Nano-Industrie ItN Nanovation will in China expandieren

Saarbrücken · Safbon, der Mehrheitsaktionär des Saarbrücker Unternehmens, kündigt den Aufbau einer chinesischen Produktion an.

 Christian Koch ist seit Mai neuer Chef von ItN Nanovation.

Christian Koch ist seit Mai neuer Chef von ItN Nanovation.

Foto: ItN Nanovation/Markus Lutz

Der Nano-Hersteller ItN Nanovation soll künftig stärker in China aktiv werden. Das kündigte Lu Shuijun, Vice President des ItN-Mehrheitsaktionärs Safbon, bei einem Besuch in Saarbrücken an. „Es gibt einen großen Bedarf für die Wasser-Filter-Technik“, sagt er. Allerdings sei diese aktuell für den chinesischen Markt noch zu teuer. „Unser Ziel ist es deshalb, in einer Produktion vor Ort Anpassungen für den chinesischen Markt zu entwickeln, die konkurrenzfähig hergestellt werden können“, sagt der Safbon-Chef.

Viele Jahre versucht das Saarbrücker Nano-Unternehmen bereits, mit seiner Wasser-Filtrationstechnik nicht nur in den Markt zu kommen, sondern auch Gewinne zu schreiben. Erste Projekte, unter anderem zur Tiefenwasser-Filtration in Saudi-Arabien, zur Nachfiltration in Kläranlagen oder zur Brauchwasser-Aufbereitung laufen zwar schon mit gutem Erfolg, wirtschaftlich allerdings macht sich das nicht bemerkbar. 2016 meldete das Unternehmen einen operativen Verlust von 3,8 Millionen Euro bei einer halben Million Euro Umsatz, 2014 waren es sogar 4,6 Millionen Euro Minus bei 2,8 Millionen Euro Umsatz.

Seit Jahren ist ItN angesichts dieser Zahlen ein Sanierungsfall – und seit Jahren werden ItN-Aktionäre auf Hauptversammlungen um mehr Geld und Geduld gebeten, bis die Technik sich im Markt durchsetzt. Der langjährige Hauptaktionär, die Eigner-Familie der Firma Festo, hat Mitte vergangenen Jahres allerdings die Geduld verloren und sämtliche Anteile an die chinesische Safbon verkauft.

Christian Koch, seit Mai neuer Vorstandschef von ItN Nanovation, sieht aber in dem neuen Großaktionär eine echte Chance für das Unternehmen: „Safbon ist selber in der Wasseraufbereitung aktiv und hat ein weltweites Vertriebsnetz“, sagt Koch. „Und genau davon können wir jetzt profitieren.“ Denn während das Unternehmen, eine Ausgründung aus dem Saarbrücker Institut für Neue Materialien (INM), mit seiner Nano-Beschichtung eine weltweit einzigartige Technik entwickelt hat, war Vertrieb seit Jahren der Schwachpunkt.

Neben der höheren Vertriebsstärke – Safbon hat Filialen unter anderem in München, der Schweiz und den USA – öffnet der neue Großaktionär dem Saarbrücker Nano-Spezialisten vor allem den Zugang zum chinesischen Markt. „Und damit zu Projekten, die weit über unseren bisherigen Umsätzen liegen“, sagt Koch. Für dieses Jahr kalkuliert der Vorstandschef wegen erwarteter Neuaufträge bereits mit einem Umsatz von zehn Millionen Euro.

ItN-Technik basiert auf einer Nano-Beschichtung, die auf Keramik-Filter aufgetragen wird und die selbst feinste Materialien aus dem Wasser filtern kann, gleichzeitig die Filter aber widerstandsfähig macht. So können die Filter beispielsweise das radioaktive Radium ebenso aus Wasser herauslösen wie Arsen oder Chlor. Und weil sie außerdem hitzebeständig sind, können sie auch bei heißem Wasser eingesetzt werden. Die Keramik ist deutlich haltbarer als marktübliche Polymerfilter. Während diese bereits nach wenigen Monaten gewechselt werden müssen, hat ItN in einer Pilotanlage in Saudi-Arabien seine Filter seit mehreren Jahren durchgehend im Einsatz.

Saudi-Arabien war über Jahre auch der Hoffnungsträger des Saarbrücker Unternehmens. Das Land investiert Millionen in die Aufbereitung von Tiefenwasser, das seit tausenden Jahren unter der Wüste lagert. Bei mehreren Projekten konnte sich ItN als einziger Filterhersteller durchsetzen. „Doch dann hat uns der Ölpreis-Verfall einen Strich durch die Rechnung gemacht“, sagt Koch. „Sämtliche Projekte wurden auf Eis gelegt, und teilweise mussten wir komplett neu verhandeln.“ In diesem und kommendem Jahr allerdings werde ItN auch dort mehrere Anlagen realisieren. Vor allem weil ItN-Filter die Radioaktivität aus dem hoch belasteten Wasser filtern können, hat das Unternehmen dort einen echten Konkurrenzvorteil.

Mit der Unterstützung von Safbon will Koch auch weitere Märkte angehen. Beispielsweise sieht er Chancen im Iran, wo das Wasser häufig mit Arsen belastet ist. Oder in Osteuropäischen Ländern, wo es oft Probleme mit einer ausreichenden Versorgung mit sauberem Wasser gibt.

 Lu Shuijun, Vertreter des Großaktionärs Safbon sieht große Chancen.

Lu Shuijun, Vertreter des Großaktionärs Safbon sieht große Chancen.

Foto: Markus Lutz / Fotolutz Complex G/ItN Nanovarion/Markus Lutz / Fotolutz Complex G
 In diesem Container steckt eine komplette Kläranlage. Mit solchen Pilotprojekten hat ItN die Leistungsfähigkeit der Filter demonstriert.

In diesem Container steckt eine komplette Kläranlage. Mit solchen Pilotprojekten hat ItN die Leistungsfähigkeit der Filter demonstriert.

Foto: Foto: ItN Nanovation/ItN Nanovation

Lu kündigt aber auch an, die Anwendungsbreite der ItN-Technik noch zu erhöhen. „Wir werden neben einer Produktion in China auch noch eine Entwicklungsabteilung aufbauen, um weitere Einsatzmöglichkeiten zu finden“, sagt Lu. Wenn Safbon der Technik zu weiterem Erfolg verhelfe, werde davon letztlich auch der Standort im Saarland profitieren, sagt Lu.

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