Sorge um zu wenig Eigenkapital

Saarbrücken · Die Struktur- und Förderbank SIKB will mit mehr Beteiligungen den saarländischen Mittelstand krisenfester machen. Die Instrumente stehen jetzt auch bei Firmengründungen und Unternehmensnachfolgen zur Verfügung.

Die landeseigene Struktur- und Förderbank SIKB will sich verstärkt dafür einsetzen, dass die Eigenkapital-Ausstattung der der saarländischen Mittelständler verbessert wird. "In vielen kleinen und mittleren Firmen an der Saar ist die Eigenkapital-Decke sehr dünn", sagt SIKB-Vorstandschefin Doris Woll. "Einige sind bilanziell sogar überschuldet", weiß Vorstand Achim Köhler. Viele von diesen könnten sich nur noch am Markt halten, weil die Unternehmer mit ihrem privaten Vermögen geradestehen. Woll und Köhler warnen davor, "dass die Unternehmen wegen der derzeit niedrigen Zinsen zu sorglos mit dem Problem umgehen". Die Zeiten könnten sich auch wieder ändern. Eine ausreichend stabile Eigenkapital-Decke werde unbedingt gebraucht, um beispielsweise Forderungsausfälle verkraften zu können.

Die SIKB hat einen seit längerem bewährten Instrumentenkasten, um kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit Eigenkapital auszustatten. Der Klassiker ist hierbei die Saarländische Kapitalbeteiligungsgesellschaft (KBG), die von der SIKB und verschiedenen Kreditinstituten getragen wird. Zusammen mit der Hausbank kann sich die KBG bei KMUs mit bis zu einer Million Euro beteiligen. Normalerweise läuft die Beteiligung über zehn Jahre. Junge Firmen in der Gründungs- und Aufbauphase können im Rahmen der "Kapitaloffensive für Gründer" über die KBG mit Eigenmitteln zwischen 30 000 und 100 000 Euro ausgestattet werden. Ähnliche Ziele verfolgen auch die beiden Gesellschaften, die diesen Bereich zusammen mit den saarländischen Volks- und Raiffeisenbanken (MI-Mittelstandsinvest) sowie den Sparkassen (S-Beteiligungsgesellschaft) abdecken.

Zuständig für junge Technologie-Unternehmen in der Gründerphase oder bei der Entwicklung neuer Produkte ist die Saarländische Wagnisfinanzierungs-Gesellschaft (SWG). Hier können ebenfalls bis zu einer Million Euro an Beteiligungskapital ausgezahlt werden. Seit dem vergangenen Jahr arbeitet die SIKB auf diesem Gebiet verstärkt mit Gründer-Campus der Saar-Universität sowie der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) zusammen, erläutern Woll und Köhler. Bereits im ersten Jahr wurden sechs Hochschul-Ausgründungen (Start-ups) mit Eigenkapital-Spritzen in die Selbstständigkeit begleitet oder in einer weiteren Finanzierungsrunde mit zusätzlichem Geld ausgestattet. Die meisten kommen aus der IT-Branche.

Darüber hinaus ist es inzwischen auch möglich, die Beteiligungs-Instrumente bei der Unternehmens-Nachfolge einzusetzen. "Vor dem Hintergrund, dass in den kommenden fünf Jahren für rund 6300 Firmen an der Saar ein Nachfolger gesucht wird, werden wir dieses Thema auch in den kommenden Jahren intensiv bearbeiten", so die SIKB-Chefs. Neben den zwei zertifizierten Nachfolge-Beratern, die bereits bei der SIKB arbeiten, hat die Strukturbank jetzt noch eine Koordinierungsstelle Unternehmensnachfolge eingerichtet, die mit Jasmin Kreutzer besetzt wurde. Die junge Frau soll als neutraler Lotse die Verkäufer und potenziellen Käufer von Unternehmen begleiten und dabei helfen, Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Zudem hält sie engen Kontakt mit anderen Einrichtungen, die sich um das Thema kümmern - wie zum Beispiel Kammern, Verbände oder die Netzwerkpartner der Saarland Offensive für Gründer (SOG). Im vergangenen Jahr war die SIKB in 53 Fällen daran beteiligt, dass für saarländische Firmen eine Nachfolge-Regelung gefunden wurde. "Dadurch sind mehr als 340 Arbeitsplätze gesichert worden", sagen die Vorstände.

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SIKB hat bestes Jahr seit 2010 hinter sich Die landeseigene Struktur- und Förderbank SIKB (Saarländische Investitionskreditbank) hat im vergangenen Jahr mehr als 313 Millionen Euro an Krediten, Beteiligungen und Bürgschaft sowie Mittel für den Wohnungsbau neu bewilligt. Das geht aus einer Aufstellung des Instituts hervor. Ein Jahr zuvor waren es 260,71 Millionen Euro. "Damit war 2016 für uns das beste Geschäftsjahr seit 2010", sagt SIKB-Vorstandschefin Doris Woll. Allein in den gewerblichen Bereich seien rund 177 Millionen Euro für Investitionen und die Anschaffung von Betriebsmitteln geflossen. Rund 400 Arbeitsplätze seien mit diesem Geld geschaffen und 350 Jobs gesichert worden. Der Löwenanteil dieser Mittel, die unter anderem aus Landesprogrammen stammen, fließt in enger Kooperation mit den jeweiligen Hausbanken. Im Wohnungsbau hat die SIKB über die Programme der saarländischen Wohnraumförderung und der bundeseigenen Strukturbank KfW für 125 Millionen Euro 1240 Neubauten sowie knapp 1160 Modernisierungs- und Sanierungsmaßnahmen mitfinanziert. Insgesamt verwaltet die SIKB inzwischen ein Finanzierungsvolumen von 1,73 Milliarden Euro und weist für 2016 eine Bilanzsumme von 1,49 Milliarden Euro aus. Das Institut beschäftigt 71 Frauen und Männer.

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