Geldanlage So kann sich das Sparen noch lohnen

Experten raten davon ab, auf höhere Zinsen zu warten. Sie sehen Alternativen zu renditearmen Geldkonten.

 Das Sparschwein ist wohl nicht die ideale Form der Geldanlage.

Das Sparschwein ist wohl nicht die ideale Form der Geldanlage.

Foto: dpa-tmn/Andrea Warnecke

Saarbrücken Geld gewinnbringend anzulegen, ist in Zeiten von Niedrigzinsen schwierig. Fragen zur Geld- und Vermögensanlage beantworteten bei einer SZ-Telefonaktion Christian Greber und Heiko Neumann vom Bundesverband deutscher Banken.

Soll ich auf steigende Zinsen warten, bevor ich Geld anlege?

Das ist kaum sinnvoll. Der Präsident der Europäischen Zentralbank hat deutlich gemacht, dass er weiterhin wenig Chancen für eine Erhöhung der Leitzinsen sieht. Wir sehen aktuell keine deutliche Aufwärtsbewegung bei den Zinsen, die ein Abwarten rechtfertigen würde.

Gibt es Alternativen zu den niedrigen Zinsen bei uns?

Es gibt weltweit durchaus Märkte mit höheren Zinserträgen. So ist das Zinsniveau zum Beispiel in den USA inzwischen deutlich gestiegen. Bei Anlagen in anderen Währungen müssen Sie aber unbedingt die Währungsschwankungen bei Ihrer Entscheidung berücksichtigen. Wenn Sie vier Jahre lang einen Zins von drei Prozent bekommen, gleicht dies Währungsabwertungen zu einem gewissen Teil aus.

Ist eine Festgeldanlage bei den mickrigen Zinsen noch sinnvoll?

Bei den derzeit sehr niedrigen Zinsen verliert Ihr Erspartes bei einer Festgeldanlage nach und nach an Kaufkraft. Denn bei einer aktuellen Inflationsrate von etwas unter zwei Prozent ist ein Ausgleich des Kaufkraftverlustes durch den niedrigen Zins nicht möglich. Festgeld ist nur sinnvoll, wenn Sie das Geld zeitlich begrenzt ohne Risiko anlegen wollen oder müssen.

Soll ich wegen der unsicheren Lage an den Börsen meinen Sparplan mit Aktienfonds lieber beenden?

Bei sinkenden Kursen erhalten Sie für Ihre monatliche Sparrate mehr Fondsanteile, als wenn die Kurse hoch sind. Sie kaufen die Aktienfonds bei niedrigeren Kursen also günstiger. So profitieren Sie vom sogenannten Cost-Average-Effect und senken Ihren durchschnittlichen Kaufpreis. Das spricht dafür, den Fondssparplan weiterzumachen.

Ich habe gehört, die Aktienquote solle 100 minus Alter betragen. Ich bin jetzt 82 Jahre alt, demnach wäre meine Aktienquote 18 Prozent. Was halten Sie davon?

Diese „Weisheit“ hält sich nachhaltig. Doch die Regel soll nur verdeutlichen, dass jüngere Menschen mehr Zeit haben, Kursschwankungen von Aktien „auszusitzen“. Tatsächlich hat die Anlage in Aktien mit dem Alter des Anlegers wenig zu tun. Aktien sollten langfristig gehalten werden, das heißt mit Geldern, die auch langfristig zur Verfügung stehen. Die Aktienquote hängt daher eher von der persönlichen Risikobereitschaft und Renditeerwartung ab als vom Lebensalter.

Ich bin 80 Jahre alt und will mein Geld kurzfristig ohne Wertverlust anlegen. Meine Bank bietet mir einen Investmentfonds an. Was halten Sie davon?

Für kurzfristige Anlagen sind Fonds eher nicht geeignet, da sie Wertschwankungen unterliegen. Wenn Sie kein Wertschwankungsrisiko eingehen möchten, sind Spar- und Tagesgeldkonten besser.

Soll man dividendenstarke Aktien behalten?

Wenn Sie regelmäßige Erträge haben möchten, sind Aktien mit nachhaltigen Dividendenzahlungen weiterhin sinnvoll. Wertpapiere mit festen Zinsen bieten im Vergleich dazu kaum noch Erträge. Wichtig ist es, nur Geld in Aktien zu investieren, das langfristig nicht benötigt wird. In Deutschland läuft die Dividendensaison, und 2018 werden Rekorddividenden bezahlt. Regelmäßige attraktive Dividenden können auch einen gewissen Schutz zu Kursschwankungen bieten.

Die Zinsen für Festgeld sind mir zu niedrig. Ich möchte aber auch kein hohes Risiko eingehen. Hätten Sie einen Vorschlag für mich?

Offene Immobilienfonds könnten eine gute Alternative sein. Sie unterliegen in der Regel nur geringen Schwankungen, verfügen über eine stetige Wertentwicklung und schütten regelmäßig Erträge aus. Außerdem unterliegen offene Immobilienfonds aufgrund der Sachwerte einem gewissen Inflationsschutz. Offene Immobilienfonds in Euro gehören auf der Risiko-
skala von 1 bis 7 in Risikoklasse 2 – und gelten damit als risikoarm.

Aus einem Immobilienverkauf erhalte ich 275 000 Euro. Wie lege ich das Geld am besten an?

Machen Sie sich zunächst Gedanken über Ihre Wünsche und Ziele in den nächsten Jahren. Zum Beispiel: Sind größere Anschaffungen oder Reisen vorgesehen, Rücklagen für die Rente oder Pflege? Wie viel Geld benötigen Sie als Notreserve? Welche Ertragsziele haben Sie, und wie viel Risiko sind Sie bereit, dafür einzugehen? Mit diesen Überlegungen empfehlen wir Ihnen ein Gespräch mit Ihrer Bank. Der Berater dort wird Ihnen nach Ihren Zielen konkrete Vorschläge zu einer breiten Vermögensaufstellung unterbreiten. Ein Tipp zum Schluss: Setzen Sie nicht alles auf eine Karte, und verteilen Sie Ihr Geld über verschiedene Anlageformen, die zu Ihnen passen.

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