Trends der Auto-Forschung Tüftler setzen weiter auf Diesel und Benziner

Berlin · Die Autoindustrie meldet deutlich mehr Patente für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor als mit Elektroantrieb an.

Trotz der Dieselkrise und der Debatte um schlechte Luft in den Innenstädten scheint die Autoindustrie weiter auf den klassischen Verbrennungsmotor zu setzen. So wurden im vergangenen Jahr mit Abstand die meisten Patente für Benzin- und Dieselmotoren angemeldet. Im Vergleich dazu behandelten die Entwickler den Elektroantrieb eher stiefmütterlich.

Das belegen neue Daten des Deutschen Patent- und Markenamtes, die unserer Redaktion vorliegen. Demnach erhöhten sich 2017 die Zahl der Anmeldungen hiesiger Hersteller in Sachen Verbrennungsmotor um rund 15 Prozent auf 2108. Hinzu kamen noch einmal 2136 Patentanmeldungen aus den USA, Japan, Korea, aus Frankreich und China. Demgegenüber meldeten deutsche Unternehmen lediglich 170 Erfindungen zum Elektromotor an (plus 22). Rechnet man die der ausländischen Hersteller hinzu, verzeichnete das Amt hier 436 neue Einträge, womit der Rekordwert von 467 aus dem Jahr 2016 verfehlt wurde.

Laut Patentamt konzentrierten sich die Tüftler der Hersteller darauf, „betriebs- und kostenoptimierte Verbrennungsmotoren herzustellen“. Ein Großteil der Anmeldungen habe sich mit der Abgasnachbehandlung beschäftigt, um Stickoxide aus den Abgasen von Dieselmotoren zu entfernen. Bei den Patenten zum Elektroantrieb ging es vor allem darum, die Elektromotoren günstiger, raumsparender und einfacher zu gestalten und so den Fahrkomfort zu erhöhen.

Der Vize-Fraktionschef der Grünen, Oliver Krischer, kritisierte: „Die Autohersteller krallen sich an den Verbrennungsmotor und trauen sich nicht, umfassend umzusteuern.“ Gefragt seien aber Forschungsschwerpunkte bei den neuen Antriebsarten, „um hier von Anfang an vorne dabei zu sein“. Alexander Knebel, Sprecher der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE), fordert die Autohersteller auf, endlich mehr Fahrzeuge anzubieten, „die die Energiewende auf die Straße bringen“. Es gebe praktikable Möglichkeiten für mehr Klimaschutz im Verkehr, beispielsweise durch Biokraftstoffe im Verbrennungsmotor oder Wind- und Solarstrom für den Elektroantrieb. Vom Verband der Automobilindustrie (VDA) war gestern keine Stellungahme zu erhalten.

Ein anderer Trend könnte erklären, warum die Branche nach wie vor auf neue Entwicklungen beim Verbrennungsmotor setzt. Der Kunde will es indirekt so. Denn in den ersten drei Monaten des Jahres sind nach Angaben des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer bereits 251 000 SUV neu zugelassen worden. Inzwischen haben die großen Fahrzeuge mit den kraftvollen Motoren einen Marktanteil von gut 25 Prozent.

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