Schwächelnde Autoindustrie Schaeffler will Hunderte Stellen streichen

Herzogenaurach/Homburg · 900 Jobs sollen bei dem Auto- und Industriezulieferer wegfallen. Ob auch der Standort Homburg betroffen ist, steht noch nicht fest.

In Homburg werden auch Teile für Motoren gefertigt.

Foto: BeckerBredel

Der Zulieferer Schaeffler will angesichts der Flaute in der Autoindustrie Hunderte Jobs in Deutschland streichen. In einem ersten Schritt eines bis 2024 angelegten Programms sollen Einsparungen von 90 Millionen Euro erzielt werden, wie das Unternehmen gestern mitteilte. Sei das nicht ausreichend, könnten weitere Einsparmaßnahmen folgen, sagte Vorstandschef Klaus Rosenfeld.

Insbesondere die Autozuliefersparte sei von einer Marktschwäche betroffen. Rund 900 Stellen sollen insgesamt wegfallen, allein 700 in Deutschland. „Davon sind voraussichtlich fünf europäische Standorte betroffen“, so der Konzern. Ob auch das Schaeffler-Werk in Homburg dazugehören könnte, stehe noch nicht fest. Betriebsbedingte Kündigungen und Standortschließungen sollen jedoch vermieden werden. „Standorte zu konsolidieren heißt nicht, sie einfach kalt zu schließen“, sagte Rosenfeld. Auch Verkäufe von Randaktivitäten aus den Bereichen Motoren- und Getriebesysteme seien denkbar, hieß es.

Spekulationen über mögliche Auswirkungen für die rund 2800 Beschäftigten des Schaeffler-Standorts im Saarland seien derzeit noch wenig sinnvoll, sagte Ralf Reinstädtler, erster Bevollmächtigter der IG Metall in Homburg. „Wir sind hier mit unserem Werk grundsätzlich gut aufgestellt, da wir zukunftsfähige und innovative Produkte fertigen“, sagte Reinstädtler. „Das heißt aber nicht unbedingt, dass wir geschützt sind.“ Man werde im Laufe der nächsten Tage gemeinsam mit der IG Metall über mögliche Schritte diskutieren, sagte Norbert Lenhard, Vorsitzender des Gesamt- und Konzernbetriebsrates bei Schaeffler. Er forderte „rechtzeitige und umfassende Informationen über die noch zu treffenden Entscheidungen“ für die Mitarbeiter. Betriebsbedingte Kündigungen und Standortschließungen müssten unbedingt vermieden werden.

Das Unternehmen hat in den vergangenen Jahren mehrere Versuche gestartet, um die Profitabilität zu steigern. Zuletzt war der Umbau im Bereich mit Wälzlagern angegangen worden, dem weltweit rund 950 Stellen zum Opfer fallen dürften, davon rund 450 in Deutschland. Zuvor hatte Schaeffler die lange schwächelnde Industriezuliefersparte und weitere kleine Bereiche auf mehr Rendite getrimmt. Dadurch fielen bereits knapp 1000 Arbeitsplätze weg.

Bei der E-Mobilität und der Fahrwerktechnik will Schaeffler den Auftragseingang in den kommenden drei Jahren auf 1,5 bis zwei Milliarden Euro pro Jahr steigern. „Wir sind etwas später in die Elektromobilität gestartet als andere, aber dank unserer technologischen Kompetenz sind wir gut gerüstet“, sagte Vorstandschef Rosenfeld. „Wir wollen zugleich die hohe Abhängigkeit vom Verbrennungsmotor weiter reduzieren“, ergänzte Matthias Zink, Chef der Autozuliefersparte. Für die Umsetzung des Sparprogramms sind in diesem Jahr Kosten von rund 60 Millionen Euro veranschlagt.

Grund für die Anstrengungen dürften die trüben Aussichten sein. 2019 rechnet Schaeffler mit noch weniger Schwung als im Vorjahr.  Der Umsatz soll um ein bis drei Prozent wachsen. Der Erlös kletterte nach Unternehmensangaben im vergangenen Jahr um 1,6 Prozent auf 14,24 Milliarden Euro. Unter dem Strich sank der auf die Anteilseigner entfallende Konzerngewinn um 10,1 Prozent auf 881 Millionen Euro.