Der Wandel des Lichts Der lange Abschied von der Glühbirne

Brüssel/Saarbrücken · Vor zehn Jahren wurde diese Art der Beleuchtung aus den Regalen genommen. Heute setzt sich LED durch.

 Vor rund 120 Jahren hat Thomas Alva Edison die Technik der Glühbirne entwickelt. Inzwischen ist sie Geschichte. Die Energiesparlampen, die dann folgten, waren wegen ihres Quecksilber-Anteils umstritten.

Vor rund 120 Jahren hat Thomas Alva Edison die Technik der Glühbirne entwickelt. Inzwischen ist sie Geschichte. Die Energiesparlampen, die dann folgten, waren wegen ihres Quecksilber-Anteils umstritten.

Foto: picture-alliance/ dpa/Jens Büttner

Als die EU-Kommission vor zehn Jahren das Aus für die Glühbirne beschlossen hat, hagelte es erst einmal Beschwerden. Statt den ökologischen Aufbruch zu beklatschen, horteten die Verbraucher die Leuchten, die, so hatte es die EU Mitte Februar 2009 beschlossen ab dem 1. September des gleichen Jahres aus den Regalen verschwinden sollten. Sukzessive, so der Ansatz sollte die Technik vom Markt genommen werden. Angefangen mit der 100 Watt-Birne wurden nach und nach absteigend die Lampen aus den Regalen entfernt, bis im September 2012 gar keine Glühlampe mehr zu erhalten war. Die Technik, die Thomas Alva Edison rund 120 Jahre zuvor entwickelt hatte, war im Auslaufen begriffen.

Kritiker monierten allerdings damals, dass die EU das Verbot einige Jahre zu früh auf den Weg gebracht habe. „Jetzt wird eine veraltete Technik gegen eine in wenigen Jahren als veraltet geltende Technik ersetzt“, hieß es damals in Fachkreisen. Tatsächlich bekannte CDU-Europa-Politiker Peter Liese nach der Abstimmung im Februar 2009: „Es passiert leider, dass man Vorschlägen zustimmt, ohne sich überhautp der Tragweite bewusst zu sein.“

Das Problem vieler Verbraucher: Statt der bisherigen Glühlampen gab es auf dem Markt ausschließlich die sogenannten Energiesparlampen. Und die hatten keinen guten Ruf. Ihr Licht galt als kalt, ihre Einsparungen waren überschaubar. Auch brauchten diese Leuchtstoffröhren teils Anlaufzeiten von mehreren Minuten, bis sie ihre Leuchtkraft entfaltet haben, und wegen des enthaltenen Quecksilbers waren sie auch unter Umweltgesichtspunkten umstritten.

„Die Zukunft gehört den LED-Lampen“ prophezeite schon 2009 der Professor für Lichttechnik an der Technischen Universität Darmstadt, Tran Quoc Khanh. Allerdings war die LED damals noch nicht massenmarkttauglich. Thran prophezeite damals: „Bis 2012 wird unsere Forschung so weit sein, dass die LED-Leuchten die energetisch, licht- und umwelttechnisch sinnvollste Lösung darstellen.“

Tatsächlich hat sich die LED als das Mittel der Wahl bei Beleuchtungsfragen durchgesetzt. „Die Energiesparlampe war eine Fehlentwicklung“, sagt Michael Bolz, Inhaber der Saarbrücker Bolz Licht und Design GmbH. Den reinen Ersatz der Glühbirne durch eine Birne mit LED-Technik sieht er allerdings auch nur als Notlösung. „Das ist, wie wenn ich mit Ersatzrad fahre“, sagt er. Wirklich entfalten könne die Technik ihre Leuchtkraft und auch ihr Farbspektrum bei speziell konstruierten LED-Leuchten. Erst durch ihren Einsatz werde auch tatsächlich der Einspareffekt voll ausgeschöpft, sagt er.

Trotzdem habe aber auch schon der Ersatz der tradidtionellen Glühbirne durch Energiesparlampen einen deutlichen Effekt gebracht, sagt Hanno Dornseifer, Chef des Energieversorgers VSE und  Mitglied des Vorstandes des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). „Der Einsatz der LED-Lampen hat signifikante Einsparungen gebracht“, sagt Dornseifer. Die Hoffnung, dass dadurch der Energieverbrauch insgesamt sinkt, sei allerdings nicht erfüllt worden. Das liege aber vor allem an den immer neuen Geräten wie Mobiltelefone und Tablets, die in die Haushalte kommen. „Die Frage ist daher eher, wie hoch der Energieverbrauch heute ohne die Abschaffung der Glühlampen wäre.“ Massive Einsparungen gebe es dagegen bei dem Tausch der Straßen und Hallen-Beleuchtung durch LED-Technik. „Da ist der Stromverbrauch deutlich zurückgegangen“, sagt Dornseifer.

Auch Ralph Schmidt, Geschäftsführer der Arge Solar, bewertet letztlich die Entscheidung der EU-Kommission als Erfolg. „Die Energiesparlampe hat für die Akzeptanz zwar nicht geholfen, aber am Ende war sie eben auch nur ein Intermezzo auf dem Weg zur LED-Technik.“ Und die habe sich innerhalb der vergangenen Jahre extrem entwickelt. So sei sie längst in allen Farben und Formen und eben auch dimmbar breit verfügbar. Und die Entwicklung sei – beispiels mit den modernen Oleds, den organischen LEDs – noch längst nicht am Ende.

Dass die Menschen nun wegen des preiswerteren Lichts auch viel mehr Lampen installieren, sehen weder Schmidt noch Dornseifer: Sicherlich werde für den Komfort oder auch für den Einbruchschutz etwas mehr Licht eingesetzt, aber das falle in der Energiebilanz nicht wirklich ins Gewicht.

Überhaupt macht Beleuchtung mit 1,5 Prozent nur einen verschwindend geringen Teil des Energieverbrauchs aus. Der Löwenanteil der Energie fließt nach Angaben des Statistischen Bundesamtes von 2018 mit 70,3 Prozent in Raumwärme, gefolgt vom Warmwasser, für das 14 Prozent der Energie benötigt werden.

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