Telekom-Dienste Wenn das schnelle Netz langsam bleibt

Bonn/Düsseldorf · Wie schnell ist das Internet? Der Standort ist bei dieser Frage sehr entscheidend. Vor allem die sogenannte „letzte Meile“ bremst.

 Der DSL-Anschluss hängt häufig noch an einer alten Kupferleitung.

Der DSL-Anschluss hängt häufig noch an einer alten Kupferleitung.

Foto: picture alliance / dpa/Frank Rumpenhorst

(dpa) Sie sind die ärgsten Konkurrenten in der Telekommunikationsbranche. Doch in einem Punkt sind sie sich einig. Es geht voran mit dem Breitbandausbau, verkünden sowohl die Deutsche Telekom als auch Vodafone. Weitere 500 000 Anschlüsse habe das Unternehmen für schnelles Internet aufgerüstet, verkündete Vodafone unlängst, die Telekom spricht von weiteren 309 000 Haushalten. die sie erst kürzlich ans Netz gebracht habe. Man habe beim Breitband „eine unglaubliche Aufbau- und Ausbauleistung“ hinter sich, schwärmte Telekom-Deutschlandchef Dirk Wössner gestern bei der Vorlage der Bilanz.

Doch Jubelstimmung ist aus Expertensicht unangebracht. Denn: „Beim wirklich schnellen Internet liegt Deutschland international gesehen hinten“, sagt der Betriebswirt Torsten Gerpott von der Universität Duisburg-Essen. Ein umfassender Glasfaser-Ausbau dürfte in jedem Fall noch mindestens 15 Jahre dauern in Deutschland.

Knackpunkt beim Breitbandausbau ist die Frage, wie man mit der besonders teuren letzten Meile umgeht – also der Strecke bis in den Keller hinein oder gar bis in die Wohnungen. Nur bis zur Stelle davor – die grauen Telefonkabelkästen in der Straße oder die Verteilzentren für Fernsehkabel – setzen die Konzerne schon heute umfangreich auf Glasfaser. Die Telekom verweist darauf, man habe allein im vergangenen Jahr über 40 000 Kilometer Glasfaser verlegt, 2018 sollen es sogar 60 000 Kilometer sein.

Auf der letzten Meile hingegen liegt häufig Kupfer – bei der Telekom sind das Telefonkabel, die in der Regel über 100 Jahre alt sind. Über sie erreicht man mit einem DSL-Anschluss in der Regel Spitzenwerte zwischen 50 und 100 Megabit pro Sekunde. Beim Konkurrenten Vodafone sind es leistungsstärkere Fernsehkabel – die können schon heute eine Höchstgeschwindigkeit bringen zwischen 200 und 500 MBit. Die Kabelanschlüsse sind aber nicht in allen Haushalten verfügbar. Deshalb verkauft Vodafone auch DSL-Anschlüsse über alte Kupferkabel. Somit laufen rund Dreiviertel aller Breitbandanschlüsse über das Netz der Telekom, auch wenn der Magenta-Konzern direkt nur rund 42 Prozent Marktanteil hält. Telekom-DSL-Wiederkäufer wie 1&1 und andere kommen zusammen auf knapp 23 Prozent. Vodafone mit seinem DSL-Produkt die restlichen knapp zehn Prozent.

Angesichts steigender Datenvolumina für Streaming-Videos und andere Anwendungen könnten zumindest 50 MBit pro Sekunde künftig knapp bemessen sein – zumal bei mehreren Endgeräten in einem Haushalt. Dann könnte die Wechselbereitschaft der Nutzer hin zu Vodafone steigen. Kann die Telekom hingegen über die sogenannte Vectoring-Technik 100 MBit bieten, dürften viele Surfer damit vorerst noch zufrieden sein.

Uni-Professor Gerpott sieht Vectoring, bei der Kupferkabel optimal genutzt werden sollen, kritisch. Solche Investitionen hemmten die Entwicklung in Richtung Glasfaser, die mindestens bis zum Gebäudekeller gehe („Fiber To The Building“). Anstatt Geld in eine alte Infrastruktur zu stecken, sollte die Telekom besser richtige Glasfaser-Verbindungen ausbauen. Unrealistisch und unbezahlbar, heißt es hierzu aus Telekom-Reihen. Wie teuer das wäre, ist unklar, es dürfte Schätzungen zufolge ein hoher zweistelliger Milliardenbetrag sein.

Andere Experten bewerten Vectoring positiv. Man sollte die Infrastruktur nachfragebasiert ausbauen, sagt Oliver Falck vom Münchner Ifo-Institut. Die Nachfrage zeige, dass ultraschnelles Netz häufig gar nicht gewünscht sei. „Trotz vergleichsweise geringer Preise nutzen [...] nur etwas mehr als zehn Prozent der Haushalte, die Anschlüsse mit 100 MBit/s und mehr zur Verfügung haben könnten, diese auch“, sagt der Professor.

Die Jagd nach höheren Bit-Zahlen geht unterdessen weiter. Vodafone will das „Gigabit-Zeitalter“ einläuten, also mindestens 1000 MBit pro Sekunde. Ähnliches hat der Kabel-Konkurrent Unitymedia vor – im Frühjahr soll in Bochum flächendeckend Gigabit-Tempo möglich gemacht werden. Die Telekom wiederum verkündet nun ein „Super-Vectoring“, Ende dieses Jahres soll eine Maximalgeschwindigkeit von 250 MBit pro Sekunde in 15 Millionen Haushalten verfügbar gemacht werden.

(dpa)
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