Ballungsräume Sog der Metropolen lässt auch kleinere Boom-Städte schrumpfen

Nürnberg/Köln · Immer mehr Menschen zieht es in Großstädte. Das ist einer Studie zufolge nicht nur für strukturschwache Regionen ein Problem.

Trotz guter Jobchancen schrumpfen einer Erhebung zufolge wirtschaftlich boomende Regionen, weil junge Leute lieber in Großstädte ziehen. Bisher waren vor allem ländliche und strukturschwache Orte von einer Abwanderung betroffen, wie es in einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln heißt. In zehn Städten und Kreisen ist das neue Phänomen besonders  schwerwiegend. Sie weisen ein starkes Missverhältnis zwischen positiver Beschäftigungsdynamik und schwächerer Bevölkerungsentwicklung auf. Sechs dieser Regionen liegen in Niedersachsen.

Negativer Spitzenreiter ist der IW-Studie zufolge aber eine Stadt in Bayern. In Würzburg nahm der Erhebung zufolge zwischen 2007 und 2015 die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung um fast ein Viertel (24,4 Prozent) zu, während die Bevölkerung um 7,6 Prozent zurückging. „Langfristig kann es dadurch zu einer Abwärtsspirale kommen: Firmen wandern ab, weil sie keine Fachkräfte finden, die Regionen werden unattraktiver und verlieren weiter an Einwohnern“, sagte IW-Wissenschaftsleiter Hubertus Bardt. Städte jenseits der großen Metropolen müssten attraktiver werden – mit besserer Kinderbetreuung oder guten Jobaussichten für die Partner. Für Kommunen sei es schwierig, aus so einer Abwärtsspirale herauszukommen, sagte die Ökonomin Silvia Stiller vom Hamburger Institut ETR, die seit Jahren regionalwirtschaftliche Trends analysiert. Neben dem Ruhrgebiet gebe es einige Beispiele. Leipzig und Dresden dagegen hätten den Absprung geschafft und sich positiv entwickelt.

Die Boom-Regionen stünden nicht nur in Konkurrenz zu Metropolen wie München, Hamburg oder Berlin. „Die kleineren und mittelgroßen Städte stehen auch im Wettbewerb zueinander“, so Stiller. Der Fachkräftemangel sei auf dem Arbeitsmarkt ein generelles Problem. Für den Zuzug von Fachkräften in kleinere Städte spreche: „Die Lebenshaltungskosten sind dort in der Regel niedriger und die Orte sind oft familienfreundlich.“

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