Fatale Hinhalte-Taktik Wenn Verhandlungen ins Leere führen

Homburg · Seit fast einem Jahr wird beim Homburger Pharmalabor-Betreiber Phast um einen Tarifvertrag gerungen. Die Belegschaft ist frustriert.

 Das Homburger Unternehmen Phast untersucht in seinem Labors Arzneimittel-Wirkstoffe für die Pharmaindustrie.

Das Homburger Unternehmen Phast untersucht in seinem Labors Arzneimittel-Wirkstoffe für die Pharmaindustrie.

Foto: Andreas Engel

Beim Homburger Biopharma-Unternehmen und Speziallabor-Betreiber Phast hängt der Haussegen schief. Ein auf das Unternehmen zugeschnittener Tarifvertrag, den Phast mit der Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) verhandelt hat, ist seit Juni unterschriftsreif. Doch die Phast-Geschäftsführung verweigert die Unterzeichnung.

Dabei hatte alles so gut angefangen. „Einen solch herzlichen Empfang hatte ich noch nie erlebt“, sagt Heiko Metzger, Sekretär der Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), der vor zwei Jahren von seinen Mitgliedern im Betrieb aufgefordert worden war, ihre Interessen zu vertreten. „Als wir mit unserem Info-Bus aufs Werksgelände wollten, wurde uns ein Stellplatz reserviert“, erinnert er sich. Auch das Ansinnen, einen Betriebsrat zu gründen, unterstützte die Geschäftsführung „ohne Wenn und Aber“. Als die Wahl zur Arbeitnehmervertretung stattfand, spendierte die Chefetage, der damals noch Firmengründer Johannes Krämer angehörte, sogar Bier und Burger für die Truppe.

Anfang vergangenen Jahres ging Metzger daher frohgemut daran, für die rund 270 Homburger Mitarbeiter von Phast einen Tarifvertrag auszuhandeln. Ein solches Regelwerk gab dort es bislang nicht. Zu Beginn schien das Ganze auch gut zu laufen. „Nach anfänglichen Differenzen und tiefgehenden inhaltlichen Diskussionen haben sich die Tarifvertragsparteien einen großen Schritt aufeinander zu bewegt“, schrieb Metzger noch im Februar in einem Infoblatt an die Mitarbeiter.

Auf der Arbeitgeberseite saßen ihm Phast-Geschäftsführer Pascal Van de Veire und zwei Herren des Unternehmensverbands (UV) Saarland gegenüber. Beim UV „ist die Mitgliedschaft nicht an eine Tarifbindung geknüpft“, heißt es dort. „So sind deren Vertreter auch aufgetreten“, schimpft Metzger im Nachhinein. „Vom Unternehmen hatten sie keine Ahnung und wollten offensichtlich auch kein sinnvolles Ergebnis herbeiführen.“ Von daher klangen die Tarifinfos im April schon wesentlich missmutiger. Von „wenig Kompromissbereitschaft“ und „zeitraubenden Diskussionen“ ist dort die Rede.

Im Juni – nach weiteren zähen Gesprächsrunden – sah es danach aus, dass weißer Rauch aufstieg. „Aus unserer Sicht ist der aktuelle Verhandlungsstand tragfähig und ein Abschluss nunmehr möglich“, hieß es damals. „Wir besiegelten die Einigung mit einem einem Handschlag“, erinnert sich Metzger. Nur die Unterschrift fehlte noch.

Doch es sollte anders kommen. Denn im Mai hatte es einen Eigentümerwechsel gegeben. Phast-Gründer Krämer hatte sämtliche Anteile an die Firma Eurofins Bio-Pharma Services Holding mit Sitz in Planegg bei München verkauft. Dieses Unternehmen ist eine Tochtergesellschaft von Eurofins Scientific, einem Konzern, der 28 Speziallabors in 16 Ländern betreibt. Der Zulieferer der Pharma-Industrie erwirtschaftet einen Umsatz von knapp zwei Milliarden Euro, beschäftigt mehr als 18 000 Mitarbeiter, hat seinem Sitz in Luxemburg und ist an der Pariser Euronext-Börse gelistet.

Kaum hatte Eurofins das Ruder bei Phast in Homburg übernommen, gab sich Geschäftsführer Pascal Van de Veire zugeknöpft. Das Budget müsse neu gerechnet werden, ließ er wissen. Den Sommer über und auch im Herbst passierte wenig, „obwohl wir gesprächsbereit waren“, sagt IG BCE-Sekretär Metzger. Doch irgendwann platzte ihm und der Tarifkommission die Hutschnur. Sie setzten Van de Veire ein Erklärungsfrist, die am 30. November endete. Auch diese ließ er verstreichen. Kurz vor Weihnachten hatte der Geschäftsführer daher einen dreiseitigen Brief in der Post, in dem die IG BCE-Mitglieder bei Phast ihrem Frust freien Lauf ließen. Sie seien „schwer enttäuscht“. Von ihm seien immer nur „leere Versprechungen“ gekommen.

Van de Veire ging bei einer Anfrage unserer Zeitung nicht auf die konkrete Situation ein. „Das Team von Phast arbeitet konzentriert daran, sich als wichtiges Mitglied in die Eurofins-Gruppe, die mit einem qualitativ anspruchsvollen globalen Kundenkreis aus der pharmazeutischen Industrie zusammenarbeitet, einzubringen“, ließ er wissen. „Phast genießt hohe Wertschätzung seiner internationalen Kunden aus der pharmazeutischen Industrie“ heißt es weiter.

Metzger will in der Tarifsache nicht lockerlassen. Als nächstes plant er eine Mitgliederversammlung, wo über das weitere Vorgehen entschieden werden soll. Die gewerkschaftlichen Folterwerkzeuge – angefangen von einer verlängerten „tariflichen Mittagspause“ bis hin zu einem handfesten Streik – hat er vorsorglich schon bereitgelegt.

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