Sicherer Hafen in stürmischen Zeiten Der neue Lockruf des Goldes

Frankfurt · Die ernste Lage auf dem Weltmarkt macht das Edelmetall für viele wieder zur attraktiven Geldanlage. Das wirkt sich auf den Preis aus.

 Am Dienstag hat der Preis für eine Feinunze (31,1 Gramm) Gold erstmals seit sechs Jahren wieder die Marke von 1500 US-Dollar geknackt.

Am Dienstag hat der Preis für eine Feinunze (31,1 Gramm) Gold erstmals seit sechs Jahren wieder die Marke von 1500 US-Dollar geknackt.

Foto: dpa/Sven Hoppe

Ähnlich schnell wie in den vergangenen Wochen ist der Goldpreis bisher nur einmal in der langen Handelsgeschichte des begehrten Edelmetalls gestiegen. Vor etwa acht Jahren war das. Damals trieb die Folge der schweren Finanzkrise den Goldpreis auf ein Rekordhoch von 1921 Dollar (1714 Euro) je Feinunze (etwa 31,1 Gramm). Momentan sorgt der eskalierende Handelskonflikt zwischen den USA und China für eine neue Preisrallye. Mitte der Woche knackte der Goldpreis erstmals seit mehr als sechs Jahren wieder die Marke von 1500 Dollar (1338 Euro). Die Dynamik der Preisentwicklung ist beachtlich und zeigt Ähnlichkeiten mit dem Rekordanstieg im Jahr 2011. Seit Anfang Juni hat Gold etwa 17 Prozent an Wert gewonnen.

Stärkster Preistreiber ist der eskalierende Handelskonflikt zwischen China und den USA und die Furcht vor einem Währungskrieg zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt. Die jüngste Zuspitzung der Lage hatte an den Finanzmärkten heftige Kursturbulenzen und eine verstärkte Flucht in sichere Anlagehäfen ausgelöst, zu denen auch Gold gezählt wird.

„Gold ist auf dem Weg in neue Sphären“, beschreibt Daniel Briesemann, Rohstoff-Experte der Commerzbank, die Lage. Wie stark das Edelmetall derzeit als Anlageform gefragt sei, zeigten die „andauernden ETF-Zuflüsse“, sagt Briesemann. Dabei handelt es sich um Wertpapiere, die es ermöglichen, in Gold zu investieren, ohne es lagern zu müssen. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete von Zuflüssen in Gold-ETF‘s von 3,5 Tonnen allein am vergangenen Dienstag, dem Tag nach den heftigen Turbulenzen an den Finanzmärkten.

Neben der Sorge vor dem Handelskonflikt wird die starke Goldnachfrage auch mit sinkenden Zinsen erklärt. Nachdem die US-Notenbank Fed den Leitzins Ende Juli erstmals seit mehr als zehn Jahren gesenkt hatte und weitere Senkungen in Aussicht stellte, folgten dem Beispiel zuletzt verschiedene Notenbanken aus dem asiatisch-pazifischen Raum, darunter die Zentralbank Indiens. Gold wirft zwar keine Zinsen ab, das Edelmetall wird aber bei den derzeitigen Niedrigzinsen für Anleger attraktiver und befeuert die Nachfrage.

Edelmetallhändler Alexander Zumpfe vom Handelshaus ­Heraeus berichtet von einer zuletzt steigenden Nachfrage vor dem Hintergrund der jüngsten Turbulenzen auf den internationalen Märkten. Seiner Einschätzung nach hatten Investoren den Beginn des jüngsten Höhenflugs des Preises im Juni noch für Gewinnmitnahmen genutzt, also Gold verkauft. Eine Beschreibung, die auch von Oliver Heuschuch, Rohstoffhändler bei Degussa Goldhandel, geteilt wird. „Erst gegen Ende Juli kamen die Goldkäufer wieder verstärkt in den Markt“, sagt Heuschuch.

Im andauernden Höhenflug brauchte der Goldpreis etwas mehr als zwei Monate, um die Spanne von 1300 Dollar bis 1500 Dollar zu bewältigen. Bei der Rekordjagd im Jahr 2011 hatte es etwa sieben Monate gedauert, bis diese Wegstrecke überwunden war. Dann dauerte es noch einmal etwa vier Monate, bis der Goldpreis sein bisheriges Allzeithoch im September 2011 erreicht hatte. Allerdings standen die Finanzmärkte damals unter dem Eindruck der schwersten Finanz- und Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg und der sich zuspitzenden Euro-Schuldenkrise. Augenblicklich herrscht an den Finanzmärkten zwar die Sorge vor einem Handelskrieg zwischen den USA und China, auf eine schwere Wirtschaftskrise deutet aber bisher wenig hin.

(dpa)
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