Vergleich erzielt VW entschädigt deutsche Dieselkunden

Wolfsburg · Vor fast fünf Jahren flog der Dieselskandal bei Volkswagen auf. Jetzt sollen Hunderttausende Autobesitzer Geld bekommen.

 Mit Blick auf die reinen Zahlen lief es im vorigen Jahr rund für VW. Doch Konjunktursorgen und Corona-Epidemie erhöhen die Risiken.

Mit Blick auf die reinen Zahlen lief es im vorigen Jahr rund für VW. Doch Konjunktursorgen und Corona-Epidemie erhöhen die Risiken.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Volkswagen entschädigt nach langem Streit einen Teil seiner deutschen Dieselkunden. Der Autobauer schloss mit dem Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV) nun doch noch einen gemeinsamen Vergleich – Vermittlungsgespräche am Oberlandesgericht (OLG) Braunschweig brachten den Durchbruch. 262 500 VW-Dieselkunden sollen je nach Modell und Alter ihres Autos zwischen 1350 und 6257 Euro erhalten. Das außergerichtlich vereinbarte Angebot erstreckt sich auf Autos mit dem manipulierten EA-189-Motor bei den Konzernmarken – also auch auf etliche Fahrzeuge der Töchter Audi, Skoda, Seat oder VW-Nutzfahrzeuge – aus den Modelljahren 2008 bis 2016. Die in Frage kommenden Verbraucher können nun bis zum 20. April entscheiden, ob sie den Vergleich annehmen oder in Einzelklagen weiter für mehr Geld streiten. Am 5. Mai kommt der erste Fall vor den Bundesgerichtshof. Die Braunschweiger Musterklage will der VZBV nach der Einigung mit VW nicht weiterverfolgen.

Die vom Unternehmen bereitgestellte Gesamtsumme beträgt rund 830 Millionen Euro. Sie wird Teil der schon über 30 Milliarden Euro umfassenden „Dieselgate“-Rechnung von VW. Für die Altlasten der Abgasaffäre musste der Konzern im abgelaufenen Jahr laut vorläufigen Zahlen weitere 2,34 Milliarden Euro veranschlagen – 2018 hatten noch Sondereinflüsse von 3,18 Milliarden Euro zu Buche geschlagen.

Außerdem will VW die Kosten für die Abwicklung des Vergleichs und eine grundlegende Rechtsberatung der Dieselfahrer übernehmen. Unabhängige Wirtschaftsprüfer sollen die Umsetzung zudem überwachen. Für mögliche Streitfragen soll eine Ombudsstelle eingerichtet werden. Die Verbraucherzentralen hatten stellvertretend für mehrere Hunderttausend Dieselfahrer die Musterklage eingereicht, um Schadenersatz für Autos mit zu hohen Abgaswerten zu erstreiten.

Kein Vergleichsangebot bekommen Dieselbesitzer, die ihr Auto nach dem 31. Dezember 2015 gekauft haben oder zum Zeitpunkt des Kaufs ihren Wohnsitz nicht in Deutschland hatten. „Wir finden zwar, dass auch diese Menschen Ansprüche haben“, sagte VZBV-Chef Klaus Müller. Die Grundlagen seien aber so individuell, dass sie im Rahmen einer Musterklage nicht geklärt werden könnten.

Unabhängig davon verdiente die Volkswagen-Gruppe laut vorläufigen Zahlen im vergangenen Jahr weiter glänzend. Unterm Strich legte das Ergebnis im Vergleich zu 2018 um 12,8 Prozent auf 13,3 Milliarden Euro zu. Neben dem starken Geschäft vor allem mit Stadtgeländewagen trugen auch Einsparungen bei der Kernmarke VW-Pkw dazu bei.

Gemessen an den Auslieferungen blieb der Konzern 2019 vor Toyota der weltgrößte Autobauer. Das Plus betrug 1,3 Prozent auf 10,97 Millionen Fahrzeuge, die Japaner kamen auf 10,7 Millionen. Der Umsatz der VW-Gruppe wuchs um 7,1 Prozent auf 252,6 Milliarden Euro.

Teuer wird der weitere Ausbau der E-Mobilität, in die in den kommenden Jahren Milliarden fließen. Wichtig ist für VW vor allem der Start des neuen Kompaktwagens ID.3 im Werk Zwickau. Hier kam es zu Verzögerungen bei der Software-Ausstattung, es gibt Berichte über Probleme bei Testfahrten. Offiziell hält Volkswagen aber an dem geplanten Marktstart zur Jahresmitte fest.

Die schwächere Autonachfrage in vielen Ländern ist für die Wolfsburger ebenfalls eine Herausforderung. In China hatte der Konzern 2019 noch vergleichsweise gut abgeschnitten. Wegen des Coronavirus musste die Produktion dort jüngst aber kurzzeitig ausgesetzt werden. Die Verbreitung des Erregers macht die Einschätzung der künftigen Lage schwierig.

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