Wenn der Lautsprecher mit dem Nutzer kommuniziert

Berlin · Für das Jahr 2020 erwarten Experten, dass schon rund eine Milliarde Menschen ihre Musik aus dem Internet laden. Das hat auch Auswirkungen auf die Hersteller von Lautsprecher-Systemen.

. Musikgeräte auf der IFA - das waren früher Hifi-Anlagen mit CD-Playern, Verstärker, große Holz-Boxen. Inzwischen haben sich die Stände der Aussteller den neuen Hörgewohnheiten angepasst. Es dominieren die vernetzten Lautsprecher , die Streaming-Musik direkt aus dem Netz abspielen können. Dabei öffnete die frühere Zurückhaltung vieler etablierter Hifi-Marken die Tür für neue Anbieter.

Es zeichnet sich ein Markt ab, der weitaus größer sein kann als das bisherige Geschäft mit Audiogeräten. "Wir rechnen damit, dass 2020 eine Milliarde Menschen weltweit für Streaming-Angebote zahlen werden", sagt Patrick Spence vom amerikanischen Hersteller vernetzter Lautsprecher Sonos, einem Pionier des Konzepts. Das ist eine traumhaft große Zielgruppe.

Der Absatz vernetzter Audiotechnik sprang nach Zahlen des Branchenverbandes gfu im ersten Halbjahr um ein Viertel auf 621 000 Geräte hoch. Der Umsatz wuchs um ein Drittel auf 161 Millionen Euro. Von den Heimkino-Systemen, die Hersteller auf den IFA-Messen einst als die nächste "Muss-man-haben"-Kategorie anpriesen, wurden nur 76 000 Stück verkauft - ein Einbruch von über 40 Prozent.

"Die Verbraucher haben sich für ein etwas flexibleres Konzept entschieden", sagt ein ranghoher Manager von einem der neuen Anbieter. "Die klassischen Hifi-Firmen haben auf die neuen Wünsche der Kunden viel, viel zu langsam reagiert." Der Trend, Musik aus dem Internet und oft auch über das Smartphone zu hören, hat auch seine Schattenseiten. "Der Komfort wurde wichtiger als die Hifi-Qualität", sagt der Chef des dänischen Spezialisten für vernetzte Lautsprecher Libratone, Jan McNair. Die Anbieter setzten jetzt mehr daran, beides zu vereinen. "Ich denke nicht, dass die Nutzer beim Sound aufgegeben haben. Es gibt eine riesige Geschäftschance für Unternehmen, die Tonqualität ernst nehmen."

Ein Zeichen der Zeit ist, dass auch ein Premium-Anbieter wie Bang & Olufsen, bei dem das Geschäft mit vernetzten Lautsprechern bisher an die Tochter B&O Play ausgelagert wurde, zur IFA mit zwei eigenen neuen Modellen kam. Jetzt kommen Lautsprecher , die nicht nur mit dem Internet verbunden sind, sondern sich auch mit den Nutzern unterhalten und so andere Technik im vernetzten Zuhause steuern können. In diesem Bereich landete Amazon einen Hit in den USA mit seinem Lautsprecher "Echo", Google kündigte ein ähnliches Gerät bis Jahresende an. Die neuen Audio-Anbieter, die das Geschäft der Hifi-Platzhirsche aufrollten, könnten jetzt selbst zum Hersteller von Auslaufmodellen werden - und sind sich dieser Gefahr bewusst. Auch Bang & Olufsen prüfe Funktionen zur Sprachkommunikation , sagt Krab-Bjerre. "Wir werden ebenfalls diesen Weg gehen", sagt McNair von Libratone. Sonos kündigte schon vor der IFA eine Kooperation mit Amazon an, bei der sich die Lautsprecher per Sprachbefehl an die "Echo"-Geräte steuern lassen werden.

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