Mainz/Saarbrücken Sparda stimmt auf weniger Gewinn ein

Mainz/Saarbrücken · Auch die Sparda-Bank Südwest leidet unter der Nullzins-Politik der Zentralbank. Die Baufinanzierung bleibt aber ein Renner.

 Vorstandschef Hans-Jürgen Lüchtenborg lehnt Strafzinsen für Privatkunden ab.

Vorstandschef Hans-Jürgen Lüchtenborg lehnt Strafzinsen für Privatkunden ab.

Foto: Ruppenthal

Auch wenn die niedrigen Zinsen immer stärker zur Belastung für die Kreditinstitute werden, weil höher verzinsliche Anlagen auslaufen und durch Wertpapiere mit geringerer Rendite ersetzt werden müssen, „bleibt die Ertragskraft der Sparda-Bank Südwest weiterhin stabil“. Das versicherte der Vorstandschef des inzwischen sechstgrößten deutschen Genossenschaftsinstituts, Hans-Jürgen Lüchtenborg, auf der Bilanzpressekonferenz in Mainz. Allerdings räumte er ein, dass „wir in den nächsten fünf Jahren nicht mehr so viel verdienen werden wie in den vergangenen fünf Jahren“.

Außerdem ist viel Geld im Umlauf, für das die Kunden aktuell keine Verwendung haben „und das sie daher als jederzeit verfügbares Tagesgeld bei der Bank deponieren“, erläutert er. Auch wenn sie darauf kaum Zinsen erhalten, muss die Sparda-Bank Südwest diese Millionen bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken und dafür Negativzinsen zahlen. Wenn diese Einlagen nicht in ertragswirksame Kredite umgewandelt werden können, müsste die Bank sie unter Renditegesichtspunkten eigentlich ablehnen oder ebenfalls mit Negativzinsen belegen. Beides lehnt Lüchtenborg ab. „Eine Minusverzinsung ist für uns ganz klar kein Thema.“ Außerdem „möchten wir heute niemanden abweisen, auf den wir uns dann freuen, wenn sich die Zinsen wieder nach oben bewegen“, sagt er. „Die Kunden merken sich so etwas.“ Die Einlagen sind im vergangenen Jahr um 6,21 Prozent auf 8,61 Milliarden Euro angestiegen.

Was den Sparda-Bank-Chef zunehmend aufregt, ist das immer dichter werdende Gestrüpp von Verordnungen und Vorschriften. „Hier ist in den vergangenen fünf Jahren mehr dazu gekommen als in den 20 Jahren davor“, ist er überzeugt. „Statt den Markt zu bearbeiten, müssen sich unsere Mitarbeiter immer mehr mit bürokratischen Aufgaben befassen“, sagt er.

Auch die Anforderungen im IT-Bereich wachsen weiter, weil immer mehr Kunden ihre Geldangelegenheiten online regeln und einfache Kreditgeschäfte verstärkt über Internet-Plattformen abgewickelt werden. Um hier Kosten zu sparen, wechselt die Bank den IT-Partner und wird sich bei Fiducia einstöpseln, dem zentralen IT-Anbieter der genossenschaftlichen Finanzgruppe. Für die Kunden hat dies zur Folge, dass zwischen April und November an einigen Wochenenden die Geldautomaten und SB-Geräte sowie das Online-Banking „kurzfristig nicht zur Verfügung stehen“, kündigte Lüchtenborg an.

Der Renner bei den Krediten „ist nach wie vor die klassische Baufinanzierung“, sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Sparda-Bank Südwest, Michael Becky. Von den rund 1,2 Milliarden Euro, die im vergangenen Jahr an neuen Krediten zugesagt wurden, entfielen rund eine Milliarde Euro auf diesen Bereich. Davon wurden knapp 825 Millionen Euro von der Bank direkt vergeben. Doch schon mehr als 235 Millionen Euro wurden über Online-Plattformen vermittelt. Mit den übrigen 148 Millionen neu zugesagter Kredite wurden andere Anschaffungen wie zum Beispiel Autos finanziert.

In der Baufinanzierung bleibe die Taktzahl hoch, ist Becky überzeugt. „Es wird weiter gebaut, ge- und verkauft“, sagt er. Engpässe entstünden in den Ballungsräumen, „weil dort kaum mehr Bauland zur Verfügung steht“. Insgesamt stieg die Kreditsumme um 0,34 Prozent auf 6,48 Milliarden Euro.

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