Wissenschaftsstudie Die Kluft zwischen Gut- und Geringverdienern wird immer größer

Düsseldorf · Höhere Steuern für Besserverdienende und höherer Mindestlohn, um Geringverdiener aufzufangen: Das verlangen die Sachverständigen einer gewerkschaftsnahen Studie.

 Ungleiche Verteilung der Einkommen: Das kritisieren Gutachter in einer Bundesstudie. (Symbolbild)

Ungleiche Verteilung der Einkommen: Das kritisieren Gutachter in einer Bundesstudie. (Symbolbild)

Foto: dpa/Arno Burgi

„Die deutsche Gesellschaft ist heutzutage insgesamt ungleicher, als sie es in den 1990er Jahren war.“ Insbesondere gilt dies fürs Gehalt. Demnach nehme die Einkommensungleichheit in Deutschland sogar weiter zu.

Das ist die Kernaussage des Jahresgutachtens, den der Sachverständigenrat des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung erstellt hat.

Zwar habe sich der Anstieg nach der rasanten Entwicklung Anfang der 2000er ab 2005 abgeschwächt. Ab 2010 jedoch registrierten die Beobachter wieder eine rapide aufreißende Kluft zwischen Gut- und Geringverdiener – trotz guter Konjunktur und günstigen Arbeitsmarktes. Den Grund für diese Entwicklung sehen die Experten insbesondere bei der wachsenden Diskrepanz zwischen Arm und Reich, die unter anderem durch Steuerpolitik und Niedriglöhne begünstigt worden sei.

Um eine „tiefgreifende Spaltung der Gesellschaft zu verhindern“, fordern die Analysten, Besserverdiener höher zu besteuern. Die Wissenschaftler sprechen von „größerem Beitrag zur staatlichen Umverteilung“, die Haushalte mit mehr Einkommen leisten müssten. Im Gegenzug bräuchten jene, die weniger verdienen, einen erhöhten Mindestlohn. Damit soll nach Ansicht der Gutachter verhindert werden, „dass Haushalte am unteren Ende den Anschluss an die Gesellschaft verlieren“, heißt es in dem Bericht. Außerdem halten sie eine stärkere Tarifbindung und Eingriffe in den Arbeitsmarkt für erforderlich.

Nach Institutsangaben bezieht sich die aktuelle Studie auf Daten bis 2016. Die Wissenschaftler erfassten zudem Kinder- und Arbeitslosengeld. Gleichzeitig verglichen sie die Einkünfte mit der Entwicklung der Verbraucherpreise des Statistischen Bundesamtes, heißt es in der Expertise.

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