Serie Start-ups im Saarland Software für die kritischen Momente

Saarbrücken · Die Saarbrücker Firma DHC Business Solutions entwickelt System-Lösungen, die dafür sorgen, dass Vorschriften eingehalten werden.

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Foto: SZ

Mit seinen 56 Jahren ist Wolfgang Kraemer kein klassischer Startup-Unternehmer mehr, denen der Ruf vorausgeht, dass sie jung, hip und nerdig sein sollen – also eher in der virtuellen als in der tatsächlichen Welt zu Hause. Doch Kraemer, Chef der Software-Schmiede DHC Business Solutions, ist geerdet. Er war lange Jahre Vorstandschef eines IT-Unternehmens, das Lernsoftware so entwickelte, dass man mit ihr auch etwas lernen konnte. IMC heißt die Gesellschaft, die zum Firmen-Netzwerk von Professor August-Wilhelm Scheer gehört, dem Saarbrücker Nestor der Informationstechnologie (IT). Vor vier Jahren verließ Kraemer zusammen mit seinen Vorstandskollegen IMC, pilgerte den Jakobsweg entlang und heuerte nach der Rückkehr aus Santiago de Compostela bei seinem Freund Rudi Herterich an. Dieser ist Chef und Inhaber des Saarbrücker Software- und Beratungs-Hauses DHC.

Herterich hatte mit DHC Business Solutions die Software-Entwicklung zwar schon im Jahr 2011 in einer eigene Gesellschaft ausgelagert. Doch 2014, als Kraemer in die Firma eintrat, „haben wir die beiden Geschäftsfelder komplett getrennt“, sagt er. „Also kann man schon von einem Start-up reden.“

DHC Business Solutions hat sich auf Software-Lösungen spezialisiert, bei denen die so genannte Compliance im Mittelpunkt steht. Das sind Regelwerke, an denen sich ein Unternehmen orientiert, um Gesetze und Richtlinien, aber auch selbst gesetzte ethische Standards und Anforderungen einzuhalten. Die Produktgruppe firmiert unter dem Namen DHC Vision.

Von Anfang an hat sich Kraemer mit seinem inzwischen auf 40 Mitarbeiter angewachsenen Team auf Branchen spezialisiert, bei dem die Einhaltung von Normen und Gesetzen eine besonders große Rolle spielt. Das sind unter anderem die Sparten Medizin und Pharma. „Hier können sich die Unternehmen keine Fehler erlauben. Außerdem muss alles sauber dokumentiert werden.“ Als Beispiel nennt er einen Hersteller von medizinischen Sauerstoff, der zu seinen Kunden gehört. „Dieses am häufigsten eingesetzte Notfall-Medikament unterliegt – im Gegensatz zu technischem Sauerstoff – strengen Herstellungskriterien“, erläutert Kraemer. „So schreibt der Gesetzgeber separate Abfüllanlagen, Laboranalysen, eine gesonderte Reinigung der Gasflaschen sowie im medizinischen Bereich speziell ausgebildetes Personal vor. Außerdem muss die lückenlose Rückverfolgbarkeit der Flaschen garantiert sein“. Dies alles müsse die DHC-Software leisten.

Ein weiterer Kundenkreis sind die Anbieter so genannter kritischer Infrastruktur (Kritis). Das sind laut Definition „Organisationen oder Einrichtungen mit wichtiger Bedeutung für das staatliche Gemeinwesen“. Wenn diese ausfallen oder beeinträchtigt werden, würden „nachhaltig wirkende Versorgungsengpässe, erhebliche Störungen der öffentlichen Sicherheit oder andere dramatische Folgen eintreten“. Dazu zählen unter anderem Telefongesellschaften, Energie- und Wasserversorger sowie die entsprechenden Netzbetreiber, aber auch Krankenhäuser. Diese Kritis-Organisationen müssen für ihren IT-Bereich ein zertifiziertes Informationssicherheitsmanagement-System nachweisen, in dem sie darlegen, wie ihre Netze gegen Cyber-Attacken abgesichert sind. „Mit unserer Software sind die Kritis-Anbieter auf der sicheren Seite“, wirbt Kraemer.

 Wolfgang Kraemer, Geschäftsführer DHC Business Solutions.

Wolfgang Kraemer, Geschäftsführer DHC Business Solutions.

Foto: Warscheid

DHC Business Solutions will kräftig wachsen. 2017 wurde ein Umsatz von drei Millionen Euro erzielt, 2020 sollen es schon sechs Millionen Euro sein – bei einer Umsatzrendite von 20 Prozent. Von den 40 Mitarbeitern arbeiten 15 in Saarbrücken und rund 20 im polnischen Rzeszów. Dort sitzen in erster Linie Software-Entwickler – „wirklich gute und sehr motivierte Leute“, sagt Kraemer. Weitere Standorte befinden sich in Freiburg und Berlin. Andere sollen dazu kommen.

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