Wie Datenbrillen Monteuren helfen können

Saarbrücken · Datenbrillen und VR-Brillen sollen künftig die Arbeit von Servicetechnikern erleichtern. An der Entwicklung der Technik sind auch saarländische Firmen und Forscher beteiligt.

 Torsten Schwarz von der Saarbrücker Alfred Becker GmbH ruft mittels einer Datenbrille Informationen über eine Platine ab. Foto: Oliver Dietze

Torsten Schwarz von der Saarbrücker Alfred Becker GmbH ruft mittels einer Datenbrille Informationen über eine Platine ab. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Als Schnickschnack wurde die Techni k der Datenbrillen (Smart-Glasses) vor Jahren noch belächelt. Doch diese Zeiten sind vorbei: "Wir müssten die Brillen schon längst haben", sagt Markus Welk von den Amazone-Werken bei einem Workshop der Alfred Becker GmbH in Saarbrücken . Er erzählt, wie er einen Mitarbeiter zu einer ihrer liegen gebliebenen Landmaschine auf ein Feld in die Ukraine schicken musste. Mit dem Flugzeug aus Dänemark, Mietwagen, mehreren Stunden Autofahrt. Nur um einen winzigen Riss in einem Stromkabel zu erkennen, den Fehler zu beheben und nach einer Stunde Arbeitszeit wieder nach Hause zu fahren. Mit einer Datenbrille ginge alles viel einfacher. Sein Mitarbeiter könnte sich online aus Dänemark zuschalten und das Problem mit dem Kollegen vor Ort lösen, sagt Welk .

Welchen Nutzen solche tragbaren Daten-Geräte (Wearables) haben können, erforscht Professor Oliver Thomas von der Universität Osnabrück in einem Projekt mit den Amazone-Werken aus Hannover und der Alfred Becker GmbH aus Saarbrücken . Mit dabei sind auch die Saar-Uni, die Saarbrücker Lern-Software-Firma IMC AG sowie das Stuttgarter Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation.

Für die Firma Becker, die mit etwa 140 Mitarbeitern Klima- und Kälteanlagen wartet und repariert, ist dieses Projekt mindestens genauso interessant wie für die Amazone-Werke. Für ihre Monteure gehören mobile Endgeräte wie Notebook oder Smartphone zwar längst zum Standard. Ihr Problem ist aber, dass die zu wartenden Anlagen immer komplexer würden, die Suche nach Fehlerquellen immer komplizierter, sagt Geschäftsführer Thomas Becker: "Es ist schwierig, die Techniker auf einen Auftrag vorzubereiten." Mit der Datenbrille könnten die Mitarbeiter vor Ort dieselben Informationen abrufen, wie zuvor mit Smartphone oder Notebook, hätten dabei aber gleichzeitig die Hände frei.

Dass diese Daten-Technik für Firmen so interessant geworden ist, liegt daran, dass die Geräte billiger geworden und für deutlich weniger als 1000 Euro zu haben sind. Dabei versuchen die Forscher, zwei Technologien miteinander zu verknüpfen. Die Datenbrille, die mit Kamera, Mikrofon ausgestattet ist und mit Handy oder Computer auch vernetzbar ist, soll den Monteur vor Ort unterstützen. Die zweite Technik ist die der VR-Brillen, mit denen man in eine komplett virtuelle Welt eintaucht. Sie soll bei der Aus- und Weiterbildung eingesetzt werden. Die Auszubildenden und jungen Monteure könnten so ständig an allen Anlagen arbeiten - virtuell natürlich - "und sich dadurch schneller weiterentwickeln", sagt Thomas Becker.

Die größte Herausforderung stellen die dafür nötigen Anleitungen und Lernvideos dar. Denn diese müssen erst noch produziert werden. Bei Wartungen und Reparaturen filmen die Monteure deshalb jeden Handgriff, und jeder Arbeitsschritt wird kommentiert. Danach sollen die Filme mit Zusatzinformationen gespickt werden, so dass sie für beide Technologien nutzbar werden: für die VR-Brille bei der Aus- und Weiterbildung sowie für die Datenbrille, damit Monteure für Reparaturen nicht um die halbe Welt reisen müssen.

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