Gewerkschaft und Arbeitgeber einigen sich im Tarifstreit Pilotabschluss in Metall- und Elektrobranche

Düsseldorf/frankfurt · In Nordrhein-Westfalen haben sich Arbeitgeber und Gewerkschaft geeeinigt. Der Bezirk Mitte, zu dem auch das Saarland gehört, will den Abschluss übernehmen.

 Mit einem Autokorso und Fackeln leiteten Mitarbeiter des Saarbrücker ZF-Werks am 2. März die Warnstreikwelle in der saarländischen Metall- und Elektroindustrie ein. Jetzt stehen die Zeichen nicht schlecht, dass der in Düsseldorf erzielte Pilotabschluss auch im Saarland übernommen wird.

Mit einem Autokorso und Fackeln leiteten Mitarbeiter des Saarbrücker ZF-Werks am 2. März die Warnstreikwelle in der saarländischen Metall- und Elektroindustrie ein. Jetzt stehen die Zeichen nicht schlecht, dass der in Düsseldorf erzielte Pilotabschluss auch im Saarland übernommen wird.

Foto: Ruppenthal

In der Metall- und Elektroindustrie haben Arbeitgeber und IG Metall einen Tarifvertrag vereinbart, der Arbeitszeitverkürzungen gegen einen teilweisen Lohnausgleich möglich macht. Die am Dienstagmorgen in Nordrhein-Westfalen gefundene Vereinbarung sieht neben einer Corona-Prämie von 500 Euro in diesem Jahr dauerhafte Sonderzahlungen ab 2022 vor, die in Betrieben mit Beschäftigungsproblemen für einen finanziellen Ausgleich bei einer Senkung der Arbeitszeit verwendet werden können.

Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall und der Vorstand der IG Metall empfahlen die Übernahme des NRW-Abschlusses in den anderen Tarifgebieten. Für den Bezirk Mitte soll es laut IG Metall an diesem Mittwoch in Mainz Gespräche mit den Arbeitgebern geben. Der Abschluss in Nordrhein-Westfalen sei ein guter Kompromiss, dem man sich anschließen wolle, sagte ein Sprecher am Dienstag. „Die IG Metall Mitte strebt die Übernahme des Pilotabschlusses aus NRW noch vor Ostern an.“ Die IG Metall verhandelt nach eigenen Angaben für 380 000 Branchenbeschäftigte in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Für die Mitarbeiter in Thüringen werde es separate Gespräche geben.

Auch der Hauptgeschäftsführer des Verbands der Metall- und Elektroindustrie des Saarlandes (ME Saar), Martin Schlechter, begrüßte die Tarifeinigung. Sie sei ein der Situation angepasster, fairer und langfristig tragfähiger Kompromiss. „Wir werden der Empfehlung des Tarifpolitischen Vorstands von Gesamtmetall folgen und versuchen, morgen mit der IG Metall Mitte eine Übernahme für die saarländische Metall- und Elektroindustrie zu vereinbaren“, sagte Schlechter.

Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolf nannte die in Düsseldorf erzielte Vereinbarung eine „gute Lösung“. Für die Unternehmen gebe es in diesem Jahr keine zusätzliche Belastung, sagte er nach dem Ende der zehnstündigen Verhandlungen.

IG-Metall-Chef Jörg Hofmann sagte, die Gewerkschaft habe mit dem Tarifvertrag ihre Ziele „Beschäftigungssicherung, Zukunftsgestaltung und Stabilität der Entgelte“ erreicht. Das sei auch den rund eine Million Gewerkschaftsmitgliedern zu verdanken, die sich in den vergangenen Wochen an Warnstreiks beteiligt hätten. In der Metall- und Elektroindustrie sind rund 3,8 Millionen Menschen beschäftigt. Sie umfasst auch Schlüsselbranchen wie den Fahrzeug- und Maschinenbau. Der neue Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 21 Monaten und gilt bis zum 30. September 2022.

Die neue Sonderzahlung wird erstmals im Februar 2022 in Höhe von 18,4 Prozent eines Monatsentgelts fällig. Zum Februar 2023 steigt diese Sonderzahlung auf 27,6 Prozent des Monatsentgelts und wird dann jährlich gezahlt. Zusammen mit Elementen aus früheren Tarifabschlüssen lasse sich mit diesem „Transformationsgeld“ eine Arbeitszeitverkürzung „ohne wesentlichen Entgeltverlust finanzieren“, sagte der nordrhein-westfälische Bezirksleiter der IG Metall, Knut Giesler. Das sei ein wesentlicher Meilenstein auf dem Weg zu einem sicheren Umbau der Unternehmen im Strukturwandel. In Betrieben, in denen keine Probleme bestehen, wird das Geld ausgezahlt.

Bei einer Senkung der Wochenarbeitszeit von 35 auf 32 Stunden könnten durch das „Transformationsgeld“ 34 Stunden bezahlt werden, sagte Giesler. Damit sei auch eine Vier-Tage-Woche möglich. Die Senkung der Arbeitszeit soll für bis zu 36 Monate möglich sein. Gesamtmetall-Chef Wolf betonte, die Vereinbarung sei „kein Einstieg in die Arbeitszeitverkürzung“. Es handele sich um „freiwillige Angebote“, die unternehmerische Freiheit bleibe erhalten. Davon würden nur Unternehmen Gebrauch machen, „die darin einen Vorteil sehen“.

Die Arbeitgeber konnten für Betriebe in Schwierigkeiten eine Regelung zur automatischen Streichung einer in einem früheren Tarifvertrag vereinbarten Zusatzzahlung durchsetzen. Die im Oktober fällige Zahlung könne für Unternehmen entfallen, bei denen die Umsatzrendite unter eine bestimmte Marke sinke.

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