SZ-Telefonratgeber Vermögensaufbau trotz Nullzinspolitik

Immer mehr Menschen sind verunsichert, wenn es um die Geldanlage geht. Christian Greber, Steffen Hauck und Heiko Neumann vom Bundesverband deutscher Banken helfen weiter.

 Es wird immer schwieriger, sein Geld angesichts niedriger Zinsen noch rentabel anzulegen.

Es wird immer schwieriger, sein Geld angesichts niedriger Zinsen noch rentabel anzulegen.

Foto: gms/Jens Schierenbeck

Was halten Sie von offenen Immobilienfonds?

Als Beimischung zu einem breit gestreuten Vermögen sind offene Immobilienfonds gut geeignet, auch als Ersatz für langlaufende festverzinsliche Anlagen. Sie bieten in der Regel eine stabile Rendite von etwa zwei bis drei Prozent bei einem überschaubaren Risiko und geringer Wertschwankung. Da der Fonds in Immobilien und somit in Sachwerte investiert, bieten sie gleichzeitig noch einen gewissen Inflationsschutz. Bei offenen Immobilienfonds sollten Sie einen mittel- bis langfristigen Anlagehorizont von etwa fünf Jahren haben, besser mehr.

Komme ich bei offenen Immobilienfonds jederzeit an mein Geld?

Grundsätzlich müssen Anleger offener Immobilienfonds eine zweijährige Mindesthaltefrist einhalten, zudem eine einjährige Kündigungsfrist. Ein Verkauf der Fondsanteile über die Börse ist möglich, dann aber gebührenpflichtig und abhängig vom aktuellen Tagespreis.

Ist es sinnvoll, Geld in Aktien deutscher Unternehmen anzulegen?

Deutsche Sparer fokussieren sich gerne auf deutsche Unternehmen, weil diese bekannt sind. Doch man sollte besser breit streuen, was man gut mit Fonds erreichen kann. Sie könnten zum Beispiel sowohl in einen Aktienfonds mit deutschen als auch in einen mit europäischen Werten sowie in einen weltweiten Aktienfonds anlegen. Berücksichtigen Sie neben den „alten“ Industrieländern auch Schwellenländer mit Wirtschaftswachstum.

Freunde haben mir einen Fondsparplan mit Aktien empfohlen. Was halten Sie davon?

Das ist sehr sinnvoll, um langfristig Vermögen aufzubauen. Sie müssen allerdings mit Wertschwankungen leben können und eine gewisse Risikobereitschaft mitbringen. Die Schwankungen können Sie für sich nutzen. Denn mit einem festgelegten Sparbeitrag kaufen Sie in guten Börsenzeiten bei hohen Kursen wenige Anteile und in schlechten Börsenzeiten eben mehr Anteile, da die Kurse niedriger sind. Dadurch ergibt sich ein niedriger Durchschnittspreis. Um das Risiko besser zu verteilen, könnten Sie auch in verschieden Fonds mit unterschiedlichen Schwerpunkten anlegen.

Soll man jetzt Aktien kaufen?

Das hängt vor allem von Ihren Anlagezielen und Ihrer Risikoneigung ab. Langfristig haben Aktien die besten Renditechancen, aber sie haben auch die größte Wertschwankung. Das muss man aushalten können. Bei Aktien sollte man immer bedenken, dass auch politische Geschehnisse die Kurse beeinflussen können, wie etwa der Handelskonflikt zwischen USA und China oder der Brexit. Und die Aktienanlage sollte breit gestreut sein, um das Risiko zu verteilen. Suchen Sie ein Beratungsgespräch mit Ihrer Bank, um Ihre Risikobereitschaft und Anlagemöglichkeiten zu besprechen.

Ich möchte 120 000 Euro langfristig anlegen, möglichst mit drei Prozent Rendite. Allerdings benötige ich monatlich 500 Euro von diesem Geld. Was soll ich tun?

Überlegen Sie, die Anlage aufzuteilen, um diverse Laufzeiten und Anlageformen abzudecken. Sinnvoll wäre hier vermutlich eine Drittelung, um die kurzfristige (1 - 3 Jahre), mittelfristige (4 - 8 Jahre), sowie die langfristige (>10 Jahre) Laufzeit abdecken zu können. Je nach persönlicher Risikoneigung können diverse Produkte genutzt werden. Tagesgeld ist beispielsweise jederzeit verfügbar ist. Mittel- und langfristig könnten Misch- bzw. offene Immobilienfonds sowie Aktienfonds interessant sein. Wenn Sie Inflationsausgleich und eine höhere Rendite haben möchten, kommen Sie an Aktien nicht vorbei.

Woran erkenne ich gute Fonds?

Ein Fonds wird nach drei Jahren von Ratingagenturen bewertet und erhält Sterne. Je mehr Sterne, desto besser ist in der Regel der Investmentfonds. Es sind maximal fünf Sterne möglich. Und schauen Sie sich selbst die Wertentwicklung des Fonds der letzten Jahre an.

Zinsen gibt es keine und die Zinswende ist wieder verschoben. Wo gibt es noch Rendite ohne Risiko?

Ohne Risiko gibt es keine nennenswerte Rendite. Und je höher die Rendite, desto größer ist das Risiko. Grundsätzlich ist eine breite Streuung zu empfehlen, also nicht einseitig eine Anlageform zu bevorzugen. Um bei einer möglichen Zinserhöhung in der Zukunft flexibel reagieren zu können, empfiehlt es sich hier, das Geld in verschiedene Laufzeiten aufzuteilen und festzulegen. So kann man bei steigenden Zinsen immer wieder neu anlegen. Sprechen Sie dazu Ihren Berater an.

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