Terex Cranes kündigt Kahlschlag an

Zweibrücken · Terex Cranes will schnell aus den roten Zahlen und opfert dafür unter anderem den Standort Bierbach. Dafür sucht das US-Unternehmen nach einem Käufer. Die IG Metall sorgt sich um die Zukunft der Fertigung in Zweibrücken.

 Dieses Verwaltungsgebäude in Zweibrücken will Terex Cranes aufgeben. Foto: Lehmann

Dieses Verwaltungsgebäude in Zweibrücken will Terex Cranes aufgeben. Foto: Lehmann

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Steve Filipov kam mit schlechten Nachrichten aus den USA nach Zweibrücken . Seit gerade erst 40 Tagen ist Filipov wieder Präsident des Kranherstellers Terex Cranes - er war das bereits von 2004 bis 2008 -, und umgehend beschließt er ein radikales Sanierungsprogramm. Der Kostendruck sei zu hoch. Um schnell wieder in den grünen Bereich zu kommen, müsse man das Geschäftsmodell ändern, sagt Filipov.

Sein 100-Tage-Aktionsplan trifft die Standorte Zweibrücken und Blieskastel-Bierbach hart. 25 bis 30 Prozent der mehr als 1700 Stellen sollen abgebaut werden, kündigte der Amerikaner gestern in einer Betriebsversammlung an. Das Werk in Bierbach mit mehr als 300 Beschäftigten soll dichtgemacht werden, und in der Verwaltung in Zweibrücken sollen etwa 150 Jobs wegfallen. Alles in allem könnten rund 500 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verlieren. Die Verwaltungsgebäude in der Zweibrücker Dinglerstraße werden aufgegeben. Die rund 300 Schreibtische werden laut Filipov "in den nächsten Monaten" näher am Produktionsbereich und im Wallerscheider Werk am früheren Zweibrücker Flughafen aufgestellt.

In Zweibrücken und Bierbach sei der Umsatz gleichbleibend, und die Kosten seien zu hoch. Dazu hätten Produktfehler Geld und Vertrauen der Käufer gekostet, erläuterte Filipov. "Angesichts der Höhe der Verluste ist der Erfolg überlebenswichtig."

Daher wolle das Unternehmen "so schnell wie möglich" das Maßnahmenbündel umsetzen - spätestens bis Mitte kommenden Jahres. Die Mannschaft in Zweibrücken stehe hinter dem Plan, dessen Umsetzung in allen Details aber etwas Zeit brauche, sagte Filipov. Er hoffe aber, über die Umsetzung der Stellenstreichungspläne "nicht so lange mit dem Betriebsrat verhandeln" zu müssen. Auch in den USA oder China baue der Konzern Arbeitsplätze ab.

Personalchefin Steffi Wieser schließt betriebsbedingte Kündigungen nicht aus. Doch solle der Arbeitsplatzabbau möglichst sozialverträglich ablaufen. Man verhandele mit dem Betriebsrat über Alternativen wie Kurzarbeit und hoffe, sich bald einig zu sein. Einem Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung habe man "für den Moment" eine Absage erteilt.

Das Bierbacher Werk will Terex aber nicht einfach stilllegen. "Ich hoffe, wir finden einen Käufer", sagte Filipov. Wer dafür infrage kommt, ist noch offen. 2006 habe Terex die Möglichkeit eines Verkaufs bereits geprüft. "Es gab Chancen", blickt der Terex-Cranes-Chef zurück.

Ralf Cavelius, zweiter Bevollmächtigter der IG-Metall Homburg-Saarpfalz, bangt nach Filipovs Ankündigungen um den ganzen Standort. "Wenn das so umgesetzt wird, muss jeder Arbeitnehmer hier um seinen Arbeitsplatz bangen. "

Meinung:

Noch längst nicht gerettet

Von SZ-Redakteur Volker Meyer zu Tittingdorf

Ausgerechnet jetzt kurz vor Weihnachten. Schlimmer konnte es für die Mitarbeiter von Terex Cranes kaum kommen. 500 Beschäftigte verlieren ihren Job. Es drohen Kündigungen. Der neue Chef greift zu drastischen Mitteln. Ob das sein muss, um den Standort zu retten, ist von außen schwer zu beurteilen. Sicher hat das Management in der Vergangenheit viele Fehler gemacht. Probleme mit Kosten und der Produktqualität kommen ja nicht über Nacht. Die Geschäftsführung hätte viel früher gegensteuern müssen. Nun muss die Belegschaft für die Versäumnisse teuer bezahlen. Und gerettet sind auch die verbliebenen Jobs noch lange nicht.

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