Berlin Strom durch EEG-Umlage nicht teurer

Berlin · Experten gehen davon aus, dass die fällige EEG– Umlage zur Förderung erneuerbarer Energien in den kommenden Jahren sinken wird.

 Erneuerbare Energien wie etwa die Solarenergie werden in Deutschland immer stärker genutzt, auch auf Privathäusern.

Erneuerbare Energien wie etwa die Solarenergie werden in Deutschland immer stärker genutzt, auch auf Privathäusern.

Foto: picture-alliance/ dpa/Patrick Pleul

Die EEG-Umlage zur Unterstützung erneuerbarer Energien dürfte Experten zufolge im kommenden Jahr den Strompreis nicht steigen lassen. Der online verfügbare Rechner der Denkfabrik Agora Energiewende liefert für das Jahr 2019 einen Wert von 6,78 Cent pro Kilowattstunde Strom. Dieses Jahr lag die Umlage zu Förderung der erneuerbaren Energien, die Verbraucher mit der Stromrechnung bezahlen, bei 6,79 Cent. Da es in der Prognose derzeit noch einige Unsicherheiten gibt, geht Agora nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur von einem Wert zwischen 6,7 und 6,9 Cent pro Kilowattstunde aus. Damit bleibt der deutliche Anstieg aus, mit dem Strom-Experten noch vor einem Jahr gerechnet hatten.

Die Umlage finanziert die Ökostrom-Förderung für die Betreiber von Solar-, Windkraft-, Wasserkraft- oder Biogasanlagen. Alle Stromkunden in Deutschland müssen sie bezahlen, für bestimmte große Industriebranchen wie etwa die Stahlindustrie und Gewerbe gibt es allerdings Rabatte. Die vier deutschen Netzbetreiber legen die Umlagen-Höhe jeweils zum 15. Oktober aufgrund einer Prognose der Einnahmen und Ausgaben für das Folgejahr fest. Seit ihrer Einführung 2010 stieg die EEG-Umlage meist an, im Jahr 2015 und in diesem Jahr lag sie allerdings etwas niedriger als im jeweiligen Vorjahr. Sie ist ein wichtiger Bestandteil des in Deutschland geltenden Strompreises. Dazu kommen aber auch Netzentgelte für die Netzbetreiber, Stromsteuer sowie andere Abgaben und Umlagen.

Dass die EEG-Umlage voraussichtlich konstant bleibt, obwohl die erneuerbaren Energien weiter ausgebaut werden, liegt nach Einschätzung von Agora an derzeit höheren Erlösen für die Betreiber der Ökostrom-Anlagen, da die Strompreise im Großhandel gestiegen sind. Dadurch sinkt die Förderung für die Anlagen. Zudem haben die Netzbetreiber auf dem EEG-Konto einen Überschuss von mehr als vier Milliarden Euro angehäuft. Ein Großteil der Rücklage kann an Stromkunden zurückgegeben werden und einen Anstieg der Umlage abfedern.

Für das Jahr 2020 rechnet Agora bereits jetzt damit, dass die EEG-Umlage erstmals die Grenze von sieben Cent überschreiten wird, auf diesem Niveau dann verharrt und dann voraussichtlich ab etwa Mitte der 2020er-Jahre wieder sinkt. Abhängig ist die Entwicklung jedoch vom Börsenstrompreis und dem Ausbau von Ökostrom in Deutschland.

„Die hohen Investitionen Deutschlands in erneuerbare Energien der vergangenen 15 Jahre tragen jetzt Früchte“, kommentiert der stellvertretende Direktor von Agora Energiewende, Frank Peter, die aktuelle Entwicklung und die jüngsten Berechnungen. „Wir bekommen Jahr für Jahr mehr Strom aus erneuerbaren Energien, während die Förderkosten dafür bereits heute konstant bleiben und schon in wenigen Jahren immer weiter sinken werden.“ Eine Reform der Umlagen und Abgaben auf Strom, etwa der Industrierabatte bei der EEG-Umlage, könne die Stromkunden aber noch schneller entlasten, sagte Peter. Allerdings sind derartige Maßnahmen zur Zeit nicht vorgesehen.

Beim Strom liegt der Anteil der erneuerbaren Energien in Deutschland inzwischen bei einem Wert von rund 36 Prozent. Die erneuerbaren Energien haben damit im ersten Halbjahr 2018 auch erstmals die Braun- und Kohlekraftwerke bei der Stromerzeugung überholt. Inzwischen bekommen neue Anlagen jedoch keine festgeschriebene Vergütung mehr für ihren Strom, sondern eine durch Ausschreibungen festgelegte. Auf die EEG-Umlage zur Förderung der erneuerbaren Energien wirkt sich das nach Einschätzungen  der Bundesnetzagentur erst ab dem Jahr 2019 in größerem Maße aus.

In Deutschland geht nach den Beschlüssen der Bundesregierung im Jahr 2022 das letzte Atomkraftwerk vom Netz. Derzeit berät noch eine Kommission über den Kohleausstieg. Über einen im jüngsten Koalitionsvertrag der CDU und SPD geführten Bundesregierung vereinbarten schnelleren Ökostrom-Ausbau für den Klimaschutz streiten Union und SPD mittlerweile schon seit mehreren Monaten. Bisher gibt es in den laufenden  Diskussionen jedoch noch keine erkennbaren Fortschritte. Auch wurden noch keine konkreten Zeiträume für einen solchen beschleunigten Ausbau von Ökostrom vereinbart. Das ärgert vor allem den Bundeswirtschaftsminister. Die von Peter Altmaier (CDU) in diesem Zusammenhang geplanten Reformen kommen gegenwärtig überhaupt nicht vom Fleck.

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