Hochspannungsleitungen im Saarland VSE macht das Stromnetz fit für die Zukunft

Primstal · Die Hochspannungsleitungen im Saarland werden mit einem Millionenaufwand modernisiert.

 Ein gefährlicher Job mit viel Verantwortung; An Seilen gesichert, arbeiten Techniker der VSE an einem Hochspannungsmast. Foto: VSE

Ein gefährlicher Job mit viel Verantwortung; An Seilen gesichert, arbeiten Techniker der VSE an einem Hochspannungsmast. Foto: VSE

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Mehr Strom aus erneuerbare Energien, Elektro-Autos, die künftig über das Stromnetz geladen werden - all das belastet die Stromnetze. Neben den Umspann-Stationen, die den Strom nicht mehr nur aus dem Hoch- in das Niederspannungs-Netz schicken müssen, sondern auch umgekehrt, gilt es auch, das Leitungsnetz zu modernisieren.

In diesem Zusammenhang wird die VSE ab voraussichtlich kommendem Jahr die Hochspannungsleitung zwischen Wadern und Selbach erneuern. Denn diese Leitung ist bereits in die Jahre gekommen. "Siebzig bis achtzig Jahre beträgt die übliche Lebensdauer", sagt Thorsten Rathmann. "Dann muss sie ersetzt werden." Rathmann arbeitet für die RWE-Tochter Westnetz und ist für das Genehmigungsverfahren der neuen Hochspannungsleitung zuständig. 70 Jahre hat die Leitung, die aus dem Jahr 1956 stammt, zwar noch nicht ganz auf dem Buckel, aber angesichts des Ausbaus der Erneuerbaren Energien ist es bereits jetzt sinnvoll, entsprechend modernere Leitungen zu verlegen.

Letztlich kommt die Modernisierung einem Neubau nahe, denn es gibt zwar bereits eine Trasse, auf der die alte Leitung verläuft, doch es werden nicht einfach alte Seile ab- und neue wieder aufgehängt werden. Stattdessen werden auch die Masten neu gebaut. "Heute haben wir 63 Masten, künftig sollen es nur noch 47 Masten sein", sagt Rathmann. Stefan Schulte, der als Leiter des Leitungsbaus bei der VSE Verteilnetz GmbH das Projekt leitet, rechnet insgesamt mit einer Bauzeit von zwölf bis 18 Monaten für die neue Leitung. "Wenn alles gut läuft, können wir mit einer Inbetriebnahme im Jahr 2020 planen", sagt er. Doch bis zum Bau ist es noch lange hin. Aktuell werden Gespräche mit den Grundstückseignern geführt, auf deren Gelände Masten geplant sind, oder über deren Grundstücke die Leitungen verlaufen. "Die werden dafür entschädigt", sagt Rathmann. Außerdem werden die Anwohner über offene Fragen wie den künftigen Leitungsverlauf, die magnetischen Felder oder die Beeinträchtigen für die Natur informiert.

Unter anderem hat die VSE in Primstal einen Nachmittag lang die Bevölkerung informiert. "Wir sind froh, wenn wir frühzeitig von den Bürgern über ihre Bedenken informiert werden", sagt Rathmann. "Dann können wir entsprechend reagieren." Auf Wunsch der Bewohner von Mühlfeld werde beispielsweise jetzt auch ein alternativer Leitungsverlauf geprüft. "Die Siedlung ist nach und nach an die Hochspannungsleitung herangewachsen", sagt Schulte. Die Bewohner hätten nun angeregt, die Leitung rund 40 Meter vom Ort wegzuverlegen.

Was in der Theorie noch einfach klingt, ist allerdings für die Planer in der Praxis eine große Herausforderung. Einerseits müssen andere Masten eingesetzt werden, weil die Leitung einen zusätzlichen Knick bekommt. Außerdem gab es in der Gegend noch Bergbau. "Über den Stollen können wir keine Masten setzten", sagt Schulte. Die wären nicht stabil. Außerdem ist in einem nahen Wald ein seltener Specht aufgetaucht. "Auch das beschränkt uns in unserer Flexiblität."

Da bereits eine Leitung hängt, ist zumindest die Angst der Bürger vor Belastungen weniger groß als bei einem Neubau: "Es gibt wenige, die Angst vor Elektrosmog haben", sagt Mark Schocke, der als Elektroingenieur bei Westnetz die Anordnung der Leitungsseile an den Masten plant. Allerdings sei auch die Belastung solch einer 110 Kilovolt-Leitung für die Anwohner gering. Während das elektrische Feld durch Abschirmungen minimiert werden könne, sei ein magnetisches Feld zwar immer vorhanden, dieses allerdings lasse sich schon durch die Anordnung der Seile und die Stromschwingung verringern. "Letztlich ist es unter dem Mast so stark wie das Feld eines Rasierapparats oder eines Föns", sagt Schocke.

Insgesamt rund sechs Millionen Euro kostet der Neubau die VSE. Und weil gleich mehrere Leitungen in die Jahre kommen, steht für die Planer der VSE jetzt bereits das nächste große Projekt an: "Die Leitung zwischen Wadern über Losheim nach Merzig ist innerhalb der nächsten zehn bis 15 Jahre dran", sagt Schulte.

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