So schön klingt das Ende der Welt

Saarbrücken · Einst sang Antony Hegarty mit seiner Band Antony & the Johnsons karge, ergfreifende Balladen. Nun nennt er sich Anohni und bricht mit der musikalischen Vorgeschichte: Begleitet von Elektro-Pop singt er in schönsten Tönen von der Hässlichkeit der Welt.

Bisher verband man Antony Hegarty mit mal kammermusikalischem, mal barockem Pop. Auf "I am a bird now" oder "The crying light" sang er in ruhigen, zärtlichen Songs ergreifend über seine (Transgender-)Gefühlswelt, über Sehnsüchte und die Liebe mit all ihren Abgründen - all das mit dieser androgynen und berückenden Stimme, die wie keine andere klingt.

Dass diese Stimme auch hervorragend zu Elektro-Pop passt, zeigte sich, als Hegarty einmal Gastsänger war bei Hercules & Love Affair. Auf "Hopelessness", dem ersten eigenen Album seit sechs Jahren, geht er weiter in diese Richtung und bricht radikal mit dem bisherigen Schaffen: Aus Antony, der mit seiner Begleitband Antony & the Johnsons auftrat, ist nun Anohni geworden, der zu kühlen Beats und Elektro-Sounds düstere Statements in klaren, schonungslosen Worten formuliert: "Drone bomb me" thematisiert den Dronen-Krieg, "Obama" benennt die enttäuschten Hoffnungen in den US-Präsidenten. Und "4 Degrees" handelt von der drohenden Klimakatastrophe. Mit drastischen Worten wird darin das apokalyptische Szenario einer kochenden Erde entworfen, auf der die Tiere massenweise qualvoll sterben. Harter Stoff, der im reizvollen Kontrast steht zu der bisweilen tanzbaren, eingängigen Musik. Selten wurde die desolate Lage der Welt mit einer so außergewöhnlich schönen Stimme verhandelt.

Anohni: Hopelessness

(Erscheint bei Rough Trade).

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