Wie unwichtig ist Bonds Darsteller?

Wir spekulieren heute darüber, wie es bei James Bond weitergehen könnte, jetzt, da nach vier Filmen mit Daniel Craig wohl ein Darstellerwechsel ansteht.

 Wird er's? Oder ist er schon aussortiert? Tom Hiddleston macht sich im Anzug jedenfalls gut. Das Foto stammt aus dem sehenswerten TV-Mehrteiler „The night manager“. Foto: Concorde Home Entertainment

Wird er's? Oder ist er schon aussortiert? Tom Hiddleston macht sich im Anzug jedenfalls gut. Das Foto stammt aus dem sehenswerten TV-Mehrteiler „The night manager“. Foto: Concorde Home Entertainment

Foto: Concorde Home Entertainment

Wir wissen, dass wir nichts wissen. Laut mehr oder weniger "verlässlichen Quellen" hat Daniel Craig die Rolle von James Bond schon längst abgegeben, trotz einer angeblichen 88-Millionen-Dollar-Offerte für weitere zwei Filme; zugleich soll der von vielen vermutete Nachfolger Tom Hiddleston schon Verhandlungen mit der Bond-Produktionsfirma Eon führen. Bestätigt ist nichts, dementiert aber auch nichts.

Sicher ist, dass Regisseur Sam Mendes nach "Skyfall" und "Spectre" keinen weiteren 007 mehr inszenieren wird. Das sagte er vor Tagen und verwies dabei alle Darsteller-Spekulationen (Hiddleston, Tom Hardy, Idris Elba) ins Reich der Fantasie: "Ich garantiere Ihnen, egal mit wem sie gerechnet haben, es wird jemand anderes werden." Die Möglichkeit, dass Craig doch weitermachen könnte, erwähnt Mendes nicht einmal; er hat die Rolle wohl tatsächlich abgegeben.

Den kommenden Darstellerwechsel wird die Reihe ebenso überleben wie die früheren. Selbst Sean Connery war ersetzbar, und das Seufzen der Erleichterung war laut vernehmlich, als etwa Roger Moore seinen Hut nahm (mit 57 war er etwas zu reif für bondianische Kapriolen) und auch Pierce Brosnan (sein letzter Film "Stirb an einem anderen Tag" war schmerzhaft schlecht). Bei Daniel Craig liegt der Fall aber anders - seine Ära war eine der ungewöhnlichsten in der Bond-Geschichte: Sein Debüt "Casino Royale" (2006) ließ das Gelackte von Moore und Brosnan hinter sich, war roh, brutal, schwarzhumorig; er traute sich zudem, statt explodierender Bösewichts-Basen ein Pokerspiel ins Zentrum zu stellen. Der Film war eine Art Aufbruch - aber wohin? Letztlich leider ins oberflächlich Psychologisierende: Craigs finale Filme "Skyfall" und "Spectre" zeigten ihn als gebeutelten Schmerzensmann mit allerlei Traumata. Nun ist gegen gebrochene Helden nichts zu sagen, aber liegt der Reiz der Figur Bond nicht gerade darin, dass sie geheimnisvoll ist (und sich somit besonders gut als Projektionsfläche eignet)? Große Schauwerte und Selbstmitleid, Holzhammer-Psychologie und ein Auto mit Schleudersitz passten in "Spectre" jedenfalls nicht zusammen.

Umso unwichtiger ist der nächste Darsteller im Vergleich zum Drehbuch und zur Regie. Wie wäre es, wenn man das Budget versuchsweise mal halbierte und damit auch die Zahl der zu dominanten Action-Szenen? Wie wäre es mit mehr und besseren Dialogen? Gerade da wurde Craig als Darsteller in "Spectre" unterfordert, was seine 007-Müdigkeit erklären könnte. Regisseur Sam Mendes ließ die letzten beiden Filme auch etwas pompös wirken - vielleicht ist ein unprätentiöser "Handwerker"-Regisseur letztlich für Bond die bessere Wahl. Es ist wohl kein Zufall, dass der in den Feuilletons deutlich weniger respektierte Regisseur Martin Campbell mit "Casino Royale" den besten Craig-Bond drehte. Es bleibt also spannend bei 007, wobei die Frage nach dem Darsteller nicht die wichtigste ist.

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