Problem für die Saar-Wirtschaft Viele Betriebe nicht auf Digitalisierung vorbereitet

Saarbrücken · Die Arbeitskammer erwartet an der Saar stärkere Veränderungen als in anderen Regionen.

 Thomas Otto, Hauptgeschäftsführer der  Arbeitskammer

Thomas Otto, Hauptgeschäftsführer der Arbeitskammer

Foto: Pasquale D'Angiolillo/PDA

() Zahlreiche Betriebe im Saarland sind nicht genug auf die Herausforderungen der Digitalisierung vorbereitet. Zu dieser Erkenntnis gelangt eine „Analyse der Branchenstrukturen“ der Arbeitskammer. Demnach müssen sich insbesondere Autozulieferer in der Region fragen, mit welchen Produkten sie künftig noch erfolgreich am Markt bestehen wollen. Klar erkennbar sei jetzt schon, dass sich „die für das Saarland so bedeutsame Kfz-Industrie auf den Abschied vom kraftstoffgetriebenen Auto einstellen muss“. Diese Umwälzung werde voraussichtlich das Saarland als Produktions- und Industriestandort noch stärker treffen als andere Regionen, befürchtet die Arbeitskammer. Klare Zukunftsstrategien in den Unternehmen auf diese Herausforderung seien bisher nicht erkennbar. Auch nicht, inwieweit man den Trend der Elektromobilität begleiten will. Besonders Bosch und ZF als große Arbeitgeber seien hier gefordert, nachvollziehbare Strategien für den Weiterbestand der saarländischen Werke zu entwickeln.

Generell habe die Automobilherstellung im Saarland „in den letzten Jahren an Bedeutung verloren. Der Umsatz ist zwischen 2008 und 2016 um 6,6 Prozent zurückgegangen, während er im Verarbeitenden Gewerbe insgesamt immerhin noch um 1,8 Prozent gestiegen ist und auf Bundesebene sogar um 7,1 Prozent zulegen konnte“, heißt es in der Analyse der Arbeitskammer. Äußerst negativ hätten sich insbesondere die Umsätze mit dem Ausland innerhalb der Eurozone entwickelt. Stark geschwächt werde auch die Stahlindustrie durch einen zunehmenden Preisdruck auf den internationalen Märkten sowie die Ungewissheit über die Bedingungen des künftigen Umweltzertifikate-Handels. Auffallend gut laufe es dagegen im Maschinenbau, der auch auf besonders qualifizierte Mitarbeiter zurückgreifen könne.

Tiefgreifende Veränderungsprozesse durch die Digitalisierung mit  neuen Produktionsprozessen, veränderten Wertschöpfungsketten und veränderten Arbeitsbedingungen seien  an der Saar längst im Gange. ,,In der Industrie sind weitere Automatisierung, Rationalisierung und Restrukturierung der industriellen Produktion zu befürchten“, heißt es in der Analyse. Deshalb müssten Arbeitnehmervertreter und Belegschaften auch stärker bei der Einführung neuer Technologien beteiligt werden, um Folgen für Arbeitskräfte und Arbeitsplätze in Grenzen zu halten. „Wir brauchen im Saarland eine nachhaltige Wirtschafts- und Industriepolitik, die den Unternehmensbestand im Saarland stabilisiert und qualitativ hochwertige Beschäftigung ausbaut und sichert“, fordert als Konsequenz Thomas Otto, Hauptgeschäftsführer der Arbeitskammer, von der saarländischen Landesregierung.

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