St. Ingberter Firma IB Lenhardt Damit Elektronik überall funken darf
St. Ingbert · Die St. Ingberter Firma IB Lenhardt wächst rasant mit der Zertifizierung funkgesteuerter Elektronik. Vier Millionen Euro hat das Unternehmen in ein neues Gebäude investiert.
Der Autoschlüssel, der die Wagentüren auf Knopfdruck öffnet, die Wegfahrsperre, der Abstandsradar oder die Reifendruck-Sensoren – bei neuen Autos sind funkgesteuerte Funktionen als sinnvolle Helfer nicht mehr wegzudenken. Alle diese nützlichen Assistenten müssen nationalen Vorschriften entsprechend zertifiziert werden, damit sie überhaupt irgendwo eingebaut und verkauft werden dürfen. Das gilt auch für Smartphones, W-Lan-Router oder drahtlose Lautsprecher. Da funkgesteuerte Geräte immer mehr im Alltag präsent sind, „geht uns die Arbeit nicht aus“, sagt Michaela Schilke, stellvertretende Geschäftsführerin der Firma IB Lenhardt aus St. Ingbert.
Das 2011 von Daniel Lenhardt gegründete Unternehmen hat sich auf die Zertifizierung ebensolcher Funkgeräte spezialisiert, die auch das Surfen im Internet ohne Kabelsalat erst möglich machen. „Wir übernehmen für unsere Kunden die komplette Abwicklung der Zulassung“, sagt Schilke. „Und das für alle Länder, in die diese Produkte verkauft werden sollen.“
Da es 194 Staaten auf der Welt mit zum Teil sehr unterschiedlichen Normen und Vorschriften gibt, ist hier Wachstum programmiert. Aus diesem Grund investiert das Unternehmen derzeit kräftig. Es hat in St. Ingbert ein neues Firmengebäude errichtet, in das die Mannschaft, die derzeit aus 20 Mitarbeitern besteht, Ende April umziehen will. Die aktuelle Firmenheimat im Innovationspark am Beckerturm „ist zu klein geworden“, sagt Schilke. Das neue Gebäude, in das knapp vier Millionen Euro geflossen sind, bietet Platz für 80 Beschäftigte.
Dort wird auch ein Labor eingerichtet, über das IB Lenhardt bislang nicht verfügt. „In diesem Labor werden wir die elektrische Sicherheit von Funkgeräten prüfen“, sagt die Vize-Chefin. Nur Teile, die diese Testreihen erfolgreich durchlaufen haben, erhalten die nötigen Zulassungen wie zum Beispiel die CE-Kennzeichnung für alle EU-Länder. Die Laborleistungen sollen in der Firma IB Lab gebündelt werden.
Ein weiteres Tochterunternehmen, die KL Certification, ist von der Bundesnetzagentur offiziell als notifizierte Stelle anerkannt worden. „Damit unterstützen wir unsere Kunden beim Marktzugang in Europa, für den sie sogenannte Technical Examination Certificates benötigen“, erläutert Schilke. Diese Dienstleistung soll künftig auch für Japan, die USA und Kanada angeboten werden.
Ein weiteres Pfund, mit dem IB Lenhardt punkten kann, ist eine Software-Eigenentwicklung, die unter TAM Sys firmiert. „Damit verwalten wir die Funk-Zulassungen unserer Kunden“, verdeutlicht sie. „Sie können dort transparent alle Schritte in laufenden Projekten und Zertifzierungen aufrufen und verwalten.“ Diese Plattform erleichtere die Kommunikation enorm. Denn es müssten nicht nur neue Funkgeräte zugelassen und zertifiziert werden. Zudem sei es in verschiedenen Ländern auch Vorschrift, dass diese Prüf-Prozeduren in bestimmten Zeitabständen wiederholt werden. „Auch daran erinnert die Software unsere Kunden.“ Zum Kundenkreis gehören „alle namhaften Automobilkonzerne“, sagt Schilke, „aber auch Hersteller von Medizinprodukten und große Konzerne aus dem Bereich Unterhaltungselektronik“. Das Unternehmen will sich auch international immer stärker in Stellung bringen. So ist für dieses Jahr die Gründung einer Tochterfirma in Japan geplant. Darüber hinaus verfügt das Unternehmen über Zweigniederlassungen in den USA (New York) und in Portugal.
Bei Zahlen über Umsatz und Auftragsvolumen hält sich die Firmenleitung zurück. Eigenen Angaben zufolge hat IB Lenhardt im vergangenen Jahr zu den zehn profitabelsten Start-up-Unternehmen im Saarland gehört.