Für Mindestlohn und 13. Monatsgehalt Heute erstmals Streik bei Lieferando – Auch Beschäftigte aus dem Saarland dabei
Frankfurt/Saarbrücken · Der Restaurant-Lieferdienst Lieferando erlebt am heutigen Freitag den ersten Streik in seiner deutschen Firmengeschichte. Die Gewerkschaft NGG fordert einen Tarifvertrag für die „harte und gefährliche Arbeit“.
Zum ersten Mal in der Geschichte des deutschen Ablegers kommt es am heutigen Freitag, 14. April, zum Streik bei Lieferando. Dazu hat die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) aufgerufen. Daran sollen sich nach NGG-Angaben auch Beschäftigte aus dem Saarland beteiligen.
Nach Auskunft von Mark Baumeister kommen dazu Lieferando-Mitarbeiter vor der Deutschland-Zentrale in Frankfurt/Main zusammen. Baumeister war bis Mitte September NGG-Geschäftsführer im Saarland und ist jetzt als Gastgewerbe-Referatsleiter seiner Gewerkschaft beim Hauptvorstand in Hamburg.
Nach einzelnen Protesten organisiert NGG erstmals Streik bei Lieferando
Bislang soll es bei Lieferando immer mal wieder nur einzelne Protestaktionen gegeben haben. Ein flächendeckender Ausstand schien bis dahin aber wegen des raschen Wechsels in der Belegschaft eher schwierig. Jetzt aber organisiert NGG die erste Arbeitsniederlegung bundesweit. Streiks in anderen Städten seien bereits vorgesehen, kündigt Baumeister an.
Seine Gewerkschaft NGG fordert vom Unternehmen einen Tarifvertrag. Den gibt es bei dem Dienstleister mit Stammsitz in Amsterdam/Niederlande nicht. Lediglich einzelne Abmachungen zwischen Betriebsräten und Geschäftsführung zu Eingruppierungen waren bislang Usus.
Was NGG von Lieferando für die „gefährliche Arbeit“ fordert
Lieferando als international tätiges Unternehmen seien „kein charmant chaotisches Hinterhof-Startup“, schreibt Baumeister in einer Mitteilung. „Es ist höchste Zeit, dass die harte und gefährliche Arbeit der Lieferando-Beschäftigten mit einem Tarifvertrag fair und verbindlich festgeschrieben wird.“
So fordert NGG für die bundesweit 6500 Mitarbeiter unter anderem:
- einen Mindestlohn von 15 Euro,
- ein 13. Monatsgehalt,
- Zuschläge für Randzeiten und an Feiertagen.
Wie Lieferando auf die Forderung nach einem Tarifvertrag reagiert
Lieferando stieg bis heute nicht in Tarifverhandlungen ein. Der Konzern legte damit auch kein eigenes Angebot vor. Er verweist darauf, dass die Fahrer, im Fachjargon Rider genannt, heute schon mehr als 14 Euro verdiene.
Wer hinter Lieferando steckt
Lieferando ist ein Dienstleister, der für Restaurants vor Ort über Internetportale Bestellung und Auslieferung der Speisen organisiert. Das Unternehmen, das 2000 an den Start ging, läuft international unter der Dachmarke Just Eat Takeaway. In Österreich und Deutschland firmiert der Essensauslieferer unter Lieferando. Mehr als 20 000 Menschen sollen nach Takeaway-Angaben für den Lieferdienst arbeiten.
Öffentliche Kritik am Lieferdienst Lieferando
In der Vergangenheit kam es des öfteren zu Kritik an den Arbeitsbedingungen. So mussten Beschäftigte ihre privaten Mobiltelefone zu dienstlichen Zwecken einsetzen. Hier gibt es mittlerweile ein Urteil des Bundesarbeitsgerichts, wonach der Arbeitgeber Arbeitsmittel stellen oder entsprechend vergüten muss.
Auch die Provisionen, die Restaurantbetreiber bezahlen müssen, wenn sie die Dienstleistung von Lieferando annehmen, wurde mehrfach beanstandet. Lieferando seinerseits spricht von hoher Zufriedenheit innerhalb der Belegschaft und weist auf die Einstufung seiner Online-Plattform in Deutschland als fairste hin.