Barmer-Untersuchung Saarländer sind oft psychisch krank

Saarbrücken · In keinem anderen Bundesland fehlen laut einer Barmer-Untersuchung Berufstätige so häufig aufgrund seelischer Leiden.

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Foto: SZ

Sorgen um den Arbeitsplatz, Veränderungsdruck, Arbeitsverdichtung, mangelnde Transparenz, schwierige Vorgesetzte – all das hat Folgen. Aus diesen Gründen nehmen nämlich die psychischen Leiden bei Beschäftigen zu; im Saarland stärker als im Rest der Republik. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der Barmer Ersatzkasse. Die Krankenkasse hat dafür nach eigenen Angaben die Daten von 53 000 Erwerbstätigen im Saarland aus dem Jahr 2017 ausgewertet. Demnach war jeder Berufstätige an der Saar im vergangenen Jahr im Durchschnitt 4,1 Arbeitstage wegen psychischer Belastungen krankgeschrieben. Zum Vergleich: Bundesweit waren es nur 3,4 Tage. Auf den niedrigsten Wert kamen die Baden-Württemberger mit 2,8 Tagen.

Am häufigsten fehlten die Saarländer wegen der Diagnose Depression (1,2 Arbeitstage). „Entscheidend für diesen Zustand ist das Verhalten des Arbeitgebers“, sagt Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Viel hänge davon ab, wie Führungskräfte mit ihren Mitarbeitern umgingen.

Kleis‘ Rat an Unternehmen lautet: „Es ist wichtig, sich mehr mit dem betrieblichen Gesundheitsmanagement zu beschäftigen als bisher.“ Gerade in Zeiten des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels spiele es eine große Rolle, wie ein Betrieb sich um seine Mitarbeiter kümmere und sie einbinde. Die Arbeitgeber müssten mehr für die Gesundheit ihrer Belegschaft tun, wenn sie sich vor ungewollten Ausfällen infolge von Krankheiten schützen wollten. Man müsse jedoch nicht gleich einen Gesundheitstag anbieten, oft wirkten schon die einfachen Mittel, zum Beispiel Gesprächsangebote, sagt Kleis.

Mehr Fehltage als bei psychischen Leiden gab es im Saarland 2017 nur bei Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems. Die Beschäftigten mussten deswegen im Schnitt 4,4 Tage zu Hause bleiben. Dabei handelte es sich meistens um Rückenschmerzen (1,2 Tage). Dunja Kleis verweist jedoch auf einen Zusammenhang zwischen den beiden häufigsten Fehlgründen. Denn: „Auch bei Rückenschmerzen spielen psychische Faktoren eine Rolle – neben fehlender oder falscher Bewegung.“

Bei den Fehlzeiten wegen Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems war das Saarland im Ländervergleich ebenfalls weit vorn – „und trauriger Spitzenreiter unter den westdeutschen Bundesländern“, sagt Dunja Kleis.

Werden alle Krankheiten berücksichtigt, haben sich die Beschäftigten im Saarland 2017 öfter krankgemeldet als die Erwerbstätigen im Bundesdurchschnitt. Laut der Untersuchung mussten 58 Prozent der saarländischen Berufstätigen mindestens einmal wegen einer Krankheit zu Hause bleiben. Im Bund waren es 54,9 Prozent. Im Schnitt kamen auf jeden Berufstätigen an der Saar 1,3 Krankmeldungen mit 20,6 Fehltagen. Bundesweit lagen die Zahlen bei 1,2 Krankmeldungen und 17,6 Fehltagen. Nach Barmer-Angaben seien an einem durchschnittlichen Kalendertag von 1000 Berufstätigen 56 arbeitsunfähig gemeldet gewesen.

„Innerhalb des Saarlands gibt es bemerkenswerte Unterschiede mit Blick auf das Krankheitsgeschehen der Beschäftigten“, sagt Dunja Kleis. Im Landkreis Neunkirchen hätten sich die Berufstätigen im Schnitt mit 22 Fehltagen am häufigsten krank gemeldet. Im Regionalverband Saarbrücken seien es mit 18,9 Fehltagen die wenigsten gewesen.

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