Wie man den Tod in drei Minuten austrickst: Thees Uhlmanns Debüt

Saarbrücken · 1974 in Hemmoor geboren, schrieb Thees Uhlmann zunächst für Magazine wie Intro und Spex Musikkritiken, ehe er Sänger der Hamburger Band Tomte wurde. 2011 begann er seine Solokarriere, im Oktober 2015 brachte Uhlmann sein Romandebüt heraus, aus dem er heute in der (ausverkauften) Saarbrücker Camera Zwo liest.

Es ist ein origineller Plot, den sich Thees Uhlmann, Sänger der Band Tomte, für seinen ersten Roman ausgedacht hat: In "Sophia, der Tod und ich" klingelt der Tod an der Tür des Ich-Erzählers, kann dann jedoch seiner Arbeit nicht nachgehen, weil Sophia, die Ex-Freundin des Erzählers, auftaucht. Und weil es keine Unterbrechungen geben darf in den letzten drei Minuten, die der Tod seinen Opfern zum Schluss gönnt, geht das Leben der Hauptperson einfach weiter.

Die zweite Regel, die sich Uhlmann fürs Vorantreiben der Handlung ausgedacht hat, lautet, dass sich keine der Figuren, die mit dem Tod in näheren Kontakt gekommen sind, weiter als 400 Meter von ihm entfernen darf. Kniffe, die ein wenig an Fantasy-Literatur erinnern, aber einen absurden Roadtrip des Trios ermöglichen, zu dem sich auch noch die Mutter des Ich-Erzählers gesellt.

Wobei sich der Tod als dessen sympathisches, etwas naives Alter Ego entpuppt, das sich voller Lebenslust auf die für ihn völlig neuartigen Erfahrungen stürzt. Anfänglich schweift Uhlmann gerne in Erinnerungen ab, um den Figuren mehr Leben zu verleihen. Das verlangsamt die Handlung bisweilen ins Zähe. Doch spätestens mit dem Wettlauf mit einer Straßenbahn aufgrund der 400 Meter-Regel nimmt das Ganze Schwung auf. In Kauf nehmen muss man dafür Dialoge, die aus großstädtischen Szenekneipen zu stammen scheinen: Uhlmann wohnt in Hamburg und betreibt dort das Musik-Label Grand Hotel van Cleef. Der Tod macht dabei keine Ausnahme. Ganz so, als ob er selbst zum Mikrokosmos des Autors gehörte. Ein literarischer Wurf wie einst "Herr Lehmann" von Uhlmanns Sänger-Kollegen Sven Regener ist "Sophia, der Tod und ich" also nicht. Wer aber Uhlmanns Songtexte schätzt und sich auf seine schnoddrige Sprache einlässt, für den ist dies ein unterhaltsamer Roman voller tiefsinniger Lebensweisheiten.

Thees Uhlmann: Sophia, der Tod und ich. Kiepenheuer & Witsch, 288 S., 17,99 €.

Die Lesung heute Abend (20 Uhr) in der Saarbrücker Camera Zwo ist ausverkauft.

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