London/Berlin „Verlust von Jobs und Wohlstand“

London/Berlin · Deutsche Wirtschaft warnt vor massiven Auswirkungen durch den Brexit.

 Großbritanniens PremierministerinTheresa May bleibt bei ihrem harten Kurs. Der Brexit soll kommen.

Großbritanniens PremierministerinTheresa May bleibt bei ihrem harten Kurs. Der Brexit soll kommen.

Foto: dpa/Stefan Rousseau

Trotz wachsender Ängste vor einem chaotischen Brexit weist die britische Regierungschefin Theresa May Forderungen nach einer neuen Volksabstimmung zurück. „Das Parlament hat die demokratische Pflicht, das umzusetzen, wofür das britische Volk gestimmt hat“, erklärte May gestern. Unterdessen warnen Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft vor drastischen Folgen eines chaotischen Brexits ohne Abkommen mit der EU.

„Beim Brexit drohen auch massive Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft“, sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer. „Das kann zum Verlust von Jobs und von Wohlstand führen.“ Industriepräsident Dieter Kempf sprach von einer „dramatischen“ Situation: „Jede Verzögerungstaktik ist brandgefährlich.“ Nach Ansicht von Kempf darf die EU das Austrittsabkommen nicht aufschnüren. Ein ungeordnetes Ausscheiden des Vereinigten Königreichs riskiere ein Außenhandelsvolumen Deutschlands von über 100 Milliarden Euro: „Es droht eine unmittelbar durchschlagende Rezession in der britischen Wirtschaft, die auch an Deutschland nicht unbemerkt vorüberziehen würde.“ Deutsche Unternehmen seien mit 120 Milliarden Euro und weit über 2000 Beteiligungen im Vereinigten Königreich engagiert. „Sie bereiten sich intensiv auf das Szenario eines harten Brexits vor. Für ihre jeweiligen Branchen haben die Unternehmen eine umfangreiche Folgenabschätzung getroffen. Dabei geht es natürlich auch um mögliche Produktionsverlagerungen.“ DIHK-Präsident Schweitzer: „Großbritannien ist der fünftgrößte Exportmarkt Deutschlands. Über 750 000 Arbeitsplätze in Deutschland hängen vom Export nach Großbritannien ab. Unser Exportvolumen mit Großbritannien ist seit dem Brexit-Entscheid schon um mehr als fünf Prozent zurückgegangen.“ Der DIHK rechne bei einem no-deal-Brexit für deutsche Unternehmen mit bis zu zehn Millionen zusätzlichen Zollanmeldungen pro Jahr und über 200 Millionen Euro zusätzlichen Kosten nur durch diese Zollbürokratie.

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