Abgas-Skandal Volkswagen gegen Diesel-Nachrüstung

Berlin · Der Autokonzern warnt vor geringerer Zuverlässigkeit der Fahrzeuge. Die Vorschriften zur Umrüstung liegen jetzt vor.

 Volkswagen rät von einer Nachrüstung der Hardware in Diesel-Fahrzeugen ab und will auch die Haftung nicht übernehmen. 

Volkswagen rät von einer Nachrüstung der Hardware in Diesel-Fahrzeugen ab und will auch die Haftung nicht übernehmen. 

Foto: dpa/Peter Steffen

Dieselbesitzer haben auch kurz vor dem Start ins neue Jahr keine Gewissheit über Hardware-Nachrüstungen bei älteren Dieselautos. Zwar legte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) gestern technische Vorschriften für die Umbauten vor. Volkswagen aber reagierte umgehend: Der Branchenführer warnte vor einem höheren Verbrauch nach einer Umrüstung und vor negativen Folgen bei der Zuverlässigkeit der Autos: „Dies können wir als Automobilhersteller im Sinne unserer Kunden weder befürworten noch dafür haften. Deshalb raten wir von Hardware-Nachrüstungen ab.“

Die Umrüstungen sind Teil eines Maßnahmenpakets der Bundesregierung für bessere Luft. In vielen Städten werden Schadstoff-Grenzwerte überschritten, eine Hauptursache sind Dieselabgase. Gerichte haben für mehrere Städte Fahrverbote angeordnet. Aus Sicht von Befürwortern senken die Nachrüstungen, bei denen ein Katalysator eingebaut wird, den Schadstoff-Ausstoß am wirksamsten.

Die Hersteller haben die Umbauten allerdings von Anfang an sehr skeptisch gesehen. Auch Scheuer hatte sich ablehnend geäußert. Er hatte aber auf Druck der SPD und des Kanzleramts im November mit den deutschen Herstellern einen Kompromiss erzielt. Dabei ging es vor allem um die Finanzierung der Nachrüstungen. VW und Daimler hatten zugesagt, Dieselautos in 15 „Intensivstädten“ mit einer besonders hohen Schadstoff-Belastung für bis zu 3000 Euro pro Wagen mit einer Hardware nachrüsten zu lassen. Experten schätzen die Kosten inklusive Einbau auf etwa 3000 Euro.

Bereits nach dem Spitzentreffen im November hatte VW erklärt, der Konzern werde Hardware-Nachrüstungen nicht anbieten und Fahrzeughaltern auch nicht empfehlen. BMW ist komplett gegen die Nachrüstungen, will Dieselbesitzer aber nach Auslaufen der „Umtauschprämien“ mit der gleichen Summe unterstützen, etwa für einen Neukauf. Es ist aber unklar, wie genau das funktionieren soll.

Die Hersteller und Scheuer setzen vor allem auf eine Erneuerung der Diesel-Flotte. Die Autobranche hatte höhere Kaufanreize für Kunden auf den Weg gebracht, die ihr altes durch ein neues Dieselauto ersetzen. Es ist aber fraglich, ob diese Prämien wirken und viele Kunden davon Gebrauch machen.

Für viele Kunden bleibt jedoch unklar, ob sie ihren Wagen überhaupt mit einer neuen Hardware nachrüsten lassen können. Ausländische Hersteller wollen sich daran nicht beteiligen. Und bis erste Fahrzeuge in die Werkstätten kommen, könnte es Monate dauern. Nach den nun vorgelegten Vorschriften müssen die Hersteller zum Beispiel bestätigen, dass die Funktionsfähigkeit des Nachrüstsystems bei bestimmungsgemäßem Betrieb über eine Leistung von 100 000 Kilometern oder über eine Lebensdauer von bis zu fünf Jahren gewährleistet ist. Außerdem sollen nachgerüstete Fahrzeuge bei Messungen einen Grenzwert bei den Stickoxidemissionen von 270 Milligramm pro gefahrenem Kilometer unterschreiten.

Dieser Wert ist wichtig, weil die Bundesregierung festschreiben will, dass Diesel-Fahrzeuge der Abgasnormen Euro 4 und Euro 5 künftig von Fahrverboten ausgenommen werden. Unter der Voraussetzung, dass diese im Alltag nicht mehr als 270 Milligramm Stickstoffdioxid pro gefahrenem Kilometer ausstoßen. Bisher liegen keine vollständigen Anträge beim Kraftfahrt-Bundesamt für eine Genehmigung von Hardware-Nachrüstungen vor.

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