Verpackungsflut Mehr Müll durch Essen zum Mitnehmen

München/Berlin · Fertig zubereitet und abgepackt – so essen viele Menschen heute. Aber das produziert auch Verpackungsmüll in rauen Mengen.

 Bestellen, mitnehmen, essen, trinken – und dann ab damit in den Mülleimer. Dort stapeln sich dann die leeren Kaffee- und Eisbecher.

Bestellen, mitnehmen, essen, trinken – und dann ab damit in den Mülleimer. Dort stapeln sich dann die leeren Kaffee- und Eisbecher.

Foto: dpa/Peter Kneffel

(dpa) Dass Einwegbecher für Kaffee zum Mitnehmen eine Umweltsünde sind, hat sich herumgesprochen. Aber die Müllprobleme durch Essen und Trinken sind damit längst nicht am Ende. Unzählige Restaurants, Snackbars, Bäckereien und Supermärkte bieten Salate, Sushi, Burger, Fruchtjoghurts und andere kleine Mahlzeiten in Einwegbehältern. Und das sind nur die stationären Geschäfte. Hinzu kommt der Liefer-Boom beim Essen, der die Verpackungsmüll-Flut noch verstärkt.

Dahinter stecken veränderte Bedürfnisse der hungrigen Kundschaft: Viele wollen ihr Essen schnell, unkompliziert und möglichst, ohne sich die Finger schmutzig zu machen. Einfach aufreißen und reinbeißen heißt dabei die Devise. „Essen war nie bequemer, aber auch nie unökologischer“, sagt Thomas Fischer, Experte für Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe. „Es gibt einen regelrechten Boom, was vorverpacktes Essen angeht“, so Fischer.

Das bringe den Händlern und Verpackungsherstellern satte Gewinne, denn die Vorportionierung müsse teuer bezahlt werden, sagt Fischer. „Kleine Salate in einer Hartplastikschale kosten schnell bis zu fünf Euro, und auch ein einfaches Sandwich kostet in der Hartplastikschale für den Hunger für unterwegs vier Euro oder mehr. Ressourcenverschwendung lohnt sich also“, sagt der Experte. Eine Lösung könnten aus seiner Sicht Mehrwegsysteme sein: „Kunden bestellen Essen auf Rädern in bepfandeten Mehrwegboxen und lassen sie bei der nächsten Bestellung über den Anbieter wieder mitnehmen“, schlägt Fischer vor. Gerade für Menschen, die regelmäßig bei Online-Lieferdiensten bestellen, komme das in Frage. Dafür müssten aber auch politische Rahmenbedingungen angepasst werden. Neben steuerlichen Anreizen beim Einsatz von Mehrweggeschirr könne auch eine Ressourcensteuer für Verpackungen helfen, die Abfallberge schrumpfen zu lassen.

Kritik von Umweltschützern wegen seiner vielen Einwegverpackungen muss sich auch der Fast-Food-Riese McDonald‘s immer wieder gefallen lassen. Fast 46 000 Tonnen Verpackungen brachte das Unternehmen in Deutschland im vergangenen Jahr in Umlauf. Den Kaffee zum Mitnehmen schenkt die Kette mittlerweile auf Kundenwunsch auch in mitgebrachte oder im Restaurant gekaufte Mehrwegbecher aus und gibt zudem Kaffee, Kuchen und Muffins für den Verzehr vor Ort in seinen McCafés auf Porzellangeschirr aus. Man teste „mit Blick auf die weitere Reduktion von Verpackungsmaterialien auch immer wieder unterschiedliche Konzepte“, heißt es etwa unter Verweis auf eine neue Gourmet-Linie, bei der die Burger lediglich mit einer kleinen Papierhülle versehen und auf einem Tablett angerichtet werden. Bis 2020 wolle das Unternehmen zudem weltweit nur noch recycelte Materialien oder Papier aus zertifizierter Forstwirtschaft einsetzen.

Sichtbar wird die Verpackungsflut vor allem in der warmen Jahreszeit, wenn es viele Menschen zur Mittagspause, zum Picknick oder Grillabend ins Freie zieht. In den Fußgängerzonen der Städte quellen die öffentlichen Abfalleimer jetzt über, sofern Essensverpackungen oder Pappbecher nicht gleich irgendwo im Park oder am Straßenrand entsorgt werden.

Auch das Umweltbundesamt sieht veränderte Verzehr- und Konsumgewohnheiten als bedeutenden Grund für den Anstieg des Verpackungsmüllbergs auf die Rekordmenge von fast 18 Millionen Tonnen im Jahr 2014. Die privaten Endverbraucher hatten daran einen Anteil von gut acht Millionen Tonnen, wie Verpackungsexperte Gerhard Kotschik vom Umweltbundesamt sagt. Die zunehmende Mobilität der Menschen, der Trend zu verzehrfertigem Essen sowie eine wachsende Zahl von Ein- und Zweipersonenhaushalten dürften das Aufkommen auch künftig weiter leicht steigen lassen. „Aber es wird auch Gegenbewegungen geben“, sagt Kotschik. Wenn die Menschen erst einmal sensibilisiert und zu einer Verhaltensänderung bereit seien, dürften auch große Anbieter umdenken. Das zeigte sich zuletzt bei Plastiktüten: Seit dem Aus für die kostenlose Kunststoff-Tragetasche in vielen Geschäften ist ihr Verbrauch in Deutschland rapide gesunken.

(dpa)
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