Saarbrücker Unternehmen Semvox-Gründer verkaufen Anteile

Saarbrücken · Zehn Jahre nach der Gründung übernimmt die Paragon GmbH & Co KGaA den Spezialisten für Spracherkennungs-Software in Saarbrücken.

 Die Gründer Alexander Pfalzgraf, Jochen Steigner, Norbert Pfleger und Jan Schehl (v.l.) bleiben vorerst weiter Anteilseigner bei Semvox.

Die Gründer Alexander Pfalzgraf, Jochen Steigner, Norbert Pfleger und Jan Schehl (v.l.) bleiben vorerst weiter Anteilseigner bei Semvox.

Foto: Oliver Dietze

Vor zehn Jahren war Semvox noch ein kleines Startup-Unternehmen im Starter-Zentrum der Universität. Als Ausgründung des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) hat der Spezialist für Spracherkennung seitdem eine erstaunliche Entwicklung hingelegt. Semvox ist kontinuierlich gewachsen und beschäftigt mittlerweile über 60 Mitarbeiter. Die Spracherkennung des Unternehmens wird unter anderem für Smart-Home-Anwendungen, Robotik, bei Home-Entertainment, aber vor allem auch in der Steuerung von Fahrer-Assistenz-Systemen in Autos eingesetzt. Unter anderem entwickelt Semvox intelligente Sprachsteuerungen für Volkswagen und Audi.

Jetzt haben sich die vier Gründer entschieden, die Mehrheit des Unternehmens an einen Mehrheitsgesellschafter abzugeben. Die Paragon GmbH & Co KGaA übernimmt 82 Prozent der Anteile für 16,4 Millionen Euro. Damit werden auch die weiteren Beteiligungen bei Semvox abgelöst: Neben den vier Gründern halten auch noch das DFKI, die Saarländische Wagnisfinanzierungsgesellschaft (SWG), die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und die K. Ladendorf Beteiligung GmbH in Trier Anteile an dem Software-Haus. Die vier Gründer Norbert Pfleger, Alexander Pfalzgraf, Jan Schehl und Jochen Steigner werden mindestens für die kommenden drei Jahre mit jeweils 4,5 Prozent der Anteile an Semvox beteiligt bleiben. Danach hat Paragon die Option, auch noch die restlichen 18 Prozent zu übernehmen.

Der Anteilsverkauf kommt angesichts der erfolgreichen Expansion der vergangenen Jahre bei Semvox überraschend. Das Start-up-Unternehmen hat sich zuletzt gerade mit der Spracherkennung bei Auto-Konzernen eine starke Marktposition sichern können. Genau dieser Markt allerdings sei es auch gewesen, der Semvox zur Partnersuche veranlasst habe, sagt Semvox-Mitgründer Jochen Steigner: „Wir konkurrieren bei der Spracherkennung in Autos mit Welt-Unternehmen.“ Als Mitspieler nennt er unter anderem Google, Microsoft oder Amazon mit dem Alexa-System. „Um dagegen auf Dauer bestehen zu können, brauchten wir einen stärkeren Partner.“

Dass sich die Saar-Unternehmer für das mit rund 800 Mitarbeitern noch immer vergleichsweise kleine Unternehmen Paragon als Partner entschieden haben, hat laut Steigner mehrere Gründe. Einerseits erlaube die Paragon-Größe Semvox weiter die Flexibilität, die für eine schnelle Entwicklung nötig sei, andererseits sei Paragon ebenfalls seit über 20 Jahren im Markt für Mensch-Maschine-Schnittstellen in Fahrzeugen aktiv. So stellt Paragon beispielsweise die Mikrofone her, die nötig sind, um im Auto mit der Semvox-Software in Kontakt zu treten. Für Paragon wiederum ist es eine Ausweitung des eigenen Geschäfts in dem Digital-Bereich.

Das Unternehmen mit Hauptsitz in Delbrück Nordrhein-Westfalen ist als Zulieferer auf die Bereiche Auto-Elektronik, Karosserie-Kinematik und Elektromobilität spezialisiert. Unter anderem gehörten auch Anzeige-Systeme, Steuerungen und akustische High-end-Systeme zum Angebot des ostwestfälischen Anbieters. Im Saarland hat Paragon eine Tochter in Bexbach, die mit dem Geschäftsbereich Interieur die Themen Akustik und Cockpit abdeckt. Durch die Kombination von Hard- und Software könnten künftig Komplettlösungen angeboten werden, sagt Steigner. Er rechnet daher mit deutlichen Wachstumsmöglichkeiten für beide Unternehmen.

Mit der Übernahme gehen sowohl eine Umfirmierung als auch ein Wechsel des Firmensitzes von Semvox zu Paragon Semvox einher. Zurzeit hat der Software-Spezialist seinen Sitz noch in der Mainzer Straße in Saarbrücken. Zum Jahresende ist ein Umzug von Semvox und der Paragon Interieur in einen gemeinsamen Gebäudekomplex in Limbach-Kirkel geplant. Steigner geht auch davon aus, dass das Mitarbeiterwachstum bei Semvox unverändert anhalten wird.

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