Grenzüberschreitende Initiativen Saarland und Lothringen rücken enger zusammen

Hannover · Die Region Saar-Moselle wirbt auf der Hannover Messe mit Gewerbeflächen.

 Deutsch-französische Freundschaft demonstriert der Stand der Region Saar-Moselle Eurodistrict auf der Hannover Messe.

Deutsch-französische Freundschaft demonstriert der Stand der Region Saar-Moselle Eurodistrict auf der Hannover Messe.

Foto: Thomas Sponticcia/Saarbrücker Zeitung/Thomas Sponticcia

Viele junge Leute in Lothringen haben Hemmungen. Sie können sich ein Praktikum oder gar eine Ausbildung im Saarland nicht vorstellen. Das sagte gestern Isabelle Prianon, Geschäftsführerin der Region Saar-Moselle Eurodistrict, auf der Hannover Messe. Dort präsentiert sich die Region mit neuen, gemeinsamen, grenzüberschreitenden Initiativen. Ein Grund für die Vorbehalte der Jugendlichen sei, dass in Frankreich, anders als in Deutschland, Praktika grundsätzlich bewertet werden. Deshalb scheuten viele die Sprachhürde und fürchteten zu scheitern. Auch mangelnde Mobilität sei ein Hindernis.

Prianon verweist auf Initiativen wie „Sesam“ und „Faga“, die Abhilfe schaffen sollen. „Sesam“ läuft unter der Trägerschaft des Département Moselle und soll die Selbstsicherheit junger Franzosen fördern. Die Initiatoren vermitteln Kontakte und Betriebsbesichtigungen und helfen bei Bewerbungsschreiben. Die EU übernimmt für junge Franzosen, die ihre Fähigkeiten im Saarland testen wollen, Fahrt- und Übernachtungskosten. „Faga“ ist eine von der EU geförderte Fachstelle für Ausbildung, Träger ist ein Verein in Dillingen. Mit dieser Initiative wird an deutschen Schulen für ein Praktikum oder eine Ausbildung in Frankreich geworben. Institutionen wie das Saar-Wirtschaftsministerium, das Bildungsministerium und der Eurodistrict beteiligen sich an „Faga“.

Roland Roth, Präsident des Eurodistricts sowie des Gemeindeverbands Saargemünd, spricht bei seiner Präsentation am Stand von Saar-Moselle vom „gemeinsamen Ziel, zweisprachige Fachkräfte zu finden“. Er wirbt zugleich auf der Hannover Messe um Unternehmen. „Sie finden bei uns in der Region viel Kaufkraft, eine leistungsfähige Industrie und haben auch hervorragende Umsatz-Möglichkeiten“, sagt er. Die Region als Schnittstelle von Deutschland und Frankreich verfüge über insgesamt 53 400 Unternehmen, biete 286 000 Arbeitsplätze und 590 Hektar an Gewebeflächen.

Doch die werden immer mehr zum Problem, räumt Peter Gillo, Vizepräsident des Eurodistricts und Präsident des Regionalverbands Saarbrücken ein. So seien im Regionalverband keine größeren zusammenhängenden Gewerbeflächen mehr verfügbar. Er setzt deshalb wie Roth und auch Laurent Damiani auf ein stärkeres Engagement deutscher Unternehmen im Großraum Forbach.

Damiani, Chef des Gründerzentrums „Eurodev“ verweist auf eine gerade begonnene Initiative der Stadt Forbach, die Gewerbegebiete zu erweitern und zusätzliche Flächen zu entwickeln. Hier stünden noch genug Gewerbeflächen für Industriebetriebe zur Verfügung. Gleichzeitig bestünden jetzt schon für junge Saarländer gute Berufschancen jenseits der Grenze. „Wir suchen Personal für unsere Industrie, speziell in den Bereichen Mechatronik und Automatisierung“, sagt Damiani.

Dem Argument, Frankreich baue zu hohe Hürden für deutsche Unternehmen auf, widerspricht er. „Wir laden alle ansässigen Firmen in Forbach zu regelmäßigen Gründer-Stammtischen ein. Dazu können auch Deutsche jederzeit kommen. Umgekehrt bieten wir auch Workshops für Franzosen an, die gerne ein Unternehmen in Deutschland gründen wollen.“ In immer mehr Bereichen entwickelten Saarländer und Franzosen gemeinsame, praktische Ideen. Jüngstes Projekt: In Rilchingen-Hannweiler soll eine deutsch-französische Kita entstehen, in der Arbeitnehmer von diesseits und jenseits der Grenze ihre Kinder betreuen lassen können.

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