Unternehmensvorstände sollen sich häufiger öffentlich äußern Spitzen der Wirtschaft sollen Demokratie stärken

Saarbrücken · WDR-Fernsehdirektor beim Tag der Saarländischen Bauwirtschaft: Mehr Präsenz in Talkshows bringt mehr seriöse Argumente.

Mehr Vorstände aus börsennotierten Unternehmen und Funktionsträger aus der Wirtschaft sollen in Talkshows des deutschen Fernsehens auftreten.  Mit ihrer Sachkenntnis und ihren Argumenten leisteten sie Beiträge, die Demokratie zu stärken. Sie seien wegen ihrer besonderen Verantwortung und Erfahrung ideale Gesprächspartner, sagte beim „Tag der Saarländischen Bauwirtschaft“ im Saarbrücker Schloss Festredner Jörg Schönenborn, Fernsehdirektor des Westdeutschen Rundfunks.

Gerade Vorstände der 30 größten an der Börse vertretenen Dax-Unternehmen schreckten jedoch vor solchen Meinungsbeiträgen zurück, weil sie befürchten, dass eine unvorsichtige Äußerung möglicherweise negative Auswirkungen auf den Aktienkurs haben könnte, was die Aktionäre nicht gerne sehen. Schönenborn betonte jedoch, sachlich vorgetragene Argumente von Entscheidern aus der Wirtschaft stärkten die Mitte der Gesellschaft und erschwerten extremen Parteien  Zustimmung aus der Bevölkerung für ihre Thesen.

Die demokratischen Parteien forderte Schönenborn dazu auf, sich früher den Problemen der Menschen anzunehmen. Alleine schon anhand der regelmäßigen Umfragen der Wahlforschungsinstitute sei leicht abzulesen, was die Bundesbürger wirklich bewegt. Hätten früher, in Zeiten der Massenarbeitslosigkeit, die Deutschen ihre Wahlentscheidung beispielsweise davon abhängig gemacht, wer sich wohl am ehesten um Jobs und neue Arbeitsplätze kümmert, spiele dieses Thema heute keine Rolle mehr. Aktuell präge die Angst vor Überfremdung viele Wähler.

Hinzu komme allerdings, dass Emotionen nur sehr schwer mit Fakten beizukommen sei. Eine Person wie Donald Trump genieße in den USA bei seinen Anhängern nicht Vertrauen wegen dem, was er sagt, sondern, weil er sie beachtet und ihnen neues Selbstbewusstsein gibt. Trotz eines twitternden US-Präsidenten, kritikwürdigen Nachrichten und Umgangsformen auf Facebook sowie Parteien wie der AFD ist Schönenborn überzeugt, dass die Demokratie in Deutschland all das aushält.

Ministerpräsident Tobias Hans stellte der Bauwirtschaft eine Investitions-Offensive des Landes sowie der Kommunen in Aussicht. Durch den neuen Länder-Finanzausgleich stehe dem Saarland ab 2020 deutlich mehr Geld für Bau-Investitionen zur Verfügung. Schwerpunkte seien die Modernisierung der Straßen und die Digitalisierung inklusive Breitband-Ausbau. Die Saar-Uni bekomme weitere Landesmittel, um in Eigenverantwortung die Sanierung ihrer Gebäude voranzutreiben. Das neue Helmholtz-Zentrums für Cyber-Sicherheit ziehe weitere Ansiedlungen mit Gebäudebedarf nach sich. Klaus Erhardt, Präsident des Arbeitgeberverbandes der saarländischen Bauwirtschaft (AGV) betonte, der Branche gehe es „nach sehr vielen, sehr schwierigen Jahren gut“. Bauen dürfe aber nicht immer komplizierter und teurer werden durch überlange Genehmigungsverfahren, Anforderungen an Brandschutz sowie Auflagen für die Entsorgung. Auch Erhardt hofft auf deutlich mehr Investitionen des Landes und der Kommunen.

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