Stromnetze Stadtwerke Saarlouis setzen auf schlaue Zähler

Saarlouis · Geschäftsführer Ralf Levacher sieht bei der neuen Form der Stromverbrauchs-Messung den Datenschutz nicht in Gefahr.

 Von solchen modernen Stromzählern erhofft sich Stadtwerke-Geschäftsführer Ralf Levacher Vorteile für das Unternehmen und die Kunden.

Von solchen modernen Stromzählern erhofft sich Stadtwerke-Geschäftsführer Ralf Levacher Vorteile für das Unternehmen und die Kunden.

Foto: dpa/Maja Hitij

Für einige Kunden ist es schon der potenzielle Datenschutz-Gau. Die Stadtwerke Saarlouis hatten angekündigt, in rund 1500 Haushalten digitale Stromzähler einzubauen und diese an die Rechner der Stadtwerke anzubinden. „So kommen wir Saarlouiser in den zweifelhaften Genuss, bundesweit als Erste mit einem Netz von digitalen Spionagestromzählern überzogen zu werden“, schreibt der Saarlouiser Dirk Linster in einem Leserbrief an die Saarbrücker Zeitung. Die Systeme seien unsicher, und die Daten von bis zu zwei Jahren seien für kriminelle und neugierige Zwecke abzugreifen.

Ralf Levacher, technischer Geschäftsführer der Stadtwerke Saarlouis, sieht hier Bedarf, die Gemüter etwas zu kühlen. Denn tatsächlich würden in erster Linie nur moderne Messgeräte verbaut, die die Daten zum Stromverbrauch in digitaler Form verfügbar machen. Weder könnten die Geräte Daten speichern noch aufbereiten. Und also auch nicht für kriminelle Zwecke missbraucht werden. Ebenso wenig intelligent wie der Zähler sei das Erfassungsmodul, das sogenannte Smart City Gateway. Es ist auf den Zähler montiert und liest zu vorgegebenen Zeiten den Zählerstand ab. „Das ist eine reine Erfassungseinheit, die nur Einzeldaten per Funk weitergibt.“

Erst im nächsten Schritt kommt die Intelligenz ins Spiel, wenn nämlich die abgelesenen Zählerdaten  an das sogenannte Smart Meter Gateway (SMG) übermittelt werden. Dieses SMG-Modul ist die zentrale Komponente im Zusammenspiel mit digitalen Zählern. Das SMG empfängt die Messdaten von mehreren Zählern, speichert sie und bereitet sie auf. Und genau an diesem Modul entzünden sich die Bedenken der Kunden. Denn bislang gibt es gerade mal ein Smart Meter Gateway, das die Zertifizierung des Bundesamtes für Sicherheit  in der Informationstechnik erhalten hat. Acht weitere Geräte – darunter das in Saarlouis verwendete – sind noch auf der Warteliste. Das Bundesamt teilte aber mit, dass „weitere Zertifizierungen nun bald folgen werden.“

Erst wenn drei Gateways unterschiedlicher Hersteller die Zertifizierung erhalten haben, werde der gesetzlich vorgeschriebene großflächige Einbau der SMG-Module erfolgen, heißt es von der Behörde. Das heißt im Umkehrschluss jedoch nicht, dass die Module nicht schon jetzt eingebaut werden können. Entsprechend haben sich die Stadtwerke Saarlouis entschieden, die Technik einzusetzen, um frühzeitig Erkenntnisse beispielsweise zur Netzauslastung zu gewinnen.

Ein Sicherheitsrisiko sieht Levacher trotz der fehlenden Zertifizierung nicht. Schließlich erfülle das Modul jetzt schon die dafür nötigen Voraussetzungen. Außerdem sei es zusätzlich gesichert. Denn die Gateways sind nicht bei den Kunden, sondern in den Trafostationen der Stadtwerke verbaut. „Um da ranzukommen, müsste ein Hacker in die alarmgesicherte Trafostation hineinkommen“, sagt Levacher. Mit den Zählern kommuniziert das Modul über eine hoch verschlüsselte Funkverbindung.. Ein Datenleck könne er sich da kaum vorstellen, sagt er.

Auch wenn Stadtwerke Module ohne Zertifizierung einbauen dürfen, müssen sie laut BSI trotzdem bestimmte Bedingungen erfüllen: „Der Kunde muss hier seine Einwilligung erteilen. Liegt diese nicht vor, darf auch kein Einbau durch den Messstellenbetreiber vorgenommen werden.“ Und die Bundesnetzagentur als Regulierungsbehörde ergänzt: „Die Stadtwerke müssen die Kunden drei Monate im Voraus über den Einbau informieren – und sie müssen darauf hinweisen, dass der Kunde das Recht hat, sich einen alternativen Messstellenbetreiber zu suchen.“ Aktuell haben die Stadtwerke Levacher zufolge das System bei 132 Kunden im Einsatz, die ihre Zustimmung dazu erteilt hätten.

Levacher betont, dass die Stadtwerke bei den Daten auf Datensparsamkeit setzen. Es sei wenig sinnvoll, Daten im Sekundentakt zu erfassen und auszulesen. „Oft reicht es schon, den Zählerstand einmal am Tag zu erfassen“, sagt er.

Die Stadtwerke Saarlouis sind, was intelligente Stromnetze angeht. schon lange Vorreiter im Saarland. Unter anderem haben sie auch schon Projekte getestet, wie Strom unter Bürgern gehandelt werden kann. Bei den modernen Stromzählern sieht Levacher Vorteile für beide Seiten. Einerseits können die Stadtwerke über die Verbrauchskontrolle das Netz besser planen und so Kosten vermeiden, die später über die Netzentgelte die Bürger zu tragen haben. Andererseits fällt für den Kunden die Zählerablesung weg. Der wiederum hat die Möglichkeit, durch entsprechende Zusatzmodule seinen Stromverbrauch im Haus genau zu überwachen und so Stromfresser zu identifizieren. Dadurch, sagt Levacher, können die Kunden über die intelligenten Zähler am Ende auch noch Geld sparen. Und auch flexible Tarife je nach Netzbelastung seien letztlich nur möglich, wenn es die entsprechenden Zählersysteme gebe.

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