Saarland-Marketing wird stärker beachtet

Saarbrücken · Was Baden-Württemberg mit einem großen Etat schon geschafft hat, will das Saarland mit wenig Geld erst erreichen: mehr positive Beachtung in der Republik. Nach zweieinhalb Jahren Marketing-Kampagne wurde jetzt eine erste Bilanz gezogen.

 Das Saarland-Marketing, hier eines der Motive, soll über das Jahr 2017 hinaus fortgesetzt werden. Foto: Oliver Dietze

Das Saarland-Marketing, hier eines der Motive, soll über das Jahr 2017 hinaus fortgesetzt werden. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

"Nicht spießig, sondern supercool." So begann die Herausforderung für das Standort-Marketing in Baden-Württemberg vor mittlerweile 17 Jahren. Bloß: wie bekommt man einen solchen Image-Wandel hin? Heute kann der Leiter des dortigen Landesmarketings Andreas Schüler darüber lächeln. "Mit einer Mischung aus Größenwahn und Sympathie, ganz so, wie es in der Werbung erwartet wird", sagte Schüler am Montagabend in der Saar-IHK vor rund 400 geladenen Gästen anlässlich einer Zwischenbilanz des Saar-Marketings nach zweieinhalb Jahren. Und so sei als Konsequenz aus allen Überlegungen der mittlerweile berühmte Slogan "Wir können alles. Außer Hochdeutsch" entstanden.

Natürlich müsse man auch mit Fakten punkten, dürfe aber auch frech sein. So habe man in einer Aktion die Deutsche Gewichtheber-Nationalmannschaft dafür gewinnen können, als Umzugsteam für eine Familie von Fachkräften zu arbeiten, die nach Baden-Württemberg umzieht. Natürlich verbunden mit öffentlichkeitswirksamer Vermarktung. Auch Originalität mache sich bezahlt, sagte Schüler . Neben zahlreichen Aktionen zeige das Land eine besonders starke Online-Präsenz und wirke auch auf Messen mit, auf denen man junge Menschen mit hohen Ansprüchen findet, etwa auf der Republica in Berlin, der größten Messe für Netz-Aktivisten. Dort versorge man Blogger an einem eigenen Stand mit anspruchsvollen Inhalten und informiere gleichzeitig über Baden-Württemberg.

Für all diese Standortwerbung hat Andreas Schüler natürlich ein deutlich höheres Budget zur Verfügung als das kleine Saarland. Franz-Rudolf Esch , der als Marketing-Experte das Saarland-Marketing mit betreut, äußerte Respekt für die Cleverness der Baden-Württemberger. Um zugleich einzuschränken, dass der dortige Slogan an der Saar keine Chance hätte, denn man würde ihn den Saarländern nicht abnehmen. "Großes entsteht immer im Kleinen" passe da besser, ein Motto, über das man bis zur Entscheidung ein Jahr diskutiert habe. Esch verteidigte erneut das Vorgehen, im ersten Jahr zunächst nur die Saarländer angesprochen zu haben, "denn der Saarländer legt sein Selbstbewusstsein ab, wenn er die Landesgrenzen überschreitet". Jeder Saarländer solle aber möglichst auch im Rest der Republik ein positiver Botschafter seiner Region sein.

Mittlerweile habe man 429 Personen bei verschiedensten Anlässen befragt: von der Cebit über die Hannover-Messe bis hin zur Road-Show quer durch die Republik . Das Ergebnis sei beachtlich. Schon 40 Prozent der Befragten hätten Kontakt mit dem Saarland-Marketing gehabt, davon 19 Prozent außerhalb des Saarlandes. Sowohl Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU ) als auch Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD ) stellten in Aussicht, dass das Standort-Marketing über 2017 hinaus fortgesetzt wird, unabhängig davon, wer regieren wird. Die auf fünf Jahre angelegte Marketing-Offensive kostet 1,5 Millionen Euro jährlich. Sie wird vom Land und von der Industrie- und Handelskammer finanziert. > : Meinung

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