Druck auf Autobranche wächst Volkswagen und Ford planen eine noch größere Allianz

Wolfsburg · Der Druck in der Autobranche ist groß. So groß, dass sich auch die größten Autobauer zu klein fühlen, wenn sie an künftige Probleme der Industrie denken. Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess spricht seit gut einem Jahr mit seinem Ford-Kollegen Jim Hackett über mögliche Zusammenarbeit auf verschiedenen Feldern, um die Kosten im Zaum zu halten.

 Ford-Vorstandsvorsitzender Jim Hackett (links) und Herbert Diess, Konzernchef von VW, sprechen seit gut einem Jahr über eine mögliche Zusammenarbeit der beiden Konzerne.

Ford-Vorstandsvorsitzender Jim Hackett (links) und Herbert Diess, Konzernchef von VW, sprechen seit gut einem Jahr über eine mögliche Zusammenarbeit der beiden Konzerne.

Foto: dpa/Boris Roessler

Herausgekommen ist bislang eine Vereinbarung zur Kooperation bei leichten Nutzfahrzeugen und Pick-ups, um Hunderte Millionen Euro in der Entwicklung zu sparen. Doch wenn sich an diesem Donnerstag der VW-Aufsichtsrat trifft, dann könnte es noch um deutlich mehr gehen.

Diess und Hackett haben sich die Möglichkeit offengelassen, auch bei der Elektromobilität und dem autonomen Fahren Kräfte zu bündeln. Beides Felder, die hohe Entwicklungsausgaben erfordern, bei denen aber ungewiss ist, wie sehr sich die Investitionen auszahlen.

VW-Boss Diess kann Ford die für Elektroantriebe entwickelte Plattform MEB anbieten, eine technische Basis für den Bau von Elektroautos. Der kriselnden Europatochter von Ford fehlt ein solch kompletter Baukasten bisher. Wenn 2021 die verschärften CO2-Abgasregeln in der EU voll greifen, drohen teure Strafzahlungen. Schon zuletzt schrieb Ford Europa hohe Verluste, 12 000 Jobs werden gestrichen, davon 5400 in Deutschland. Diess hingegen hat die VW-Pipeline ordentlich mit reinen Elektromodellen angefüllt, ab dem kommenden Jahr geht es mit dem Golf-ähnlichen ID.3 los.

Offiziell will ein VW-Sprecher zum Verhandlungsstand nur sagen, dass die Gespräche zwischen den Unternehmen gut laufen. Auch Diess hat das immer wieder betont. Doch offenkundig haben sich die beiden Konzerne mit dem schwierigen Teil ihrer geplanten Allianz aus guten Gründen mehr Zeit gelassen.

Denn es geht unter anderem ums Geld: Wie viel ist Ford der MEB wert? Wie teuer käme VW eine Beteiligung an Fords Autonom-Tochter Argo AI – und wollen die Wolfsburger überhaupt einsteigen? Diess will möglichst wenig Kapital zuschießen, auch weil der Konzern im längst nicht ausgestandenen Dieselskandal die Kassen schonen will. Doch der ehemalige Möbelverkäufer Hackett gilt als harter Verhandler. Außerdem muss der Aufsichtsrat der Kooperation der beiden Autoriesen zustimmen.

Ein weiteres Thema könnte am Donnerstag auch das geplante neue Mehrmarkenwerk sein, das VW in Osteuropa hochziehen will. Zuletzt waren nur noch Bulgarien und die Türkei in der engeren Wahl. Berichten im „Handelsblatt“ zufolge schlägt das Pendel eher in Richtung Türkei aus – trotz der seit einigen Jahren schwierigen politischen Bedingungen unter Präsident Recep Tayyip Erdogan.

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