VW versucht Comeback in den USA

Detroit · VW steht wieder einmal vor einer wegweisenden Woche im „Dieselgate“-Skandal. Doch die Marke macht sich schon wieder Hoffnung auf mehr. Aus der Katastrophe in den USA soll eine Erfolgsgeschichte werden.

 Hinrich Woebcken, VW-Chef für Nordamerika, stellt in Detroit eine Langversion des Tiguan vor – speziell für US-Kunden. Foto: Deck/dpa

Hinrich Woebcken, VW-Chef für Nordamerika, stellt in Detroit eine Langversion des Tiguan vor – speziell für US-Kunden. Foto: Deck/dpa

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Ein Gitarrist spielt Blues, an einer Leinwand strahlt ein Bild von der Skyline Detroits, und auf der Bühne steht ein extra für die USA gebauter Geländewagen. "We want to re ignite America's Love for Volkswagen", sagt Markenchef Herbert Diess - VW will Amerikas Liebe für VW wieder entfachen. Diese hat nach dem "Dieselgate" schweren Schaden genommen. Zum Beginn der Automesse in Detroit will der Autobauer eine Botschaft vermitteln: VW hat verstanden.

Nach einem Einbruch im US-Geschäft wähnt sich die Marke auf dem Weg der Besserung. Der Absatz weltweit stieg im vergangenen Jahr um 2,8 Prozent auf knapp sechs Millionen Fahrzeuge - vor allem wegen hoher Nachfrage in China. Die Verkäufe auf dem wichtigen US-Markt zogen immerhin zum Jahresende an - trotz des Verkaufsstopps für Dieselautos, der nach den Manipulationen verhängt wurde. "We are here to stay", sagt Amerika-Chef Hinrich Woeb cken - Volkswagen will bleiben. Und VW will mehr.

Europas größter Autobauer, der in den USA vor allem im Vergleich mit den dort starken asiatischen Autobauern nur ein kleines Licht ist, will in den Staaten ein Comeback einläuten. Innerhalb der nächsten zehn Jahre wolle VW ein "wichtiger und profitabler Volumenhersteller" in den USA werden, kündigt Diess an. Das ist zwar ein großes Ziel, aber der Zeitraum ist auch lang.

Die USA wa ren für VW auch vor Dieselgate ein schwieriges Pflaster. Seit 2007 schrieb VW dort Verluste. Branchenexperten halten es aber zumindest für möglich, dass VW den Abgasskandal in den USA abschütteln kann: "Die Leute haben ein kurzes Gedächtnis", sagt Sandy Schwartz vom Marktforschungsunternehmen Cox Automotive mit Blick auf die Dieselkrise. VW habe das Potenzial, in den kommenden Jahren zurückzukommen. Erreichen will VW dies mit für die USA maßgeschneiderten Modellen wie mit einer Variante des Tiguan, der für den US-Markt ein wenig länger ist als für Europa. Vor allem mit einer Offensive im SUV-Segment soll die Wende in den USA erreicht werden. Dazu passt auch die neue Rollenverteilung: Statt eines Wolfsburger Zentralismus wie früher sollen nun die einzelnen Regionen mehr Verantwortung bekomme n.

Die Zukunft des Diesel in den USA dagegen ist offen. VW habe nicht vor, den Diesel in den USA wieder einzuführen, sagt Diess - fügt aber hinzu: Nichts sei ausgeschlossen.

Die Dieselkrise ist aber noch nicht ausgestanden. Noch vor der Amtseinführung von Donald Trump als US-Präsident am 20. Januar könnte Volkswagen Medienberichten zufolge einen Milliardenvergleich mit dem US-Justizministerium erreichen. Dabei geht es um strafrechtliche Ermittlungen. Die damit verbundene Strafzahlung dürfte dem "Wall Street Journal" zufolge bei mehreren Milliarden Dollar liegen. Zivilrechtlich hat sich VW mit Klägern und Behörden bereits im Grundsatz geeinigt, VW muss mehr als 17 Milliarden Dollar zahlen.

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