Zukunft ungewiss Auch Thomas Cook Deutschland ist insolvent

Berlin/Frankfurt · Der Reiseveranstalter strebt eine Sanierung an. Condor fliegt mit staatlicher Hilfe weiter.

 Rund 120 000 Urlauber sind noch mit den Unternehmen der deutschen  Thomas-Cook-Tochter unterwegs.

Rund 120 000 Urlauber sind noch mit den Unternehmen der deutschen Thomas-Cook-Tochter unterwegs.

Foto: dpa/Clara Margais

Erleichterung beim Ferienflieger Condor, Bedauern bei Thomas Cook Deutschland: Drei Tage nach dem britischen Mutterkonzern hat der Reiseveranstalter am Mittwoch Insolvenz angemeldet. Der ebenfalls zum Konzern gehörende Ferienflieger kann mit staatlicher Unterstützung dagegen weiterfliegen. Beide Unternehmen streben eine Sanierung und eine Loslösung von der britischen Mutter an. Die Voraussetzungen dafür sind aktuell allerdings unterschiedlich.

Der Bund und das Land Hessen hatten am Dienstagabend angekündigt, Condor mit einem Kredit in Höhe von insgesamt 380 Millionen Euro zur Seite zu springen (wir berichteten). Tausende Urlauber und rund 4900 Beschäftigte können damit vorerst aufatmen.

Über den Antrag der Thomas Cook GmbH auf einen Überbrückungskredit ist dagegen noch nicht entschieden. Dabei soll es sich um 375 Millionen Euro handeln.

Zu Thomas Cook Deutschland gehören unter anderem die Marken Neckermann, Öger Tours und Bucher Reisen. Etwa 120 000 Urlauber sind nach Angaben von Geschäftsführerin Stefanie Berg noch mit dem Unternehmen unterwegs. Der Reiseverband DRV betonte, betroffene Pauschalreisende könnten „ihren Urlaub regulär zu Ende bringen und plangemäß nach Hause fliegen“. Den Angaben zufolge kümmert sich der Versicherer Zurich um betroffene Pauschalurlauber (Infokasten). Das Auswärtige Amt erwartet keinen Massenandrang von im Ausland festsitzenden Urlaubern aus Deutschland.

Thomas Cook Deutschland strebt mit der Insolvenz eine Sanierung an. Es soll verhindert werden, dass das Unternehmen Teil der Insolvenzmasse des britischen Mutterkonzerns wird. „Ziel einer Sanierung ist es, das profitable, aber schon länger durch das schwache Geschäft von Thomas Cook in Großbritannien und den Brexit belastete Geschäft des deutschen Veranstalters selbstständig fortzuführen“, hieß es. Das Unternehmen beschäftigt in Deutschland etwa 2000 Mitarbeiter.

Thomas Cook Deutschland hatte den Verkauf von neuen Reisen am Montag gestoppt. Urlauber, die bereits gebucht hatten, können seit Wochenbeginn nicht starten. Die Reisen sind zunächst bis Donnerstag abgesagt. Condor fliegt dagegen weiter. Die Führung ist auf der Suche nach einem neuen Eigentümer. „Wir sind in den letzten zwei Tagen bereits in Gesprächen mit solventen interessierten Parteien“, sagte Condor-Chef Ralf Teckentrup.

Um sich von dem insolventen Mutterkonzern zu lösen, stellte Condor wie angekündigt einen Schutzschirmantrag. Der Antrag, bei dem es sich um eine Besonderheit des deutschen Insolvenzrechts handelt, ging nach Angaben des Amtsgerichts Frankfurt am Mittwoch ein. Damit will Condor verhindern, dass Geld aus dem staatlichen Brückenkredit an den insolventen britischen Mutterkonzern abfließt.

Der sogenannten Rettungshilfe muss die EU-Kommission allerdings noch zustimmen. Die EU-Kommission steht nach Angaben eines Sprechers aktuell in einem „engen und konstruktiven Kontakt“ mit den deutschen Behörden.

Die Unwägbarkeiten des Brexits und das veränderte Buchungsverhalten hatten den ohnehin schon unter Druck stehenden Traditionskonzern Thomas Cook Anfang der Woche in die Insolvenz getrieben. Überteuerte Übernahmen und viel zu späte Veränderungen bei Technik und Geschäftsstrategie hatten den britischen Konzern in eine Abwärtsspirale gebracht, aus der er nicht mehr herausfand.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort