dillinger Hütte . Er gehört 35 Jahre zum Unternehmen, begann damals als Energieanlagenelektroniker seine Tätigkeit. "Technologisch ist die Hütte nach den großen Investitionen der vergangenen Jahre, unter anderem in die Stranggießanlage CC 6 für 400 Millionen Euro, hervorragend aufgestellt", sagt Fischer unserer Zeitung. Doch "das unfaire Umfeld im Wettbewerb führt dazu, dass gute Leistungen nicht unbedingt honoriert werden". Jetzt mehrten sich aber auch in Brüssel Stimmen, die sich für eine gesicherte Stahlindustrie einsetzen. Angesichts der derzeit stärker werdenden nationalistischen Tendenzen wie etwa in Frankreich und Ungarn sei vielen bewusst, dass der Bestand sowie auch die sozialen Standards eines vereinigten Europas auf dem Spiel stehen. Kurzfristige Kostensenkungen in den Unternehmen seien keine Lösung, sagt er. Man müsse die Beschäftigten an Bord halten und auch Investitionen fortsetzen.

 Nikolaus Poitiers

Nikolaus Poitiers

 Silvia Stürmer

Silvia Stürmer

Fred Metzken, Vorstandssprecher der Hütte sieht jedoch gerade weitere Kostensenkungen und eine noch weitere Erhöhung der Produktivität als Grundvoraussetzungen für eine gesunde Zukunft der saarländischen Stahlstandorte an. "Wir müssen uns verändern", so Metzken zu unserer Zeitung. Er sieht keine Besserung an den Märkten. Man müsse weitere Nischen für den Absatz der Produkte suchen. Und erst einmal bei weiteren Investitionen auf die Bremse treten. Trotz aller Probleme glaubt Metzken auch, "dass wir besser aufgestellt sind als andere."

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